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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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an.
    Â»Schwarz und ohne Zucker. Vergiss die Zitrone nicht«, meint eine andere kichernd, und dann klatscht sie mit ihrer Freundin ab, die auf Russisch etwas Unverständliches murmelt.
    Â»An die habe ich die Baylee-Kampagne verloren? Ernsthaft? Ist Yuka jetzt total verrückt geworden?«
    Â»Sie sieht aus wie ein kleiner Junge«, sagt eine andere in einem gut hörbaren Flüsterton.
    Â»Vielleicht ist sie ja einer. Schauen wir doch mal, was drunter ist, wenn sie den Rock auszieht.«
    Â»Schätze, da unten geht nichts ab. Wie Action Man.«
    Â»Hast du je solche Sommersprossen gesehen?«
    Â»Ja. Definitiv. Auf einem … Ei.«
    Â»Oder auf einem Dalmatiner.«
    Ich merke förmlich, wie mir das Gesicht runterfällt. Das hier ist ja genau wie in der Schule. Außer dass alle so gut wie nichts anhaben, was es irgendwie sogar noch schlimmer macht.
    Bis jetzt habe ich gerade mal neun Worte gesagt. Wie konnte es so schnell so dermaßen den Bach runtergehen? Wieso kennen die alle dieselben Beleidigungen?
    Â»Also eigentlich«, sage ich mit einem leichten Tadel in der Stimme, »gibt es keine Tiere, die gar keine Reproduktionsorgane haben. Hermaphroditen sind sogar zweigeschlechtlich, zum Beispiel die große Mehrheit der Lungenschnecken und Hinterkiemerschnecken. Das ist also biologisch unmöglich.«
    Ãœberraschtes Schweigen, und dann bricht der ganze Raum in fieses Kichern aus. Okay, mein Kommentar geht wahrscheinlich nicht als eine meiner prägnantesten Retourkutschen in die Geschichte ein.
    Â»Und«, füge ich hinzu und sehe das Mädchen mit den Strümpfen an, »ich würde dich lieber nicht lecken, falls das okay geht. Ich weiß ja nicht, wo du dich so rumtreibst.«
    Das Kichern bricht abrupt ab.
    Schon besser, Harriet. So was in der Art hätte Nat gesagt.
    Das Mädchen blinzelt ein paarmal in Schockstarre. »Was hat sie gerade zu mir gesagt?«, fährt sie ihre Nachbarin schließlich mit tief gerunzelter Stirn an. »Ich bin das Gesicht von Gucci. Ich bin Shola. Niemand redet so mit mir. Ich lasse nicht zu, dass jemand so mit mir redet.«
    Â»Reg dich nicht auf, Schatz«, flüstert eine Blondine mit großen blauen Augen. »Du weißt doch, dass dich das nur hässlich macht, und wir gehen gleich raus. Vogue ist da draußen. Vergiss das nicht. Bleib schön für Vogue.«
    Shola schluckt und konzentriert sich, und schließlich ist ihre Stirn wieder glatt. »Danke, Rose. Ich bekomme doch wegen der keine Falten.« Sie sieht mich an und kneift die Augen zusammen. »Wie alt bist du? Sieben? Acht?«
    Â»Fünfzehn drei Zwölftel.«
    Â»Mein Gott. Du bist ein Kind. Ich rege mich doch nicht wegen einem Kind auf. Auf keinen Fall. Ich bin eine Frau. Ich bin das Gesicht von Gucci Woman. Der Name sagt alles.«
    Â»Ja«, pflichtet Rose ihr bei und tätschelt ihr die Schulter. »Es steht in der Anzeige unter deinem Gesicht, Shola. Woman.«
    Â»Harriet?«, sagt eine nette Dame in Rot in diesem Moment und tippt mir auf die Schulter. Ein Glück, diese Models sind offenbar völlig durchgeknallt. »Hier ist dein Outfit.« Sie öffnet den Reißverschluss eines Kleiderbeutels.
    Ein allgemeines Zischen geht durch den Raum, und ich betrachte den Inhalt. Es ist ein langes goldfarbenes Seidenkleid mit Tausenden von kleinen goldenen Federn in Lagen um den Saum. Es hat dünne kleine Träger aus so etwas wie Goldfischschuppen, und es schimmert, wenn man es berührt, wie ein Zaubermantel. Es ist unglaublich schön – das kann selbst ich erkennen. Selbst wenn ich darin aussehen werde wie das Nugatstäbchen in einer Pralinenschachtel.
    Â»Das ist meins? Für mich?«
    Â»Ja, Schätzchen. Du bist die Schlussläuferin.«
    Ein noch lauteres Zischen geht durch den Raum. »Ich bin was?«
    Â»Die Schlussläuferin. Du bist das letzte Mädchen auf dem Laufsteg. Alle Augen werden auf dich gerichtet sein, Schätzchen.«
    Ich sehe schnell in den Spiegel, während sämtliche Augen im Raum auf meinen Rücken starren.
    Â»Du bist das neue Gesicht der Modelinie«, sagt sie. »Yuka möchte dich so prominent wie möglich präsentieren.«
    Shola erbleicht unter dem Make-up sichtlich. Sie schaut schnell zu Rose und die beiden kommunizieren stumm, doch ich kann keine Gedanken lesen.
    Â»Okay«, sage ich und ignoriere das neuerliche Krampfen in meinem Bauch. »Aber

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