Model-Ich (German Edition)
damals noch der Meinung, dass man als Mädchen in New York auch einfach nur mit einem Mann befreundet sein kann. Als Landei denkt man nun mal so. Als er mich zum Essen einlud, dachte ich also: Warum nicht? Im Restaurant erzählte er mir dann von seinen Eheproblemen. Ich habe mich fürs Essen bedankt und ihm noch einen schönen Abend gewünscht. Mit Max Vadukul habe ich danach nie wieder gearbeitet. Ob es an dem Abend gelegen hat? Schwer zu sagen. Ich weiß nur, dass es so gut wie unmöglich ist, solche Avancen elegant abzulehnen. Egal, was man sagt, es ist unangenehm für beide.
Ich hatte aber auch viel Glück und vor allem gute Begegnungen mit Fotografen. Der Job ist so flüchtig, dass ich mir immer gewünscht habe, mit jemandem eng zusammenzuarbeiten und eine echte Freundschaft aufzubauen. Und dann lernte ich bei einem Shooting für die deutsche GQ 2001 Joachim Baldauf kennen. Wir haben uns sofort verstanden. Armin Mohrbach war damals als Make-up Artist dabei und wie drei haben in den Jahren danach viel miteinander gearbeitet. Es entwickelte sich schnell eine Leichtigkeit zwischen uns, in der sich keiner mehr erklären muss und man sich wohlfühlt. Ich freue mich immer darauf, mit einem der beiden zu arbeiten. Sie sind für einige der Künstlerfotos für meinen Mann Niklas und mich als Dapayk & Padberg (mehr dazu im Kapitel »Musik«) verantwortlich und Joachim hat mittlerweile auch schon ein Video für uns gedreht.
Jetzt gehören sie zu meiner kleinen Fashion-Familie.
GAGEN
ES IST GAR NICHT SO LEICHT, als Model Geld zu verdienen. Das glaubt mir jetzt natürlich keiner. Mit einem normalen Bürojob kann man meinen Beruf auch nicht vergleichen. Wenn man gut arbeitet, kann man am Tag bis zu 5000 Euro verdienen. Doch kein Model arbeitet sieben Tage die Woche. Manchmal wird man wochen- oder monatelang nicht gebucht und häufig macht man Jobs, die schlecht bezahlt sind. Ein paar Zeitschriftentitel machen einen nicht automatisch zur Millionärin. Im Gegenteil. Für das Privileg, auf dem Cover der Vogue zu sein, bekommt man rund 200 Dollar, knapp 140 Euro. Editorials, die Modestrecken in Zeitschriften, sind nicht viel besser bezahlt. Und bei Modenschauen ist es gerade in New York ganz normal, dass man in »Trade«, also Klamotten, entlohnt wird. In der Regel verdient man mit begehrten Jobs in der Branche am wenigsten Geld. Trotzdem ist es notwendig, »High Fashion« zu machen. Das ist die Visitenkarte, durch die andere Kunden auf einen aufmerksam werden und hoffentlich für eine der lukrativen Werbekampagnen buchen. Man kann es mit einem Musiker vergleichen, der sich heutzutage noch die Mühe macht, ein Album zu veröffentlichen: Bestenfalls macht man damit Werbung für sich. Im schlimmsten Fall ist es am Ende ein Verlustgeschäft.
Ich kann nicht leugnen, dass ich in den letzten Jahren gut verdient habe. Am Anfang meiner Karriere habe ich dagegen so gut wie gar nichts verdient. Als ich nach dem Abi nach Paris ging, hätte ich es ohne die finanzielle Unterstützung meiner Eltern nicht geschafft. Egal, was ich versuchte, ich wurde einfach nicht gebucht. Ich zwang mich, deswegen nicht zu verzweifeln, sondern
setzte mir ein Ultimatum: Wenn es in einem Jahr immer noch nicht läuft, höre ich auf.
Glücklicherweise musste ich nie herausfinden, ob ich das durchgezogen hätte, denn noch in Paris machte man mir das Angebot, für sechs Wochen nach Japan zu gehen. Ich bekam einen »Guarantee«-Vertrag, in dem Models für einen festgelegten Zeitraum ein bestimmter Betrag zugesichert wird. Alles, was man darüber hinaus verdient, behält man. Verdient man weniger, hat die Agentur eben Pech gehabt. Bei mir ging es damals um 15 000 Euro. Für die habe ich ordentlich geackert: Schauen, Werbung für Wäsche, Aufträge für Beauty-Kunden, Katalogfotos für Golfkleidung. Ich habe dennoch nicht so viel verdient, wie es sich die Agentur vorgestellt hatte. Aber ich hatte endlich mal gearbeitet, und auf einen Schlag ein paar Tausender in der Tasche zu haben, das war für eine 18-Jährige vom Dorf nicht schlecht.
Sobald man das erste Geld verdient, bemerkt man allerdings, wie unbefriedigend es ist, in dem Job über Geld zu reden. Man wird neugierig, wie hoch die Honorare der anderen sind, und tauscht sich mit den Kolleginnen aus. Bitter, wenn man dabei zum Beispiel erfährt, dass ein anderes Mädchen für die gleiche Schau, sprich die gleiche Arbeit, 500 Euro mehr bekommt. Natürlich fragt man sich da: Warum kriege ich das nicht auch?
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