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Model-Ich (German Edition)

Model-Ich (German Edition)

Titel: Model-Ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Padberg
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ist, schlecht gelaunt oder schlicht keine Lust auf das Shooting hat, kann man dagegen nichts machen. Was auch? Ihm die Hand halten? Mit ihm diskutieren? Das würde es vermutlich nur schlimmer machen. Zum Glück war ich nur ein paar Mal in dieser Situation. Einmal leider, als ich für die deutsche Vogue fotografiert
wurde. Ich war damals schon international erfolgreich, hatte aber kaum Gelegenheit, in einem hochklassigen deutschen Magazin aufzutreten. Das wäre meine Chance gewesen. Ich wurde extra von New York nach Paris eingeflogen. Aus irgendeinem Grund hatte der Fotograf nur überhaupt keine Lust auf mich und so kam am Ende gerade mal ein Bild von mir zusammen mit einem anderen Model ins Heft. Schade. Heute ist die Zeit vorbei, in der ich eine Strecke für die deutsche Vogue machen kann, und ich kann diesen Moment in meiner Karriere leider nicht wiederholen.
    Ich habe in der Modebranche schon ziemlich abgefahrene Leute getroffen – und meistens waren sie Fotografen. Ich war mir nicht immer sicher, wie ich mit ihren Spleens umgehen sollte. Meistens habe ich mich einfach zurückhaltend gegeben und versucht, gut Freund zu spielen. Das war gerade bei Fotografen ganz hilfreich, bei denen ich merkte: Die sind sehr offen, was das Arbeitsverhältnis betrifft. Gilles Bensimon war so einer. Er ist ein berühmter Mode- und Porträtfotograf und schon ewig im Geschäft, Typ distinguierter Franzose, sehr charmant und komplett distanzlos. Ich habe einmal eine Strecke mit ihm für ein amerikanisches Hochglanzmagazin gemacht, in der ich an einen Stuhl gefesselt war und verbundene Augen hatte. Die Sache mit den Fesseln scheint bei Fotografen auf der Top-Ten-Liste der Lieblingsmotive zu stehen. Egal, ob Mann oder Frau. Man kann immer davon ausgehen, dass viele Fotografen einfach nur ihre Fantasien ausleben wollen, wenn man ihnen freie Hand lässt. Der ein oder andere wird dann sehr schnell durchschaubar.
    Bei Gilles Bensimon war das auch der Fall. Er freute sich wie ein kleines Kind über ein neues Spielzeug und versuchte, mich mehr und mehr aus der Reserve zu locken. Bis zu einem gewissen Punkt gehe ich darauf ein, wenn es für das Foto etwas bringt. Was ich vor der Kamera spiele, ist keine Privatperformance für den Fotografen, trotz allem kann die Zusammenarbeit zwischen
Model und Fotograf sehr nah und persönlich sein. Dabei entstehen oft die besten Bilder. Der Schalter wird ganz schnell wieder umgelegt, wenn das Bild im Kasten ist, und danach handelt es sich nur noch um eine Arbeitsbeziehung.
    Ich versuche für die Fotografen stets wie ein guter Kumpel zu sein, um eine lockerere Atmosphäre zu waren.
    Der Nachteil daran ist, dass besonders die exzentrischen Typen dadurch das Gefühl haben, sie könnten ihre Problemchen mit mir teilen. Terry Richardson habe ich zum Beispiel einmal in einem komischen Moment erwischt. Ich kannte ihn schon von einer Kampagne, die wir für die französische Marke Naf Naf gemacht hatten. Für ihn, der dafür bekannt ist, Mädchen lasziv und sexy zu fotografieren, war das extrem brav. Es hieß, dass er es faustdick hinter den Ohren hat, aber bei unserem Shooting hat er sich benommen. Ein zweites Mal sind wir uns begegnet, als ich ein Go-See bei ihm hatte. Ich habe ihn in seiner New Yorker Wohnung besucht, um ihm meine Mappe zu zeigen. Als ich ankam, war es draußen schon fast dunkel und in der Wohnung brannte kein Licht. Terry saß allein auf seiner Couch und brütete vor sich hin. Er erzählte mir, dass er gerade mit seiner Freundin Schluss gemacht hatte, einer französischen Stylistin. Ich hatte gehört, die beiden hätten eine ziemlich explosive Beziehung. Na ja, sagte er, das sei nun vorbei und er wäre sehr traurig darüber, schließlich wäre ja bald Weihnachten. Während er mir das erzählte, saßen wir immer noch im Dunkeln. Ich hatte das Gefühl, er wollte in den Arm genommen werden – mit Option auf mehr. Ich hörte ihm ein bisschen zu und gab ihm ein paar Ratschläge, weil der arme Kerl offensichtlich gerade ganz schön fertig war. Dann wünschte ich ihm alles Gute, gab ihm mein Buch und bin schleunigst gegangen.
    Wenn du mir entgegenkommst, dann buche ich dich für meine nächste Produktion – dieses Angebot wurde mir gegenüber niemals offen ausgesprochen. Aber es gab ab und zu Einladungen
von Fotografen, nach der Arbeit was zusammen zu machen. Ein einziges Mal bin ich darauf eingegangen. Der Fotograf war Max Vadukul, ein cooler Typ, und wir hatten uns am Set gut verstanden. Ich war

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