Model-Ich (German Edition)
auf das Shooting, aber nach der ganzen Anstrengung wollte ich auch nicht ohne ein gutes Bild nach Hause fahren. Also stieg ich in besagten Tümpel und versuchte, den Fotografen nicht die ganze Zeit anzufauchen.
Seine Anweisung lautete: »Stell dir vor, du bist dein Lieblingsfilmstar. Was würdest du tun?« Wie bitte? – Wenn ich mein Lieblingsfilmstar wäre, hätte ich ihm wahrscheinlich gesagt, er könne sich mal gehackt legen. Auf den Bildern sah ich extrem genervt aus. Als ich wieder aus dem See stieg, saugten an meinen Beinen ein gutes Dutzend Blutegel. Das hat zwar nicht wehgetan, dafür geblutet wie die Hölle und nicht gerade zur Verbesserung meiner Laune beigetragen.
Zum Glück waren die Tiere, mit denen ich ansonsten zusammen geknipst wurde, nicht weiter gefährlich. Mein Hund Hilde, die schon mit mir in der InStyle war, ist sogar eine besonders
Liebe. Für Joachim Baldauf bin ich mal auf einem Esel geritten, den ich am liebsten mit nach Hause genommen hätte, hätte er nicht so viel Eau de Stall verströmt.
Dann gab es da noch Hühner, Pferde und – mit eines meiner schönsten Erlebnisse – ein Foto auf einem Elefanten an einer vierspurigen Straße im Zentrum von Jaipur. Dabei trug ich ein recht knappes Sommerkleidchen und wir waren umzingelt von Hunderten indischen Männern, die so einen Anblick auf ihrem Weg zur Arbeit nicht unbedingt erwartet hätten.
Absurder und schwieriger als jedes Tierfoto fand ich vor der Kamera immer das Küssen. Man hofft, dass das andere Model wenigstens nett ist, aber angenehm ist es nie, diese intimen Momente vor Publikum nachzuspielen. Ich erinnere mich an eine Schmuckproduktion, bei der mir für jedes Bild ein anderer Mann in den Arm gedrückt wurde. Einige der Jungs waren dabei angenehm locker, andere eher nervös und manchen gefiel das Ganze ein bisschen zu gut.
Küssen war jedoch ein Klacks gegen das, was einmal mit Oliver Tienken und mir für eine Produktion veranstaltet wurde. Oliver hatte in der zweiten Staffel der Castingshow Star Search in der Kategorie Model gewonnen und ich sollte als Jurorin zusammen mit ihm für die Zeitschrift Max fotografiert werden. Das Ganze fand auf Mallorca statt, die Location war ein Pool und Oliver und ich hatten beide nicht furchtbar viel an, nur einen Bikini (ich), eine Badehose (er) und Unmengen von Sonnenöl. Auf den Fotos sah man dann leider nicht viel von Olivers Fähigkeiten als Model. Eigentlich war er sogar nur im Anschnitt neben mir zu sehen. Nie vergessen werde ich wohl das Close-up, auf dem ich, mit brillantenbesetzten Händen, seinen Hintern massiere. In solchen Momenten bin ich sehr dankbar, wenn mein Gegenüber die Situation mit Humor nimmt. Was bei Oliver der Fall war.
Erst letztes Jahr hat Armin Morbach (ein guter Freund und Fotograf) mich und Brian Shimanski von einem Bondage Künstler,
für die Cosmopolitan aneinanderfesseln lassen. Dabei waren wir oben ohne und komplett eingeölt und ich musste Brian auf die Lippe beißen. Das Bild ist wahnsinnig stark und provokativ geworden. Was man aber nicht sieht ist, dass wir uns in den Pausen, wir konnten uns ja dank der Fesseln nicht bewegen, über unsere Familien unterhielten und Brian mir ein paar Restauranttipps für New York gab. Es klingt zwar komisch, aber manchmal ist Small Talk die einzige Möglichkeit, so zu tun, als wäre das alles völlig normal, um zu vergessen, in welch delikater Lage man sich gerade befindet.
Als Model wird man natürlich nicht gefragt, was man von dem Konzept für ein Fotoshooting hält. Man ist nur dazu da, die Idee umzusetzen – egal, wie blödsinnig man die mitunter findet. Ich habe trotzdem immer versucht, zum Fotografen und seinem Team ein gutes Verhältnis aufzubauen. Man verbringt nicht mehr als ein paar Stunden oder Tage miteinander und lernt sich höchstens oberflächlich kennen. Aber ich habe die Mädchen nie verstanden, die ein Team am Set wie ihr Personal behandeln. Irgendwann ist der Assistent vom Fotografen vielleicht selbst ein erfolgreicher Fotograf und dann hofft man, dass man ihm gut in Erinnerung geblieben ist. Außerdem gehe ich gerne mit dem Gefühl nach Hause, dass ich mich mit allen verstanden habe und wir Spaß hatten. Man kann dem Fotografen seine Arbeit nicht abnehmen, aber man kann sie ihm erleichtern. Das klappt eigentlich nur, wenn man offen ist und sich vor der Kamera was einfallen lässt, statt immer wieder das gleiche Programm abzuspulen.
Wenn allerdings jemand hinter der Kamera steht, der ungeduldig
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