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Titel: Mobile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Richter
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kann so etwas nie wissen, außer man weiß es nach einem DNA-Abstammungstest mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit.«
    Joachim verlor die Kontrolle. Er packte den völlig überraschten Michael am Nacken, griff mit ganzer Kraft zu und zog ihn zu sich heran. Michael kreischte auf. Er knickte in den Beinen ein, doch schnell umfasste Joachim mit der anderen Hand Michaels linken Oberarm und verhinderte so, dass er ganz zu Boden sank. »Du beschissenes Arschloch«, zischte Joachim und spuckte ihm unbeabsichtigt dünne Speichelfäden ins Gesicht. »Sieh' dich an, du bist ein Nichts, dein kranker Kopf ist voll von Scheiße, du geilst dich auf an deinen vergifteten Gedanken. Niklas soll von dir sein? Ich lach' mich tot! Niemals hätte Caro sich wieder mit dir eingelassen, du Verlierer. Du widerst mich so was von an, das glaubst du gar nicht.« Er zog das Knie an und rammte es Michael mit ganzer Wucht in die Rippen. Michael schrie auf und Joachim ließ ihn zu Boden fallen. Röchelnd und mit weit aufgerissenen Augen lag Michael vor seinen Füssen, und während er ihn schwer atmend beobachtete, verspürte Joachim ein ungeheures Verlangen, zuzutreten, mitten in Michaels ungedecktes Gesicht hinein, ihm mit einem einzigen Tritt die Nase zu zertrümmern und sämtliche Zähne aus dem Kiefer zu jagen. Doch ein Rest an Beherrschung hielt ihn davon ab.
    Plötzlich packten zwei Sicherheitskräfte Joachim an den Schultern und rissen ihn zurück. Mit eisernen Griffen umklammerten sie seine Oberarme. Zwei Polizisten eilten hinzu. Zahlreiche neugierige Augenpaare verfolgten das Szenario.
    »Was ist hier los?«, fragte der eine Polizist streng. Er baute sich vor Joachim auf, während sein Kollege Michael half, wieder auf die Beine zu kommen.
    »Gut, es ist alles gut«, sagte Michael hustend. Er stand krumm und hielt sich die Rippen, versuchte sich dann so aufrecht und entspannt hinzustellen, wie es ihm möglich war. Mit gequälter Stimme sagte er: »Mein Fehler, ich hätte meinen Bruder nicht provozieren dürfen. Wir sind hier zur Beisetzung unserer geliebten Schwester, die Nerven liegen blank. Bitte keine weiteren Umstände wegen uns, wir machen ganz gewiss keinen Ärger.«
    »Brauchen Sie einen Arzt?«, fragte der Polizist, der Michael hochgeholfen hatte.
    Michael schüttelte den Kopf. »Ich spüre schon gar nichts mehr, war ja auch kaum mehr als ein leichter Wischer. Es ist alles in Ordnung. Entschuldigen Sie vielmals die Unannehmlichkeiten, das war sehr peinlich von uns.«
    »Ihre Papiere«, sagte der andere Polizist. »Beide!«
    »Ist das wirklich erforderlich?«, fragte Michael. »Wir wollen nur unserer Schwester die letzte Ehre erweisen und sind dann auch schon wieder zurück in Deutschland.«
    Mit einer unmissverständlichen Handbewegung forderte der Polizist die Papiere ein.
    Einer der Sicherheitskräfte ließ Joachims Arm los. Joachim gab dem Polizisten seinen Personalausweis, Michael tat es ihm nach. Der Polizist hielt sie nebeneinander und glich die Fotos mit Joachims und Michaels Gesicht ab.
    »Brüder, hä?«, sagte er und hob die Augenbrauen. »Unterschiedliche Nachnamen und zwischen Ihren Geburten liegen nur einige Wochen. So, Sie kommen jetzt mit uns!«
    »Im Grund sind wir Halbbrüder«, sagte Michael schnell, aber nicht hastig. »Ich bin das Resultat eines Seitensprungs unseres Vaters. Als unser Vater mich zeugte, wusste er noch nicht mal, dass seine Frau mit ihm schwanger war.« Er deutete kurz auf Joachim. »Es ist übrigens auch seine Schwester, die wir auf ihrem letzten Weg begleiten müssen, somit bin ich nur ihr Halbbruder. Aber der Verlust schmerzt mich deshalb nicht weniger.«
    Der Polizist war unentschlossen. Er sah seinen Kollegen an und erhielt als Reaktion ein knappes Nicken.
    »Also gut, wir lassen Sie ausnahmsweise davonkommen«, sagte er und gab die Ausweise zurück. »Sie sind hier zu Gast, also benehmen Sie sich entsprechend. Die Kollegen da draußen drücken garantiert nicht beide Augen zu. Sie nehmen jetzt Ihr Gepäck und verschwinden schleunigst von hier. Bis Sie das Gebäude verlassen haben, behalten wir Sie im Auge.«
    »Vielen Dank«, sagte Michael und rang sich ein dünnes Lächeln ab, »wir werden die unauffälligsten Gäste sein, die dieses wunderbare Land jemals hatte.«
    Joachim war viel zu durcheinander, um etwas zu sagen, das ihm auch nur ansatzweise sinnvoll erschien. Nun ließ auch die andere Sicherheitskraft ihn los und trat zwei Schritte zur Seite, blieb dort stehen.
    Michael legte

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