Model-Ich (German Edition)
leisten.
2. DIE BUCKELIGE
DER FOTOGRAF SAGT: »Lass dich mal so richtig schön reinhängen.« DIE UMSETZUNG: Man krümmt sich vornüber, lässt dabei gleichzeitig die Schultern zu einer Seite hängen, während man die Arme verschränkt, verdreht oder die Hände in den Hosentaschen vergräbt. Die Haltung ist dieselbe wie bei einem Hexenschuss – nur lässig.
3. DIE STARKE FRAU
DER FOTOGRAF SAGT: »Und jetzt mit Power!«
DIE UMSETZUNG: Kerzengerade hinstellen, Beine breit, Hände in die Hüfte stemmen und, falls vorhanden, Bizeps anspannen. Eine beliebte Pose, um wahlweise Businessmode, Sportklamotten oder Couture-Kleider zu verkaufen, die das Jahresgehalt eines Finanzvorstands kosten.
4. DIE NACHDENKLICHE
DER FOTOGRAF SAGT: »Da muss mehr im Gesicht passieren.« DIE UMSETZUNG: Man hebt die Hände in einer möglichst grazilen Pose an die Stirn und guckt, als würde man gerade sehr intensiv an etwas denken. Zum Beispiel an frittierte Hühnerschenkel.
5. DIE LOLITA
DER FOTOGRAF SAGT: »Seeeeeexy.«
DIE UMSETZUNG: Die Lippen leicht öffnen, als hätte man eine verstopfte Nase und könnte nur durch den Mund atmen. Beliebter Trick unter Models: Luft gegen die Lippen pusten, damit sie noch schmollender wirken. Diese Pose funktioniert auch in Kombination mit »Die Verruchte«, bei der man sich in den Laken, auf einem Rücksitz oder ganz einfach auf dem Fußboden räkelt. Bei dieser Frau muss man sich vorstellen können, dass sie Whiskey zum Frühstück trinkt und nachts ihre Affären vernascht. Eine Lieblingspose von Kate Moss. Und von mir. In meinem Fall, weil sie am wenigsten mit mir zu tun hat. In Kates Fall vermutlich nicht.
6. DAS PIN-UP
DER FOTOGRAF SAGT SCHON WIEDER: »Seeeeeexy.«
DIE UMSETZUNG: Eine Variation von »Die Lolita« mit erhöhtem Körpereinsatz. Das Vorbild ist Dita von Teese. Die Körperspannung ist hoch. Der Blick könnte kein Wässerchen trüben. Nicht verwirren lassen, wenn der Fotograf zudem die Anweisung »Make them kiss!« gibt. Gemeint sind: deine Brüste. Gewollt ist: ein schönes Dekolleté. Bevorzugt angewandt bei Dessousfotos.
7. DAS MÄDCHEN
DER FOTOGRAF SAGT: »Zeig mir, wie süß und unschuldig du sein kannst.«
DIE UMSETZUNG: Kinderleicht. Man muss einfach nur die Beine ins X stellen und dabei unschuldig gucken. Beliebt für Editorials, in denen Mädchen Männerklamotten tragen.
8. DIE DYNAMISCHE
DER FOTOGRAF SAGT: »Mach was aus der Bewegung.«
DIE UMSETZUNG: Man hüpft – ins Bild rein, auf den Fotografen zu, aus dem Lauf. Und schenkt dem Fotografen einen beiläufigen Blick, so als wäre man gerade viel zu sehr mit beschwingtem Hüpfen beschäftigt, um auf ihn zu achten. Dabei ist man eher damit beschäftigt, beim beschwingten Hüpfen nicht in den unweigerlichen Zehn-Zentimeter-Absätzen umzuknicken und sich die Knöchel zu brechen. Eine Lieblingspose von Fotografen. Keine Lieblingspose von Models.
9. DIE LEICHE
DER FOTOGRAF SAGT: »Entspann dich.«
DIE UMSETZUNG: Man entspannt sich – so sehr, wie man sich entspannen kann, wenn man zum Beispiel in einem Minikleid auf pieksendem Kunstrasen liegt – und lenkt den starren Blick in die weite Ferne. Die Pose sagt: Es geht hier um die Klamotte, nicht um das Mädchen.
10. DIE NATÜRLICHE
DER FOTOGRAF SAGT: »Sei einfach ganz du selbst.«
DIE UMSETZUNG: Schwierig. Mit der Aufforderung, nicht zu posieren, bringen Fotografen Models zur Verzweiflung, da »normal« normal unerwünscht ist. Ellen von Unwerth fotografiert so. Sobald man sich an diese Arbeitsweise gewöhnt hat, kommt es einem allerdings wirklich wie das Natürlichste auf der Welt vor, oben ohne in einem Pferdestall zu stehen.
Und wenn der Fotograf sagt: »Eva. Ja. JA! Oh mein Gott, ja! Halt die Pose. Haltsiehaltsiehaltsie. Du bist SCHÖN! Du bist so schön, dass ich dich hasse. Ich hasse dich! ICH HASSE DICH!«, dann fühlt man sich so angespornt, dass man jede Pose macht, denn der Fotograf wird sie alle lieben. In diesem besonderen Fall Tyen (kein Nachname), der mich für die Astor-Kampagne fotografiert hat und der auf seine charmante Art eine Vollmeise hat.
QUATSCH
SCHON GEHÖRT? Ich habe bereits fünf Kinder, wäre eine gute Heiratskandidatin für Prinz Felipe von Spanien gewesen und bestehe in Hotels auf orangefarbenen Rosen in meinem Zimmer. So lauten die Gerüchte. Ich verrate jetzt noch ein großes Geheimnis: Das ist alles Quatsch.
Ich verdiene auch nicht 100 000 Euro im Monat. Schön wär’s! Und es wurde zwar geschrieben, dass meine
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