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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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Tür, sonst würde ich noch denken, ich hätte ihn mir bloß eingebildet.
    Doch ein schneller Blick überzeugt mich davon, dass er recht hatte.
    Annabel kocht. Während mein Vater herumhüpft und der Empfangsdame mächtig auf den Senkel geht, sitzt Annabel in vollkommenem Schweigen da, kerzengerade, den Rücken kilometerweit von der Lehne entfernt. Die Sehnen an ihrem Hals treten hervor wie die Blasen an unserer Wohnzimmertapete.
    Und dann geht mir auf, warum. Irgendwo aus der Richtung, wohin Annabel den Blick gerichtet hat, höre ich ein leises Weinen.
    Â»Wo warst du?«, will sie wissen, sobald ich reinkomme, doch Wilbur bewahrt mich davor, ihr von Nick zu erzählen, denn in dem Augenblick platzt er in einem Wirbel aus orangefarbener Seidenhose und einem Hemd mit Farbklecksen drauf – die eindeutig nicht das Ergebnis eines Malversuchs sind – durch die Tür.
    Â»Guuuuutennnn Mooooorgennnn«, singt er und drückt die Hände zusammen. »Na, wenn das nicht Mr und Mr Baby Baby Panda sind! Direkt vor mir, zusammen, wie ein Paar hübsche Schälchen Erdbeerquark! Oh, ich könnte euch beide so vernaschen. Aber das tue ich nicht, denn es wäre schrecklich ungesellig.«
    Annabel reißt Mund und Augen weit auf. Selbst mein Vater hat aufgehört herumzuhüpfen und nimmt leicht eingeschüchtert neben ihr Platz.
    Â»Wie?«, flüstert sie ihm zu. »Wie hat der Mann uns gerade genannt?«
    Â»Das ist die Welt der Mode«, murmelt mein Vater beruhigend und nimmt behutsam ihre Hand, als wäre sie Gretel und er Hänsel. »So sprechen die hier.«
    Â»Und hier haben wir Mini Panda höchstpersönlich!«, fährt Wilbur ungeachtet ihres Unbehagens fort und winkt mir. »Diesmal im Kostüm, schau an! Was hat dich diesmal inspiriert, Äffchenherz?«
    Ich schaue rasch zu Annabel und sehe, dass sie meinen Vater ansieht und stumm Ȁffchenherz« sagt, und er zuckt die Achseln und sagt seinerseits stumm: »Mr Baby Baby Panda?«
    Â»Meine Stiefmutter ist Anwältin«, erkläre ich Wilbur.
    Â»Meine Stiefmutter ist Anwältin«, wiederholt er langsam, und auf seinem Gesicht macht sich wachsende Verwunderung breit. »Genial! Ich bin Wilbur, mit bur, nicht mit iam«, fährt er unbekümmert fort, hüpft rüber zu Annabel und meinem Vater und reicht ihnen die Hand. »Und ich bin ganz, ganz aus dem Häuschen, Sie beide kennenzulernen.«
    Â»Es ist … ähm«, bringt Annabel heraus, und Wilbur hält ihr den Finger an die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Â»Schschscht. Ich weiß, ich weiß, mein kleiner Kürbis. Und ich muss sagen, dass ich vollkommen und durch und durch recht habe bezüglich der Visage Ihrer schönen Tochter. Ihr Gesicht ist besonders. Neu. Interessant. Und davon kriegen wir hier nicht allzu viel zu sehen. Immer sind’s Beine bis hier« (er zeigt an seinen Hals) »und Wimpern bis da« (er hält sich die Hand 15 Zentimeter vors Gesicht) »und Lippen bis dort« (die Hand verharrt vor dem Gesicht). »Öde, öde, öde.« Strahlend wendet er sich mir zu. »Und du hast nichts von alldem, nicht wahr, mein kleines Pfirsichbäckchen?«
    Ich öffne den Mund, um zu antworten, doch da geht mir auf, dass er mich wissen lässt, dass ich nichts von all dem besitze – was man normalerweise Schönheit nennt. Na toll.
    Mein Vater starrt immer noch voller Entsetzen auf seine Hand, die Wilbur hält. Ȁhm«, sagt er und will sie so höflich wie möglich aus seinem Griff lösen.
    Â»Ich weiß«, pflichtet Wilbur ihm bei und hält sie noch fester. »Das ist alles sehr aufregend, nicht wahr? Fühlt es sich nicht an wie ein gigantischer Taifun?«
    Und bevor einer von ihnen etwas sagen kann, zieht er Annabel und meinen Vater hoch und schleift sie hinter sich her.

29
    A lso, ich würde ja gern noch ein wenig plaudern«, sagt Wilbur, während er meine Eltern in ein kleines Büro im hinteren Bereich des Empfangs schiebt. »Aber wir haben keine Zeit zu verlieren, denn in sechs Minuten ist mein nächster Termin. Also bringen wir das hier eiligst über die Bühne und lassen den Zauber geschehen, richtig?« Er wendet sich an meinen Vater und hebt die Hand.
    Â»Richtig!«, sagt der und klatscht ab.
    Â»Wenn’s irgendwie geht«, seufzt Annabel, als Wilbur auf kleine Plastikstühle zeigt, »würde außer

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