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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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Premiere sein?« oder »Ich dachte, es wäre Fashion Week in Rio, Daaarling« verfehlen ihre Wirkung nicht. Die Belles tun immer ganz höflich, aber während der Stunde passiert ständig etwas. Zeug geht verloren, kippt um, wird vollgekritzelt oder geht kaputt. Häufig verschwinden unsere Taschen. Also versuchen wir uns so unauffällig wie möglich zu verhalten und den Ball flach zu halten, damit die Belles vergessen, dass wir überhaupt da sind.
    Ballflachfreitag hat mir gerade noch gefehlt, aber ich habe keine Wahl. Wir schließen uns unseren Mitschülerinnen an und schleppen Bücher und Ordner die Straße runter zum hochmodernen Sprachlabor der Wetherby.
    Wie gewöhnlich setzen Jenny und ich uns in die letzte Reihe. Jenny holt sofort ihren neuen New Yorker Stadtplan raus, versteckt ihn im Französischbuch und sucht nach dem Weg zu den drei Sehenswürdigkeiten, die sie am meisten interessieren: das Empire State Building, die 42. Straße und der Times Square. Ich tue das, was ich in Französisch immer tue, nämlich die Hinterköpfe der Jungs betrachten und mir überlegen, mit wem ich gern zusammen wäre, der Reihenfolge nach, wenn ich nur nah genug an sie herankäme, um mit einem von ihnen ein Wort zu wechseln.
    Mindestens vier von ihnen sind süß. Ich weiß nicht, was es mit der Wetherby-Schule auf sich hat, aber sie ist voller entzückender Jungs. Entzückender, faszinierender, unerreichbarer Jungs. Von denen in diesem Kurs alle wenigstens ein bisschen Französisch sprechen. Und nichts auf der Welt ist sexyer als ein Londoner Junge, der sich bemüht einen anständigen französischen Akzent hinzukriegen. Es ist wirklich schwer, sich in diesem Kurs zu konzentrieren. Zum Glück ist mein Vater Franzose, sonst würde ich auch dieses Fach nur mit Hängen und Würgen bestehen.
    Ich bin gerade dabei, Ashley zu begutachten (blondes Haar, schmutzige Jeans und eine freche Art, französische Vokale auszusprechen) und ihn mit Liam zu vergleichen (schwarze Locken, aquamarinblaue Augen, Hauch eines irischen Akzents, ständiges halb amüsiertes Lächeln), als mir auffällt, dass bei den Belles was im Gange ist. Madame Stanley hat wie immer etwas vergessen und muss telefonieren gehen. In der Zwischenzeit haben die Belles ihre Banknachbarn um sich geschart und sehen sich irgendwas an, das auf dem Tisch liegt – eine Zeitschrift, glaube ich. Die Mädchen kichern und die Jungs lachen. Verstohlene Blicke gehen in unsere Richtung.
    »Ignorier sie einfach«, murmelt Jenny leise.
    Ich versuche es.
    Dann kommt mir ein Gedanke. Ein beängstigender Gedanke. Ich versuche ihn zu verdrängen.
    Madame Stanley kommt zurück und sieht gestresst aus.
    »Zurück an eure Tische«, sagt sie streng. »Kopfhörer aufsetzen.«
    Als alle langsam auf ihre Plätze zurückkehren, erhasche ich einen Blick auf die Zeitschrift. Auf der aufgeschlagenen Seite ist ein Gruppenfoto zu sehen. Ich erkenne die Gruppe, sogar aus der Entfernung. Annabelle sieht meinen Blick und grinst hämisch.
    Ich höre nur ein Wort, als sich alle setzen. Fast geht es im allgemeinen Gekicher unter.
    »Kimono.«
    »Ignorier sie«, sagt Jenny mit Nachdruck.
    Aber das kann ich nicht. Ich bin selbst schuld. Schon damals wusste ich, dass es ein Fehler war. Aber ich hatte gerade so ein blumiges japanisches Gefühl. Und jetzt bin ich in einer Wochenzeitschrift abgebildet, kommentiert von den scharfzüngigsten Stil-Kritikerinnen des Landes.
    Ein paar Gesichter drehen sich mitleidig zu mir um. Das ist das Schlimmste. Einer davon ist Liam. Der Junge mit den schwarzen Locken und den blauen, blauen Augen. Doch kein halb amüsiertes Lächeln diesmal. Er sieht richtiggehend schockiert aus. Vermutlich fragt er sich, wie ein Mädchen in aller Öffentlichkeit einen Kimono tragen kann, wenn sie nicht in Tokyo lebt. Genau dasselbe frage ich mich auch.
    Ich zucke die Schultern, als sich unsere Blicke treffen, und versuche mir vorzustellen, es wäre stattdessen ein Foto, auf dem ich von einer Yacht springe. Ehrlich gesagt glaube ich, seine Reaktion wäre die gleiche. Anscheinend bin ich dazu verdammt, die Jungs zu schockieren, die ich mag, und dafür die Verschrobenen und Unzuverlässigen anzuziehen wie im letzten Jahr Alexander – Balletttänzer und schlechtester Küsser von ganz London. Gott sei Dank heiratet Harry, denn sonst würde Mum garantiert nie eine Hochzeit organisieren können.

Am Samstag kommt Vicente aus Brasilien an, und Mum schmeißt ihm zu Ehren eine Party.
    Mum gibt selten Partys.

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