Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mobile

Mobile

Titel: Mobile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Richter
Vom Netzwerk:
wirst es nicht versuchen, du wirst es tun«, sagte Michael in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    »Mach es einfach, Caro«, sagte Joachim. »Wir müssen einander jetzt einfach vertrauen.«
    Michael nickte leicht und zwinkerte Joachim zu. Dann raunte er: »Zünde es an, beide gleichzeitig! Pass auf, dass es nicht ausgeht, halte die Flamme immer nach unten, auch wenn es deine Finger grillt.«
    Joachim holte tief Luft, dann ließ er die kleine Flamme erscheinen und hielt sie unter die Ecken der beiden Ausdrucke. Das Papier fing Feuer.
    »Carola?«, fragte Michael.
    »Ja?«
    »Schneide die Schnur durch, an der die verdammte Holzfigur hängt, die deinem Kleinen an den Kragen will.«
    »Was?«
    »Schneide die verfluchte Schnur los und lass die beschissene Figur einfach ins Bett fallen. Na los!«
    »Nun mach' schon!« brüllte Joachim. Die Bögen waren bereits zur Hälfte verbrannt und er hatte Mühe, die Flammen von seinen Fingern fern zu halten.
    »Okay«, sagte sie so leise, dass nur sie selbst es hören konnte. Sie sah zum Mobile, dann zu Daniel. Nein, die herabfallende Holzfigur würde ihn nicht treffen, zumindest seinen Kopf nicht.
    Ein nie zuvor verspürtes Bangen überkam Carol a, als sie die Hand hob und mit einem schnellen Schnitt die Schnur durchtrennte.
     
    *
     
    Die Frau in der Sommerjacke wusste, dass sie sich beeilen musste. Ihre Schritte wurden raumgreifender und schneller, ohne dass sie lief. Sie näherte sich zwei Jugendlichen, die rauchend und mit Dosenbier in der Hand im Eingang einer geschlossenen Videothek standen. Beide trugen schlabbrige Jeans, enge T-Shirts und hatten eine Basecap auf dem Kopf. Sie erblickten die Frau und einer der beiden machte einen Schritt nach vorne, so dass er mitten auf dem Fußweg stand.
    »Hey, Fötzchen, wohin so eilig?«, fragte er und stellte sich ihr mit einem primitiven Grinsen in den Weg. Sein Kumpel lachte dreckig.
    Ohne das Tempo zu verlangsamen, wich sie leicht nach rechts aus, um an ihm vorbei zu kommen. Der Jugendliche dachte nicht daran, sie einfach weitergehen zu lassen und streckte den Arm seitlich aus, um sie aufzuhalten. Sie ging unbeirrt weiter, und unmittelbar bevor sie mit ihm auf gleicher Höhe war, hob sie den linken Ellenbogen und rammte ihn dem Kerl mit einer blitzschnellen und fließenden Bewegung ins Gesicht.
    Ihm blieb nicht mal die Zeit des Reagierens. In seinem Gesicht brachen Knochen und fast zeitgleich stöhnte er auf, um im gleichen Moment wie aus einem Katapult geschleudert gegen die Hauswand zu schmettern, die weitere Knochen in seinem Körper teilte. In rund zwei Meter Höhe schien er kurz kleben zu bleiben, bevor er ohne jede Körperspannung zu Boden fiel.
    »Fuck!«, kreischte der andere Jugendliche und ließ Zigarette und Bierdose fallen. Entsetzt starrte er auf den zerschmetterten Körper seines toten Kumpels. Dann sah er der Frau hinterher, die unbeirrt ihren Weg fortsetzte, ganz so, als habe es die vergangenen zwei Sekunden nicht gegeben. Er wollte etwas hinter ihr herbrüllen, doch seine Stimme versagte und er brachte nur ein heiseres Krächzen hervor. Einen Augenblick lang war er vollkommen durcheinander, wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich dämmerte es ihm: Abhauen!
    Er sprang über den Leichnam hinweg und lief los, um nach wenigen Metern abrupt stehen zu bleiben. Er wusste, dass die Bullen viel herausbekamen mit Hilfe irgendwelcher Laboruntersuchungen von Speichel, und wenn er eines nicht gebrauchen konnte, dann war es Bullenärger.
    »Du stinkendes Drecksloch«, raunte er und sah in die Richtung, in die die Frau gegangen war, doch von ihr war nichts mehr zu sehen. Er lief zurück, schnappte sich seine glimmende Kippe und die Bierdose, aus der er getrunken hatte, und rannte davon, so schnell er konnte.
     
    *
     
    Joachim ließ die Papierecken fallen, bevor die Hitze seine Haut versengte. Er steckte sich Daumen und Zeigefinger in den Mund und ging mit der Zunge drüber, linderte den ersten Schmerz, während er innerlich fluchend von einem Fuß auf den anderen trat.
    »Was ist los bei euch?«, fragte Michael ins Telefon, ohne Joachim aus den Augen zu lassen.
    »Nichts«, sagte Carola.
    »Wo ist die Holzfigur?«
    »Sie liegt im Bett. Neben Daniel.«
    »Und der Junge macht ... nichts?«
    »Nein, er schläft. Sollte er was machen? Wachwerden? Schreien?«
    »Ja, vielleicht. Ich weiß es nicht. Warten wir noch einen Moment ab.«
    »Was ist mit Joachim, weshalb sagt er nichts? Joachim?!«
    Joachim nahm die Finger aus

Weitere Kostenlose Bücher