Model-Ich (German Edition)
Palmers-Kampagne in New York für Autounfälle gesorgt hat. Die Kampagne lief aber nur in Europa und soweit ich weiß, habe ich bisher erst einen Unfall verursacht: Als sich ein Fahrradkurier bei einem Shooting auf der Straße nach mir umdrehte und der arme Kerl dabei leider über den Kantstein flog. Ich war nie Model für Victoria’s Secret und vielleicht ist es auch an der Zeit, aufzuklären, dass ich kein Cover-Model bin. Ich finde ja auch, dass es toll klingt, zu schreiben, ich hätte schon unzählige Magazine geziert. Aber ich bin keine Claudia Schiffer und mein Gesicht konnte man bisher eher in Zeitschriften sehen, als darauf.
Das größte Gerücht betrifft meine angeblichen Schwangerschaften. Die Schuld daran darf ich zumindest in einem Fall Naomi Campbell geben. Es war der erste Tag der Fashion Week in Berlin und zum Auftakt sollten Naomi, ich und einige andere eine Pressekonferenz geben. Sie kam aber nicht. Wir warteten eine Stunde, zwei Stunden und ich trank währenddessen literweise Saft und Tee, um mir die Zeit zu vertreiben. Als sie endlich ankam, war ich kurz vorm Platzen, es blieb aber keine Minute mehr, um auf die Toilette zu gehen. Hatte ich erwähnt, dass ich ein enges Kleid mit Batikmuster trug? Am nächsten Tag war
mein Bild in der Zeitung mit einem roten Kringel um meinen Bauch: Ein Baby? Kein Baby. Nur peinlich, dass es sich bei der Schwangerschaft lediglich um eine volle Blase handelte.
Gerade seit unserer Hochzeit werde ich in beinahe jedem Interview gefragt, ob Nachwuchs geplant ist. Nein, sage ich dann, aber wenn es so weit ist, geben wir Bescheid. Als würde ich als Erstes mit der Presse sprechen, wenn ich irgendwann schwanger werde. Aber die Erwartung ist offenbar, dass man als Prominenter mit einer solchen Meldung direkt zur Zeitung geht. Es gibt natürlich genug Leute, die genau das machen und eine Story verkaufen wollen, die dann mit Kusshand genommen wird. Und auch geglaubt wird. Ich weiß nicht, wie oft ich von Bekannten und Fremden darauf angesprochen wurde, ob es mit Felipe gut läuft.
Falls noch irgendwer darauf wartet, dass meine erste Klamottenkollektion in die Läden kommt, muss ich leider sagen: Tut mir leid, wird nicht passieren. Ich hatte nur eine Zeit lang eine überaus motivierte Pressefrau, die dachte, das kann man ja mal erzählen, vielleicht passiert es irgendwann.
Und, übrigens, ich mag orangefarbene Rosen gar nicht. Wenn schon, dann weiße Lilien. Weitersagen!
REISEN
MANCHMAL BIN ICH SELBST GANZ ÜBERRASCHT, wo ich schon überall war. Brasilien, Indien, Puerto Rico – oft erinnere ich mich erst wieder an diese Reisen, wenn ich die Modestrecken sehe, für die ich dort fotografiert wurde. Wie ein Tourist, der erst wieder weiß, wo er im Urlaub gewesen ist, wenn die Fotos entwickelt sind.
Eine Reise, von der es keine besonderen Bilder gibt, sich mir aber trotzdem ins Gedächtnis gebrannt hat, ist mein erster Trip nach Paris. Es war kurz nach dem Abi und meine Agentur hatte für mich organisiert, sechs Wochen lang in Paris auf Castings zu gehen. Ich habe damals nicht viel von der Stadt gesehen, nur die Metrostationen könnte ich wahrscheinlich heute noch an den Farben der U-Bahn-Schächte auseinanderhalten. Casting, U-Bahn, Casting, U-Bahn, Casting, U-Bahn – so sah jeder Tag in den sechs Wochen aus. Mein ständiger Begleiter: der Falck.
Wenn Ihnen in einer Großstadt ein großes, schlankes Mädchen mit einem Stadtplan in der Hand über den Weg läuft, handelt es sich zu hoher Wahrscheinlichkeit um ein Model. Ich habe immer noch überall einen Stadtplan dabei, um mich besser zu orientieren. Allerdings nehme ich heute meistens ein Taxi. Das mag komisch klingen, aber mit der U-Bahn zu fahren, versetzt mich immer sofort in die Zeit in Paris zurück, als ich einfach keinen Job bekam. Es war September, die Stadt war grau, es hat die ganze Zeit geregnet und ich kam jeden Abend in die Vorstadtwohnung, in der ich untergebracht war, ohne Aussicht auf Arbeit zurück, habe mich auf meine Matratze gehauen und erst mal eine Runde geheult. Niklas fehlte mir ganz furchtbar und ich
hatte dort keine Freunde. Nach sechs einsamen Wochen im Untergrund war ich so kaputt, dass ich wieder nach Hause fuhr, bevor die Schauen überhaupt angefangen hatten.
Das war also meine erste große Reise. Nicht gerade eine Erfahrung, über die man eine Postkarte nach Hause schreibt. Was sich in den Jahren danach bestätigt hat: Es ist gar nicht so ungewöhnlich, von den Ländern und Städten,
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