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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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aussehen. Aber, um meine Großmutter zu zitieren, das Leben geht weiter.
    Ich verwerfe die Idee, eine Burka zu tragen, und denke über realistischere Optionen nach.

»Ist sie nicht bildschön?«
    Vicente hat sich auf der Party neben mich gestellt, und zusammen bewundern wir Mum, die sich mit ihren Kunst-Freunden unterhält. Ich nicke zustimmend. Mum trägt ein bodenlanges Halston-Kleid aus den siebziger Jahren, das sie seit ihren Model-Tagen hat, und eine lange Goldkette mit einem großen Topas-Anhänger. Selbst ohne viel Make-up – sie trägt selten mehr als Lipgloss – ist sie immer noch ziemlich umwerfend. Natürlich trägt auch das weiche Licht dazu bei. Ich ziehe Mum gern mit ihrem Alter auf, aber eigentlich hat sie kein Problem damit. Sie sagt, dass sie heute viel mehr Spaß hat als zu ihren Model-Zeiten. Was völlig unmöglich ist. Sie sitzt ja die meiste Zeit herum und arbeitet. Aber wenigstens beschwert sie sich nicht.
    Vicente ist auch keine Vogelscheuche. Glänzendes schwarzes Haar. Kantiges Gesicht. Granny hatte Recht, als sie sagte, er sei ein schöner Mann. Außerdem ist er unglaublich charmant. Er raspelt schon den ganzen Abend Süßholz und raspelt weiter, als er mich zur Tanzfläche führt und zu einem alten Rolling-Stones-Hit, den Harry ihm zu Ehren eingebaut hat, eine anständige Tanzeinlage hinlegt.
    »Mum hat sich sehr über die Rosen gefreut«, rufe ich ihm zu. Harry ist nicht gerade zurückhaltend, was die Lautstärke angeht. Die Nachbarn waren schon zweimal da, um sich zu beschweren. Ich glaube, ich spüre, dass die Wände wackeln.
    »Freut mich«, ruft Vicente zurück. »Apropos … was dagegen?«
    Er tanzt durch die Menge und holt Mum auf die Tanzfläche. Ich habe nichts dagegen. Sie sind wirklich ein schönes Paar.
    Krähe und Jenny stehen in einer Ecke. Ich geselle mich zu ihnen, und gemeinsam sehen wir Mum und Vicente beim Tanzen zu.
    »Sie sind super, oder?«, ruft mir Jenny zu.
    Ich nicke.
    »Man könnte meinen, sie wären seit zwanzig Jahren ein Paar.«
    Ich nicke wieder und hoffe, dass ich nur deshalb verschwommen sehe, weil ich zu nah am Lautsprecher stehe.
    »Warum sind sie eigentlich nicht zusammengeblieben?«, fragt Jenny.
    Ich will antworten, aber ich bin noch auf der Suche nach den richtigen Worten, als ein rotgesichtiger Mann auf der Tanzfläche auftaucht, herumschreit und auf höchst unrhythmische Art mit den Armen wedelt.
    Erschrocken stellt Harry die Musik ab.
    »ICH HABE GESAGT«, brüllt der Mann, der mittlerweile dunkelrot ist, »STELLT DIE VERDAMMTE MUSIK LEISER ODER ICH HOLE DIE POLIZEI!«
    Da es inzwischen, bis auf ihn, vollkommen still im Raum ist, überrascht er sich selbst mit seiner Stimmkraft. Fünfzig Augenpaare sind auf ihn gerichtet. Er hüstelt verlegen.
    »Tut mir leid«, sagt er. »Was ich sagen wollte … vielen Dank, dass Sie die Musik leiser gestellt haben. Wenn Sie mich entschuldigen, ich muss zurück zu meiner Dinner-Party.«
    »Oh!«, ruft Mum und schlägt sich die Hand vor den Mund. »Sie haben eine Dinner-Party? Das tut mir furchtbar leid. Ich hatte ja keine Ahnung. Was können wir tun?«
    »Nichts«, sagt der Mann ausdruckslos. Ich erkenne ihn als unseren neuen Nachbarn, den mürrischen Mann, der letztes Jahr eingezogen ist. »Die sensibelsten meiner Gäste sind gegangen. Die anderen haben Kopfschmerztabletten genommen und sitzen in einem abgedunkelten Raum. Ich sollte wieder rübergehen. Ach, und herzlichen Glückwunsch.« Er sagt es zu Harry. »Ich habe die Neuigkeiten gehört. Kommt man kaum drum herum. Ich schätze, das bedeutet, Sie ziehen aus?«
    Harry grinst, schaut unbeholfen und nickt.
    Der Mann lächelt grimmig und verschwindet. Dann dreht Harry die Lautstärke wieder zur Hälfte auf.
    Glücklicherweise hat Jenny vergessen, wovon wir gesprochen haben, und beschwert sich stattdessen, dass Edie (die nicht da ist, weil sie zum Debattierclub musste) nie dabei ist, wenn es lustig ist, und wie toll die neueste Mode an den vorbeischwebenden Models aussieht.
    »Ach übrigens, du siehst auch toll aus«, sagt sie irgendwann zu mir.
    Ich weiß, dass sie nur nett sein will. Ich trage ein schwarzes Wollkleid, das ich mir von Mum ausgeliehen habe. Es ist hauteng und von Azzedine Alaïa und über jeden modischen Zweifel erhaben. Aber es ist für jemanden gedacht, der einen Kopf größer ist als ich, und seltsamerweise sehe ich darin aus wie eine modebewusste Nonne. Besser als der Kimono, aber auch keine Glanzleistung.
    »Sieht Isabelle nicht

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