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Titel: Mobile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Richter
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eine mächtige Kirchenglocke schlug - wieder und immer wieder. Dann kroch sie auf allen Vieren zum Telefon und drückte den Knopf mit Anns gespeicherter Handynummer. Als Cathleens Mutter sich meldete, versagte Bettys Stimme. Nur einen Augenblick später wurde sie ohnmächtig.
     
    *
     
    Sie checkten ein in einem kleinen, gepflegtem Hotel in der Innenstadt. Joachim bezahlte die beiden Einzelzimmer für vorerst eine Nacht.
    »Gib mir mal fünfzig Pfund«, sagte Michael zu ihm, nachdem sie die Zimmerschlüssel erhalten hatten.
    Joachim sah ihn verwundert an.
    »Nun gib schon her.« Michael machte eine auffordernde Handbewegung. »Ich will was mit unserem Freund von der Rezeption besprechen und dafür brauche ich einen Informationsbeschleuniger.«
    Joachim musterte Michael misstrauisch.
    »Ich habe keine englische Kohle. Du kannst dir das Geld ja in einigen Jahren von deinem kleinen Sohn wiedergeben lassen, immerhin war es dann ja eine Art Investition in sein Leben gewesen.«
    Joachim warf einen kurzen Blick auf den Mann hinter dem halbrunde n Rezeptionstresen. Ein junger und gutaussehender Farbiger, vermutlich ein Student, der sich hier ein paar Pfund extra verdiente. Er gab irgendetwas in den Computer ein und schien den beiden keine Beachtung zu schenken.
    »Und was für Informationen erwartest du dir von ihm?«, fragte Joachim.
    »Mal sehen, was er im Angebot hat. Vielleicht werde ich die fünfzig Piepen ja auch gar nicht einsetzten müssen. Ich plaudere mit dem Kerlchen, ganz auf die lockere Tour, mal sehen, was ich ihm entlocken kann. Du gehst mittlerweile auf dein Zimmer, rufst Zuhause an und erkundige dich nach deinem Jungen. Also, her mit dem Zaster.«
    Ohne Michael aus den Augen zu lassen, zog Joachim einige Geldscheine aus der Hosentasche.
    »Das mit dem Vertrauen ist schwierig«, sagte er, zählte ab und reichte Michael einige Scheine.
    »Du machst dir das Leben unnötig schwe r.« Michael schob das Geld in die Gesäßtasche seiner Jeans. »Was dieses Thema hier betrifft, haben wir beide eine Schnittmenge - und zwar deine Frau. Ich will ebenso wenig, dass Carola ihr geliebtes Kind verliert, wie du willst, dass sie es verliert. Ich will, dass sie glücklich ist. Wann begreifst du mich endlich als deinen Verbündeten, Joachim Netzner? So, und nun huschhusch auf dein Zimmer, dort wartest du auf mich. Ruf Carola an und spiel' beim Klang ihrer Stimme ein wenig an deiner Nudel, das würde zumindest ich an deiner Stelle tun. Wir sehen uns später.«
    Mit leichtem Kopfschütteln schnap pte sich Joachim seine Tasche. Michael tickte nicht richtig und das Ganze behagte ihm nicht, aber was sollte er machen. Er ging zur Treppe, die ihn zu seinem Zimmer im zweiten Obergeschoss führte.
     
    *
     
    Der hochgewachsene Mann bahnte sich den Weg durch die Gäste, die er vereinzelt knapp grüßte. Er schob sich zum Tresen durch, direkt an die Zapfanlage.
    Die junge Frau dahinter sah kurz auf und lächelte flüchtig. »Hi Dave«, sagte sie, um sich gleich darauf wieder aufs Zapfen zu konzentrieren.
    »Wo ist Bruce, Sara?«, fragte er. Er wirkte sehr angespannt.
    Sie sah kurz nach links und rechts. »Ich weiß nicht. Vielleicht hinten im Büro.«
    »Ich muss zu ihm.«
    Sara nickte kurz und machte dann eine Kopfbewegung in die Richtung, wo die Tresentür war. Sie wusste, dass Bruce und Dave sich seit langem kannten, immer wieder steckten die beiden Männer die Köpfe zusammen. Es sollte kein Problem sein, dass sie Dave zu ihm ließ.
    Dave schob sich an den Gästen am Tresen vorbei, immer wieder ein paar Worte der Entschuldigung murmelnd. Im Vorbeiquetschen gab er dem guten, alten Charly die Hand. Kurz darauf klopfte er zweimal kräftig an die Bürotür und öffnete sie, ohne eine Antwort abzuwarten. Er trat ein.
    Bruce saß auf seinem abgenutzten Stuhl hinter dem schmalen Schreibtisch. Er rauchte eine Zigarette und machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Hast du es schon gehört?«, fragte Dave ohne ein Wort der Begrüßung. Er schloss die Tür.
    »Das von den Walkers? «
    »Ja.«
    »Gerade eben. Verdammte Scheiße, die Sache.«
    » Allerdings. Eine Freundin meiner Frau ist mit Ann Walker befreundet. Sie war eben dort. Die Polizei dreht das Nachbarsmädchen, das auf die Kleine aufgepasst hat, durch den Wolf.«
    »Sie war es nicht.«
    »Gott, nein.«
    Bruce zog die Schreibtischschublade auf, holte zwei Gläser und eine angebrochene Flasche Scotch hervor, schenkte ein. Er schnappte sich ein Glas und deutete auf das andere. Dave

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