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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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Paar …« Er unterbricht sich für ein paar Sekunden, und dann sagt er, nicht besonders feinsinnig: »Socken.«
    Annabel hat jetzt beide Augen aufgeschlagen und sieht schweigend zu, wie mein Vater die Waschmaschine vollstopft. Mein Vater weicht ihrem Blick aus und tut so, als würde er sie nicht bemerken. »Und es ist so traurig«, sagt er und nimmt ein Paar Handschuhe,»denn sie waren so ein tolles Paar.« Er unterbricht sich wieder. »… Handschuhe. Was meinst du, Harriet?«
    Ich räuspere mich. »Ich glaube, ich habe es auch vermasselt«, sage ich, hole die Hotpants raus und halte sie hoch. »Und es tut mir leid, denn ich liebe sie sehr.«
    Ich liebe sie natürlich nicht, nur um das deutlich zu sagen. Ich liebe die Hotpants nicht. Aber ich liebe Annabel, und dafür stehen die Hotpants.
    Wenigstens glaube ich das. Bei so vielen Analogien wird mir ganz wirr im Kopf.
    Â»Genau.« Mein Vater füllt weiter die Waschmaschine. »Und man sollte sich immer um das kümmern, was einem lieb und teuer ist, und dafür sorgen, dass ihm nichts zustößt.« Er unterbricht sich. »Und nicht im Dreck darauf herumspringen.« Er überlegt kurz, macht dann eine große schwungvolle Geste mit der Hand und tritt mitten in den Salon.
    Â»Du bist zu weit gegangen«, flüstere ich ihm zu. »Schalt noch mal einen Gang runter.«
    Â»Tut mir leid«, flüstert er zurück und fährt, indem er die Hände zusammenlegt, laut fort: »Aber vielleicht ist es noch nicht zu spät. Vielleicht können wir alles bereinigen.«
    Â»Vielleicht«, sage ich mit einem Blick auf Annabel und gehe zu ihm in die Mitte des Raums, um ihn zu unterstützen.
    Â»Ich hoffe es. Und ich werde alles tun, um es zu richten. Denn die hier will ich wirklich nicht auch noch vermasseln.« Damit zieht er die sauberen Babysöckchen aus der Tasche und lässt sie in der Luft baumeln.
    Und dann – ich nehme an, es ist die letzte Szene des letzten Akts – steckt er das letzte Kleidungsstück in die Waschmaschine, schließt die Tür und steht da wie ein Blödmann: Hält die Babysöckchen in die Luft, sieht Annabel an und macht dabei ein Gesicht wie Hugo, wenn er auf den Teppich gepinkelt hat.
    Schweigen macht sich breit. Ein langes, ausgedehntes Schweigen, unterbrochen nur von dem tröstlichen Brummen eines Trockners.
    Schließlich setzt Annabel sich auf und reibt sich die Augen. »Weißt du, wie man die Dinge bereinigt?«, fragt sie gähnend.
    Â»Wie?«, hakt mein Vater eifrig nach und macht tropfend ein paar aufgeregte Schritte auf sie zu.
    Â»Indem man die Waschmaschine einschaltet.« Annabel richtet ostentativ den Blick darauf. »Dann werden die Sachen sauber.«
    Â»Oh.«
    Â»Und weißt du, wie man die Sachen noch bereinigt?«
    Â»Noch mal ›Tut mir leid‹ sagen?«
    Â»Mit Waschpulver.«
    Mein Vater und ich glotzen auf die Waschmaschine. Annabel hat recht: Wir haben die ganzen Sachen da reingestopft und sich selbst überlassen. Vermutlich sollen sie sich selbst reinigen.
    Â»Warte mal eine Sekunde«, sagt mein Vater in entsetztem Tonfall. »Muss ich die Sachen wirklich waschen? Ich meine, richtig waschen?«
    Annabel richtet den Blick zur Decke. »Ja, Richard. Du musst sie richtig waschen. Sie sind voll Dreck und tropfnass.«
    Â»Aber sie waren doch nur als Metapher gedacht«, erklärt mein Vater. »Sie sollen unsere Beziehung symbolisieren, Annabel. Soll ich jetzt die Metapher waschen?«
    Â»Ja, du musst die Metapher waschen. Du kannst sie nicht einfach so in der Waschmaschine lassen. Es ist eine öffentliche Waschmaschine.«
    Â»Kann ich die Sachen rausholen und wegwerfen?«
    Â»Nein. Wir waschen sie und bringen sie in einen Wohltätigkeitsladen.«
    Mein Vater ist ein paar Sekunden wie vor den Kopf geschlagen, doch dann fängt er sich wieder. »Aber hast du mir verziehen? Das ist doch die Hauptsache. Nimmst du mich zurück, mit all meinen liebenswerten Marotten und charmanten Eigenarten?« Er denkt nach. »Und sympathischen Spleens?«, fügt er mit großen, runden Augen hinzu.
    Um Annabels Mund zuckt es, aber ich glaube, mein Vater kriegt es gar nicht mit. Er sieht richtig verängstigt aus, obwohl das zum Teil auch daran liegen kann, dass er die größte Abneigung dagegen hat, die Wäsche zu machen. »Das diskutieren wir, während du die Wäsche

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