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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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Schweigen, während ich mich frage, ob eine andere Harriet Manners – irgendwo in einem anderen Universum – ein Gespräch mit einem unverschämt gut aussehenden Jungen namens Nick führt, ohne sich – mal wieder – absolut zum Idioten zu machen.
    Â»Und?«, fragt Nick schließlich. »Bist du jetzt bereit raufzugehen? Denn deine Eltern warten am Empfang, und nach dem Gesicht zu urteilen, das deine Mutter vor fünf Minuten gemacht hat, gibt es da oben womöglich inzwischen ein paar Tote.«
    Sugar Cookies. Ich hätte mir denken können, dass Annabel Tomb Raider spielen wird, sie war den ganzen Morgen schon kratzig drauf. »Woher weißt du, dass das meine Eltern sind?«, frage ich kühl und hoffe, so tun zu können, als hätte ich die beiden noch nie im Leben gesehen.
    Â»Erstens trägt deine Mutter genau dasselbe wie du. Also, ein Nadelstreifenkostüm.«
    Â»Oh.«
    Â»Und du hast dieselbe Haarfarbe wie dein Vater.«
    Â»Oh.«
    Â»Und sie sagen unaufhörlich: Wo zum Teufel ist Harriet? Und sehen aus dem Fenster.«
    Â»Oh«, sage ich zum dritten Mal, und dann sage ich nichts mehr. Meine Hände zittern, und ich weiß nicht, ob ich noch weitere Peinlichkeiten ertrage. Ich bin jetzt schon total rot. »Weißt du«, sage ich, nachdem ich ein wenig überlegt habe, »ich glaube, ich bleibe einfach hier hocken.«
    Â»Um am Bordstein zu hyperventilieren?«
    Ich schaue auf und sehe, dass Nick mich angrinst. »Ja«, sage ich ein wenig patzig. Er hat kein Recht, sich über Atembeschwerden lustig zu machen. So was kann sehr gefährlich sein. »Ich bleibe hier und hyperventiliere den Rest des Tages am Bordstein«, bestätige ich. »Ich habe beschlossen, mir damit bis zum Einbruch der Nacht die Zeit zu vertreiben.«
    Nick lacht noch einmal, obwohl es mir vollkommen ernst ist. »Red keinen Blödsinn, Harriet Manners.« Er steht auf, und ein kleiner Blitz schießt durch meinen Bauch: Er hat sich an meinen Namen erinnert. »Du brauchst auch nicht nervös zu sein. Das Modeln ist nicht schlimm. Manchmal ist es sogar richtig lustig. Solange man es nicht persönlich nimmt.«
    Â»Mhm«, sage ich, denn offen gestanden nehme ich alles persönlich. Und dann sehe ich ihm hinterher, wie er lässig zurück zum Gebäude schlendert. Alles, was Nick tut, geschieht langsam, als lebte er in einer kleinen privaten Blase, die auf halbe Geschwindigkeit programmiert ist. Und ich muss zugeben, dass ich es äußerst faszinierend finde.
    Auch wenn es mir das Gefühl gibt, alles, was ich tue und sage, ist zu schnell und zu hektisch und aufgedröselt wie das Wollknäuel meiner Großmutter.
    Â»Und willst du wissen, was wirklich gut ist am Modeln?«, fragt Nick und dreht sich um.
    Ich betrachte ihn misstrauisch und versuche, nicht darauf zu achten, dass mein Magen Achterbahn fährt und nach Luft schnappt wie ein Fisch auf dem Trockenen. »Was?«
    Â»Die ganze Branche ist voller Tische, unter denen man sich verstecken kann. Wenn du zu dem Schluss kommst, dass es dir nicht gefällt, kannst du dir einfach einen aussuchen.« Und mit einem letzten Lachen verschwindet er durch die Tür der Agentur.
    Vor achtundvierzig Stunden war das Aufregendste, was mir je widerfahren war, eine Berührung meiner Hand durch den am wenigsten pickligen Jungen in der örtlichen Buchhandlung, und das war auch nur zufällig passiert, als er mir ein Buch gereicht hatte.
    Jetzt erwartet man von mir, dass ich von der Straße aufstehe und dem bestaussehenden Jungen, der mir je über den Weg gelaufen ist, in eine international gefeierte Modelagentur folge, als wäre es die natürlichste, normalste Sache der Welt.
    Lasst mich also für den Fall, dass ihr mich noch nicht genug kennt, etwas klarstellen.
    Das ist es nicht.

28
    I ch warte noch ein Weilchen, denn es ist wichtig, sich stets ein hohes Maß an persönlicher Würde zu bewahren. Außerdem soll keiner denken, ich wäre wie wild in jemanden verknallt, weil ich ihn die Treppe raufverfolge.
    Und dann stehe ich auf und gehe, so schnell ich kann.
    Doch es ist zu spät. Egal wie schnell meine Schritte sind, Nick ist mir immer ein Stück voraus, als wäre er die Möhre und ich der Esel. Als ich den Empfang von Infinity (im dritten Stock) erreiche, ist er ganz verschwunden, und alles, was ich mitbekomme, ist die leicht hin und her schwingende

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