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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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essen auch nicht besonders viel. Das bringt die Wachstumshormone durcheinander, wissen Sie? Wie auch immer, wir mussten sie wegschicken.« Und dann strahlt er uns an. »Sie schicke ich natürlich nicht weg, denn Sie sind auf besondere Einladung hier, von moi.« Damit wirft er die Polaroidfotos von der Clothes Show auf den Tisch. »Ihre Tochter ist absolut hinreißend. Ich habe noch nie im Leben so eine Alien-Ente gesehen.«
    Â»Eine was?«
    Â»Eine Alien-Ente. Frankie hier sieht aus wie der rotblonde Abkömmling einer zärtlichen Verbindung eines Aliens mit einer Ente, und das ist im Augenblick unglaublich frisch.«
    Â»Sie heißt nicht Frankie«, zischt Annabel mit kaum verborgener Frustration. »Sie heißt Harriet.«
    Â»Hättest du nicht wenigstens lächeln können, Frankie?«, will mein Vater mit einem Seufzer wissen, während er die Fotos betrachtet. »Warum ziehst du immer so einen Flunsch?« Er sieht Wilbur entschuldigend an. »Es ist immer dasselbe. Als wir letztes Jahr in Frankreich waren, hat sie achtzig Prozent der Fotos verdorben.«
    Â»Sie heißt Harriet!«, fährt Annabel meinen Vater an.
    Â»O nein«, sagt Wilbur ernst. »Für mich ist das okay. Es gefällt den Leuten, wenn ihre Supermodels so unglücklich aussehen wie überhaupt möglich. Schönheit und Zufriedenheit zusammen … das wäre einfach unfair.« Er betrachtet die Fotos noch einmal mit zufriedener Miene. »Harriet sieht durch und durch unglücklich aus. Sie ist perfekt. Sobald wir das träge Auge gerichtet haben.«
    Â»Was reden Sie da?«, fällt Annabel ihm ins Wort. Ihre Stimme schraubt sich mit jedem Satz in neue Höhen, als würde sie singen. »Harriet hat kein träges Auge.«
    Â»Tut mir leid, tut mir leid«, lenkt Wilbur ein und wedelt mit den Händen, um sie zu beschwichtigen. »Wie kann man das politisch korrekter ausdrücken? Richtungsmäßig behindert?«
    Annabel sieht aus, als würde sie ihn gleich beißen.
    Â»Sind Sie sich ganz sicher«, mische ich mich endlich ins Gespräch, bevor Annabel das ganze Zimmer kurz und klein schlägt, »dass ich bin, was Sie suchen? Ich meine, ganz sicher? Es gibt da kein Missverständnis?«
    Denn – offen gestanden – bei den ganzen blank liegenden Nerven und der Wahnsinnsanspannung und dem Gebrüll bin ich noch nicht zu Wort gekommen, geschweige denn, zu einem einzigen klaren Gedanken. Trotzdem ist einiges von dem, was ich gehört habe, hängen geblieben. Worte wie: rothaarig, Schildkröte,Alien, Ente, träge und Auge.
    Offen gestanden ist das nicht gerade der magische Augenblick der Verwandlung, den ich mir vorgestellt hatte. Ich fühle mich kein bisschen schön.
    Ja, im Grunde fühle ich mich mieser als vorher, bevor ich hier reinkam.
    Â»Meine kleine Schildkröte«, sagt Wilbur und nimmt meine Hand, als mein schielendes, richtungsmäßig behindertes kurzbewimpertes Alien-Auge sich mit Tränen füllt. »Silberblick oder nicht, es ist kein Missverständnis. Du bist perfekt, wie du bist. Und das denke nicht nur ich.«
    Â»Nein, dein Daddy findet das auch«, sagt mein Dad, beugt sich vor und wuschelt mir durch die Haare, um Frieden mit mir zu schließen.
    Ich schleudere ihm einen giftigen Blick zu und schlage eingeschnappt seine Hand weg.
    Wilbur lächelt ihn an. »Meine geheimnisvolle Anspielung betrifft eine enorm wichtige Fashiondesignerin, die die Polaroids gesehen hat und Harriet kennenlernen will. Pronto.« Er unterbricht sich und schaut auf seine Uhr. »Pronto ist Italienisch und heißt umgehend«, fügt er hinzu.
    Schweigen breitet sich aus, während wir drei – Annabel, mein Vater und ich – Wilbur mit leeren Mienen anstarren und darauf warten, dass er das weiter ausführt. Vergeblich.
    Nach zwanzig Sekunden reißt Annabel der Geduldsfaden. »Worüber zum Teufel reden Sie da, Sie seltsamer kleiner Mann? Wann?«
    Wilbur schaut auf seine Uhr, die angefangen hat zu piepen. »Jetzt«, sagt er und steht grinsend auf.»Es ist der andere Termin, von dem ich gesprochen habe.«
    Â»Jetzt?«
    Â»Ja.« Und dann sieht Wilbur mich an. »Sie ist nebenan.«

30
    A lso, ich weiß ganz schön viel.
    Ich weiß zum Beispiel, dass das Wort »Mumie« von dem ägyptischen Wort für »schwarze, klebrige Masse« stammt. Ich weiß, dass der Mond der Erde

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