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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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mir bitte noch jemand das hier ernst nehmen? Sie sollten wissen, dass ich mir Notizen mache«, fügt sie streng hinzu und holt ihren Block heraus.
    Â»Wie fantaköstlich!«, ruft Wilbur. Annabel notiert ein Wort, aber ich kann nicht erkennen, was. »Also«, fährt er fort, »gibt es irgendwelchen Spielraum bei dem Namen Harriet? Oder sind wir da festgelegt?«
    Wir sehen ihn ein paar Sekunden lang schockiert an, denn … na ja, es ist mein Name. Ich bin gewissermaßen seit fünfzehn Jahren darauf festgelegt.
    Â»Mein Name«, erkläre ich Wilbur in möglichst würdevollem Tonfall, »geht auf Harriet Quimby zurück, die erste amerikanische Pilotin und die erste Frau, die je in einem Flugzeug den Ärmelkanal überquert hat. Meine Mutter hat ihn ausgesucht, weil er für Freiheit, Mut und Unabhängigkeit steht, und sie hat ihn mir gegeben, kurz bevor sie starb.«
    Es entsteht eine kurze Pause, während der Wilbur angemessen gerührt dreinschaut.
    Und dann fragt mein Vater: »Wer hat dir das erzählt?«
    Â»Annabel.«
    Â»Also, das stimmt nicht. Du wurdest nach Harriet, der Schildkröte, benannt, der zweitältesten Schildkröte auf der Welt.«
    Schweigen breitet sich aus, während ich meinen Vater anstarre und Annabel den Kopf so abrupt in die Hände legt, dass ihr Stift am Kragen abfärbt. »Richard«, stöhnt sie leise.
    Â»Eine Schildkröte?«, wiederhole ich bestürzt. »Ich bin nach einer Schildkröte benannt? Für was zum Teufel soll eine Schildkröte denn stehen?«
    Â»Langlebigkeit?«
    Ich starre meinen Vater mit offenem Mund an. Nicht zu fassen. Seit fünfzehn Jahren trage ich diesen grässlichen Namen, und jetzt kann ich nicht mal mehr meiner toten Mutter die Schuld in die Schuhe schieben?
    Â»Wie wäre es mit Frankie?«, schlägt Wilbur hilfsbereit vor. »Ich glaube nicht, dass es berühmte Reptilien dieses Namens gab, aber die eine oder andere Katze sicher.«
    Â»Sie bleibt Harriet«, sagt Annabel gepresst.
    Â»Du musst zugeben, dass es einen Versuch wert war«, flüstert Wilbur mir zu, doch ich bin zu sehr damit beschäftigt, meinen Vater mit bösen Blicken zu durchbohren, um etwas zu antworten.
    Â»Also«, fährt Annabel fort, und jetzt bemerke ich, dass sie eine Liste vor sich hat. »Wilbur. Ihnen ist bewusst, dass Harriet noch zur Schule geht?«
    Â»Natürlich, Flauschbällchen: Die anderen sind entschieden zu alt.«
    Annabel blickt ihn finster an. »Wie ich sehe, muss ich das anders formulieren. Was ist mit Harriets schulischen Pflichten?«
    Â»Wir arrangieren uns. Bildung ist ungeheuer wichtig, nicht wahr? Besonders wenn man aufhört, schön zu sein, und womöglich ein wenig dick wird. Denn was bleibt einem dann noch?«
    Annabels Augen werden zu noch schmaleren Schlitzen. »Wie viel wird das alles kosten?«
    Â»Himmel, Sie schleichen aber nicht lange um den heißen Brei herum, was?«, bemerkt Wilbur anerkennend und blinzelt meinem Vater zu. »Bei Probeaufnahmen arbeiten alle umsonst, die kosten nichts. Wenn sie gebucht wird, wird Harriet bezahlt, und die Agentur bekommt einen Anteil davon. Darum geht es doch, oder? Ich bin nicht hier, um eine kostenlose Mahlzeit abzustauben.« Wilbur hält kurz inne und überlegt. »Ein bisschen schon«, korrigiert er sich. »Aber nicht nur.«
    Â»Und wer kümmert sich um sie? Sie ist erst fünfzehn.«
    Â»Sie, Häschen. Oder Panda senior hier. Mit fünfzehn braucht sie immer eine Begleitperson, und ich würde vorschlagen, dass das einer von Ihnen übernimmt, denn die Fremden, die wir von der Straße reinholen, machen das nicht mit so viel Begeisterung.«
    Ein Blick auf meinen Vater verrät mir, dass seine freudige Erregung gefährliche Ausmaße annimmt.
    Annabel blickt ihn finster an. »Und wer hat da vorhin geweint?«, zischt sie. »Und vor allem: Warum?«
    Wilbur seufzt. »Wir mussten ein Mädchen ablehnen, Schätzchen. Das passiert andauernd. Wenn wir jeden, der Model sein will, zum Model machen würden, wären wir schließlich bloß eine Agentur für Menschen, nicht wahr? Mode ist exklusiv, mein Artischockenherzchen. Und das heißt qua definitionem, dass wir Menschen ausschließen.«
    Â»Das war ein Kind«, sagt Annabel aufgebracht.
    Â»Vielleicht, vielleicht auch nicht.«Wilbur zuckt die Achseln. »Schwer zu sagen. Manche

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