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Titel: Mobile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Richter
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Joachim den Arm um die Schulter, strahlte ihn an und sagte mit gespielter Fröhlichkeit: »Würde mich nicht wundern, wenn du dämlicher Vollidiot mir eine verdammte Rippe gebrochen hast. Das tut beschissen weh. Deine kleine Unbeherrschtheit hätte mächtig schief laufen können und wir hätten uns auf der Wache wiedergefunden. Das wäre schade gewesen um die wertvolle n Stunden im Kampf um das Leben deines Sohnes.« Er gab Joachim einen freundschaftlichen Klaps gegen die Brust. »Und jetzt schenk mir ein erfrischendes Lächeln und umarme mich, die Bullen und Sicherheitsgorillas beobachten uns, wir haben uns jetzt für sie lieb wie Brüder sich eben lieb haben.«
    Aus den Augenwinkeln sah Joachim, dass sie tatsächlich beobachtet wurden. Er lächelte verkniffen und überwand sich, Michael flüchtig zu umarmen. »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen«, raunte er in Michaels Ohr.
    »Vergiss nicht, dass wir hier etwas sehr wichtiges zu erledigen haben«, entgegnete Michael leise. Dann lachte er auf, als sei er zutiefst amüsiert, löste sich aus der Umarmung und gab Joachim einen angedeuteten Faustschlag auf den Oberarm. Er blickte zum Gepäckband und entdeckte ihre Taschen. Er gab Michael ein Zeichen, zu warten und ging los, um die Taschen zu holen. Er bemühte sich, unbeschwert zu gehen, doch er ging leicht krumm, die Rippen schmerzten noch immer. Kurz darauf kehrte er zurück und gab Joachim seine Tasche.
    »Wir gehen jetzt raus, ohne für unsere Aufpasser auch nur einen Blick übrig zu haben, denn du und ich haben diesen kleinen und nicht weiter erwähnenswerten Zwischenfall längst vergessen, klar?«
    Joachim antwortete nicht. Gemeinsam verließen sie die Ankunftshalle und stiegen in ein Black Cab. Als sie Ipswich als Fahrziel nannten, l euchteten die Augen des Fahrers freudig.
     
    Carola sah, dass Joachim vor wenigen Minuten auf ihrem Handy angerufen hatte. Keine Ahnung, weshalb sie das Klingeln nicht gehört hatte, der Stumm-Modus war jedenfalls ausgeschaltet. Während Niklas gebannt auf den Fernseher starrte, verließ sie das Wohnzimmer, setzte sich an den Küchentisch und rief zurück. Joachim nahm ab.
    »Wo seid ihr?«, fragte sie.
    »Wir verlassen gerade das Flughafengelände.«
    »Alles okay bei euch?«
    »Wie man's nimmt. Gibt's was Neues mit ... den Farben?«
    Ihre Stimme wurde träge. »Ja. Das geringelte Oberteil ist komplett fort, die Hälfte der Farben des Mobiles sind jetzt verschwunden.«
    Joachims Magen zog sich zusammen. Er schloss die Augen.
    »Bist du noch dran?«, fragte Carola nach einem Moment.
    »Ja.«
    »Ihr müsst euch beeilen!«
    »Ach, was du nicht sagst ... .«
    »Melde dich, sobald es auch nur eine klitzekleine Neuigkeit gibt.«
    »Ja.«
    »Joachim, ich höre doch, dass irgendetwas gewaltig schief liegt. Muss ich etwas wissen?«
    »Du?«, fragte er spöttisch. »Wenn, dann wohl eher ich. Aber dazu kommen wir später. Ich leg' jetzt auf. Sag sofort Bescheid, sofern die Figur weitere Farbe verliert.« Ohne ein weiteres Wort beendete Joachim die Verbindung.
    »Die Figur ist weiter verblasst, wenn ich's richtig herausgehört habe«, sagte Michael.
    Joachim nickte und sah mit zusammengekniffenen Augen aus dem Seitenfenster.
    »Die Zeit könnte echt knapp werden, hoffentlich reicht es am Ende. Wir dürfen keine Fehler machen, die uns wertvolle Zeit kosten. Oder besser: Die deinem kleinen Sohn kostbare Zeit kosten.«
    Joachim schwieg. Seine Wangenmuskulatur arbeitete. Die Anspannung stand tief in sein Gesicht geschrieben.
    Michael beugte sich nach vorne und sagte zum Fahrer: »Halten Sie bitte am nächsten Shop, wo man was zu Trinken kaufen kann.«
    »Wird erledigt«, kam es zurück.
    »Geht auch schnell, nur rasch ein paar Dosen für die Fahrt rausholen«, murmelte Michael in Joachims Richtung, wohlwissend, dass er weder ein Wort noch einen Blick als Antwort erhielt.
    »Ich habe ein gute s Gefühl bei Ipswich«, sagte Michael kurz darauf. »Ist ein prima Pflaster für seltsame Fälle. Ende 2006 gab es dort eine Mordserie, bei der innerhalb von nur zehn Tagen gleich fünf drogenabhängige Nutten tot aufgefunden wurden. Die britischen Bullen starteten eine riesige Fahndung, bis man schließlich diesen Typen ... .«
    »Halt endlich die Schnauze«, sagte Joachim mit ruhiger, aber druckvoller Stimme und schenkte Michael einen eiskalten Blick. »Kauf dir gleich deinen Fusel, schütte ihn dir in deinen wirren Kopf und halte einfach die Klappe, bis wir angekommen. Das ist so ziemlich mein

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