Mode ist ein glitzernder Goldfisch
heiÃen Brei herumzureden. »Ja.«
»Warum bin ich nur so ein Idiot, Harriet?«
»Ich weià nicht, Dad. Liegt wahrscheinlich in der Familie.«
»Ich brauche sie. Ich muss ihr sofort sagen, dass ich sie brauche.«
»O nein.« Ich schüttle empört den Kopf. Wieso kapiert mein Vater das nicht? »Du musst ihr zeigen, dass du für sie da bist, wenn sie dich braucht.«
Und dann klappe ich überrascht den Mund zu.
Oh.
Oh. Hat Annabel das gemeint? Ist Nat deswegen so sauer auf mich?
Mein Vater sieht mich schockiert an. »Aha«, sagt er schlieÃlich. »Seit wann bist du denn so klug, Fräuleinchen?«
Ich recke beleidigt die Nase in die Luft. »Ich war immer schon klug.«
»Nein, so klug nicht.« Mein Vater denkt ein paar Sekunden darüber nach, dann steht er auf und zieht in einer dramatischen Geste den Morgenmantel aus, wie ein Superheld, der sich verwandelt. Darunter trägt er Jeans, T-Shirt und Pullover.
»Hey!«, sage ich sauer. »Das ist mein Trick!«
»Wie gesagt, ich bin ein unorthodoxer Nonkonformist. Und du kommst ganz nach mir.« Mein Vater dehnt die Halsmuskeln. »Hol deinen Mantel, Harriet. Wir holen deine gar nicht so böse Stiefmutter nach Hause.«
61
I ch habe absolut keine Ahnung, wohin er will.
»Annabels Büro ist aber nicht in diese Richtung«, erkläre ich ihm, als mein Vater die StraÃe runterstapft und ich hinter ihm herlaufe. Ich habe ihn noch nie so entschlossen erlebt (auÃer beim Ostereierlauf, aber da gibtâs am Ziel ja auch Schokolade).
»Sie ist nicht in ihrem Büro.«
»Doch, Dad. Schon vergessen? Ich war gerade bei ihr.«
Mein Vater schaut auf seine Uhr. »Nein, jetzt nicht mehr. Um sieben kommen die Putzfrauen, und Annabel hasst Staubsaugerlärm. Sie ist weg. Ich kenne meine Frau. Werwolf oder nicht.«
Er biegt noch einmal um die Ecke, und ich merke, dass ich immer ängstlicher werde (verstärkt durch die Tatsache, dass das Handy in meiner Tasche ununterbrochen vibriert). »Wir gehen shoppen?«, frage ich, als mein Vater abrupt rechts in einen Klamottenladen biegt. »Sie ist nicht shoppen. Warum sollte sie shoppen gehen?«
»Vertrau mir, Harriet.« Mein Vater schnappt sich einen Einkaufskorb und wirft ein grünes Kleid mit Blumenmuster hinein. »Das gehört alles zum Masterplan.« Besorgt betrachte ich die gelbe Rüschenbluse, die er obendrauf getan hat, gefolgt von einem pinkfarbenen Overall und einem paillettenbesetzten Bustier.
»Entschuldige, aber bist du Annabel schon mal begegnet?«, frage ich besorgt. »So was würde sie nie tragen. Es ist weder ein Kostüm noch ein Morgenmantel.«
»Es ist nicht für Annabel.«
Alarmiert betrachte ich die purpurroten Hotpants, die er gerade in die Hand genommen hat. »Sag jetzt nicht, die Klamotten sind für dich, Dad.«
Mein Vater lacht. »Sind sie nicht, Harriet.«
»Oder für mich«, sage ich streng, ohne die Hotpants aus dem Blick zu lassen.
»Auch nicht für dich, Harriet.« Mein Vater marschiert weiter in die Babyabteilung.
»Dem Baby passen die auch nicht.«
»Müssen sie ja auch nicht.« Mein Vater nimmt ein Paar Babysöckchen und wendet sich der Kasse zu. So langsam mache ich mir ernsthaft Sorgen. Wenn mein Vater das jetzt vermasselt, muss ich zu Annabel in ihr Büro ziehen. Ich kann nicht zulassen, dass sie mein neues Geschwisterchen allein aufzieht. Und auÃerdem mache ich mir Sorgen, wie viele Betten in den Schrank in ihrem Büro passen.
»Gut«, sagt mein Vater, als er alles bezahlt hat und ich mit besorgter Miene neben ihm herhüpfe. »Lass uns in den Park gehen.«
»Annabel ist im Park?«, schnaufe ich, als wir die Richtung zu dem Rasenfleckchen ungefähr fünfzig Meter weiter einschlagen. Es ist gar kein richtiger Park, denn es gibt weder Blumen noch Bäume, aber jetzt ist wahrscheinlich nicht der beste Zeitpunkt, dieses spezielle Haar zu spalten.
»Annabel? Im Park? Umgeben von Natur? Bist du dieser Frau schon mal begegnet?« Mein Vater reicht mir die Hotpants, steckt sich die Babysöckchen in die Tasche, wirft die restlichen nagelneuen Klamotten in den Dreck und trampelt und springt darauf herum. Nach zwei Minuten schaut er auf. »Das nennst du helfen?«, will er wissen. »Das sieht aber nicht danach aus, als würdest du mir helfen, Harriet.«
»Aber â¦Â«
»Halt den
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