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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Smale
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er kichernd. »Als würde das eine Rolle spielen!«
    Ich bin so damit beschäftigt auszurechnen, ob ich schneller ans Ziel komme, wenn ich laufe statt skate, auch wenn ich dann in ein paar Minuten wieder stehen bleiben muss – Durchschnittsgeschwindigkeit versus momentane Geschwindigkeit –, dass ich ihm kaum zuhöre.
    Â»Eine Rolle?«, sage ich zerstreut und hüpfe über einen Riss im Pflaster.
    Â»Katzenöhrchen, es spielt keine Rolle, ob du einen Fehler gemacht hast. Du bist unter Vertrag.«
    Ich drücke den Stopper an der Fußspitze aufs Pflaster und bleibe mitten auf der Straße abrupt stehen. Die Rollen drehen sich noch surrend. »Ich bin was?«
    Â»Unter Vertrag, Böhnchen. Du weißt doch, die ganzen Papiere, die du unterschrieben hast? So was nennt man bei den Juristen Verträge. Im Klartext: Du gehörst Yuka. Muckelchen, wenn sie es will, dann musst du es machen. Sonst verklagt sie dich. Vertrau mir. Damit hat sie gar kein Problem.«
    Mein Magen krampft wie wild. Wieso will mich eigentlich dauernd irgendeiner verklagen?
    Â»Vertrag?«, wiederhole ich schließlich ungläubig. War ich so geblendet durch die bevorstehende aufregende Verwandlung, dass ich einen Vertrag unterschrieben habe, ohne ihn vorher durchzulesen? Ohne mir Notizen dazu zu machen? Ohne das Kleingedruckte Wort für Wort durchzulesen und im juristischen Wörterbuch nachzuschlagen? Ich meine: Mein Vater, klar. Mein Vater würde für ein rosafarbenes Marshmallow glatt seine Seele verkaufen. Aber ich?
    Wer war ich diese Woche?
    Â»Ich weiß. Ist Vertrag nicht das unlustigste Wort der ganzen Welt? Annabel war stocksauer, dass du unterzeichnet hast, aber Vertrag ist Vertrag. Es war nur die Unterschrift eines Erziehungsberechtigten notwendig, mein kleiner Brummkreisel. Ich rufe dich später an und gebe dir die Einzelheiten für morgen durch, okay? Wenigstens wirst du hübsch sauber und wohlduftend sein. Tschüssilein, Bella.«
    Verlegen murmle ich noch ein paar Worte, verabschiede mich und lege auf. Nicht zu fassen, dass ich schon wieder Probleme mit dem Gesetz habe. Zum zweiten Mal in einer Woche.
    Färben neun Jahre mit einer Anwältin als Stiefmutter denn gar nicht ab?
    Doch darüber kann ich jetzt nicht weiter nachdenken. Das muss warten. Jetzt muss ich wo hin, und das ist viel wichtiger.
    Ich drücke den Knopf an meinen Schuhen, um die Rollen wieder zu versenken, und laufe los.

64
    S eltsamer Gedanke, dass ich nur zwei Tage weg war, denn alles kommt mir ganz anders vor.
    Es sieht sogar anders aus. Alles ist von einem grünen Licht erleuchtet, und auf dem Boden neben dem Eingang liegt eine kleine rote Thermosflasche. Aus einem Dynamoradio dringt irgendwo im Hintergrund leise Schwanensee von Tschaikowsky an mein Ohr. Dessen Premiere – und das ist wohl ein Beweis dafür, dass das Universum seltsame und wunderbare Wege geht – hat am Bolschoi-Theater in Russland stattgefunden. Alles findet wie bei einem verzauberten Puzzle an seinen Ort.
    Oder bei einem ganz normalen Puzzle voller wunderbarer Zufälle.
    Â»Toby?«, sage ich und krieche in den Strauch vor unserem Haus.
    Genau wie ich vermutet hatte, hockt Toby darin und liest in einem zerflederten Exemplar von Don Juan. Er schaut auf, schnieft und richtet die grüne Taschenlampe in seiner Hand direkt in mein Gesicht – wie eine Art Halloween-Gestapo. »Harriet!«, sagt er erstaunt. »Himmel! Was für eine Überraschung! Ich habe frühestens …«, er drückt auf das rote Lämpchen an seiner Uhr, »in achtundzwanzig Minuten mit dir gerechnet. Hast du die Wäsche nicht gemacht bekommen? Oder habe ich die Trocknerzeit falsch berechnet?«
    Okay,Toby ist ein weitaus besserer Stalker, als ich je gedacht hätte.
    Â»Ist dir nicht kalt?«, frage ich und hocke mich neben ihn.
    Â»Kein bisschen. Diese Thermoskanne verhindert, dass die vibrierenden Moleküle meiner Suppe Energie verlieren, deswegen ist sie immer noch lecker und warm.« Toby schnieft noch einmal. »Allerdings könnte ich wohl eine Thermoskanne für meine Nase brauchen, denn die ist verdächtig kalt und fällt womöglich jeden Augenblick ab, falls das möglich ist.«
    Ich lache.»Ich glaube nicht. Nicht bei diesen Temperaturen.«
    Â»Da bin ich aber froh.« Toby sieht sich verlegen in dem Strauch um. »Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich sauber gemacht.

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