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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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weiß sie, dass wir schwach sind, und verspeist uns beide.«
    Â»Wilbur,ich verspreche Ihnen, dass ich nicht in Panik gerate. Sagen Sie mir nur, wer sie ist.«
    Wilbur atmet tief durch und fasst mich am Arm. »Erdbeertörtchen«, sagt er ehrfürchtig, »es ist Yuka Ito.«
    Und dann wartet er auf meine Reaktion. Die – wie sich nach wenigen Sekunden herausstellt – äußerst enttäuschend für ihn ausfällt, denn nach einem kurzen Schweigen schüttelt er mich sanft und tippt mir an den Kopf. »Bist du noch da drin? Oder hat der Schock dich umgebracht?«
    Â»Wer?«
    Â»Yuka Ito.« Wilbur wartet noch ein bisschen, dass der Groschen fällt, und dann seufzt er, denn hier wird eindeutig kein Groschen fallen. »Legendäre Designerin, die persönlich mindestens fünf Supermodels entdeckt hat? Busenfreundin von acht Vogue -Herausgeberinnen rund um die Welt? Hat ihren eigenen persönlichen Sessel bei der New York Fashion Week? Derzeit Kreativdirektorin von Baylee?« Wilbur unterbricht sich, um noch einen Seufzer auszustoßen. »Häschennäschen, diese Frau arbeitet nicht in der Modebranche, sie ist die Modebranche. Sie ist der Anfang und das Ende der Modebranche. Ein bisschen mehr Panik wäre schon angemessen.«
    Wissenschaftlern zufolge bewegt sich die Information zwischen den Neuronen im Gehirn mit einer Geschwindigkeit von mindestens 418 Stundenkilometern. Das glaube ich nicht, denn mein Gehirn arbeitet nicht auch nur annähernd so schnell.
    Mein Mund ist plötzlich ganz trocken. Von Yuka Ito habe ich noch nie gehört, von Baylee schon. Die Leute in der Schule kaufen die gefälschten Handtaschen auf dem Markt.
    Und die wollen mich da einfach so reinschicken? In einem Kostüm? Ohne irgendwelche Vorbereitungen?
    Wo zum Teufel bleibt meine Verwandlung?
    Â»A…a…aber w…w…was soll ich d…d…denn d…d…da machen?«, fange ich an zu stottern, denn meine Ohren tun, was sie immer tun, wenn ich große Angst habe: Sie werden völlig taub. »W…w…was soll ich d…d…d…denn sa…sa…sagen?«
    Wilbur seufzt erleichtert. »So ist schon besser. Totalzusammenbruch. Eine sehr viel korrektere Reaktion.« Er tätschelt mich und schiebt mich auf den zweiten Glaskasten zu. »Du tust gar nichts, Donut-Gesicht. Yuka Ito tut. Vertrau mir, sie weiß sofort, ob du das bist, was sie sucht. Und wenn nicht … Also. Dann beißt sie dich wahrscheinlich nur.«
    Â»A…a…aber …«
    Â»Kein Problem, sie ist vollkommen steril. Dies ist der Augenblick, da der Rest deines Lebens Gestalt annimmt, Harriet Manners«, sagt Wilbur und legt mir die Hand beruhigend auf die Schulter. Und dann überdenkt er seine Worte. »Oder vollkommen den Bach runtergeht«, ergänzt er und öffnet die Tür. »Alles ganz easy«, fügt er hinzu.
    Und schiebt mich hinein.

32
    O kay.
    Tief durchatmen. Ein, aus. Ein, aus. Aber nicht zu heftig, ich will ja nicht, dass Yuka Ito denkt, ich hätte Wehen. Alles ist dunkel, allerdings weiß ich nicht, ob es daran liegt, dass mein Gehirn einfach vor Schock dichtmacht, oder ob meine Augen sich erst an das trübe Licht gewöhnen müssen. Der ganze Raum ist stockfinster, nur in der Ecke steht eine kleine Lampe.
    Und auf einem Stuhl mitten im Raum sitzt eine zierliche Frau.
    Sie sitzt ganz reglos und schweigend da, von Kopf bis Fuß in Schwarz. Alles ist schwarz: Ihre langen Haare sind schwarz, ihr winziger Hut ist schwarz, und die Spitze, die über ein Auge hängt, ist schwarz. Ihr Kleid ist schwarz, ihre Schuhe sind schwarz, und ihre Strümpfe sind schwarz. Das Einzige an ihr, das nicht schwarz ist, sind ihre Lippen, und die sind von einem leuchtenden Purpurrot. Die Hände hat sie sehr ordentlich im Schoß gefaltet, und das Einzige, was mir einfällt, wie ich sie noch beschreiben könnte, ist, dass sie alles ist, was Wilbur nicht ist: still, kontrolliert und absolut starr. Und sie sieht exakt aus wie eine elegante Spinne.
    Ich hätte wirklich bei meinem ersten Outfit bleiben sollen.
    Wie aufs Stichwort ruft Wilbur:»Schätzchen!«, und stolziert durch den Raum, um sie zu begrüßen. »Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen!«
    Sie betrachtet Wilbur ohne den geringsten Ausdruck in ihrem perfekten, blassen Gesicht. »Ich habe Sie vor acht Minuten gesehen. Und das ist, wenn ich mich recht

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