Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
und will zum nächsten Punkt übergehen, als mir Krähe den Ellbogen in die Rippen rammt, um mich an die andere Sache zu erinnern, die ich über Jenny sagen soll. Diesmal ist es etwas leichter, weil wir geübt haben. Ich trinke schnell noch einen Schluck Wasser.
»Ach, übrigens«, sage ich so beiläufig wie möglich, »dank Jenny kriegen wir noch mehr Presse. Sie geht nämlich im Mai zum Met Ball, kurz bevor die Kollektion in die Läden kommt, und sie wird ein Ballkleid von Krähe tragen. Sie begleitet Isabelle Carruthers, also sollten wir ziemlich viel Publicity bekommen, schätze ich.«
Die Reaktion im Saal fällt genau so aus, wie wir es uns erhofft haben. Verschütteter Kaffee. Beeindruckte Kraftausdrücke. Ein Moment verblüffter Stille. Und dann reden alle durcheinander. Krähe und ich geben uns ungezwungen. Das haben wir gestern Abend vor dem Spiegel geübt, und wir wissen, dass wir darin gut sind.
Ab da läuft das Meeting viel besser.
Als wir am Ende gehen, nimmt Andy Elat mich beiseite und grinst.
»Gut gemacht, Nonie«, sagt er. »Manche Leute lassen sich von solchen Meetings einschüchtern, aber du hast …« Er sucht nach einem Wort, das für meine zarten Teenagerohren angemessen ist. »Du hast Chuzpe. Mir gefällt dein Stil, Kleine. Und du verstehst dein Handwerk.«
Als wir nach unten gehen, hängt Krähe sich bei mir ein. Sie ist mein Anker, sonst wäre ich wahrscheinlich aus dem Fenster und über die Oxford Street davongeschwebt. Ich liebe solche Augenblicke. Dafür lebe ich: für Krähes Vision zu kämpfen, Leute von uns zu überzeugen, Kleinigkeiten ins rechte Licht zu rücken …
»Es hat funktioniert!«, sagt Krähe. »Was du über Jenny gesagt hast, war echt lieb. Und es klang, als hätten wir das mit dem Met Ball geplant.«
»Ich weiß«, sage ich kichernd. »Erinnerst du dich noch an mein Gesicht, als Isabelle davon angefangen hat?«
Das tut sie.
Am Tag nach dem Vogue -Shooting bekam Jenny aus New York die Daten des nächsten Workshops durchgesagt. Krähe war auch dabei, als wir bei Isabelle anriefen, um zu fragen, ob Jenny noch mal bei ihr unterschlüpfen dürfe. Isabelle sagte: »Na klar! In der ersten Maiwoche, hast du gesagt? Oh, in der Woche bin ich zum Met Ball eingeladen. Vielleicht hat Jenny Lust mitzukommen?«
Ich: Ha ha ha ha ha!
Jenny: Was gibt es zu lachen, Nonie? Was hat sie gesagt?
Ich: Sie hat gefragt, ob du mit zum Met Ball willst.
Jenny: Was ist der Met Ball?
Ich: WAS?
Jenny: Sieh mich nicht so an! Ich habe noch nie davon gehört. Was ist das?
Ich (tiefer Seufzer. Und dann zu Isabelle): Kann ich dich zurückrufen? Der Met Ball … ha ha ha ha ha ha.
Jenny: Hör auf so zu kichern und sag schon.
Also habe ich es ihr erklärt. Krähe hat mir dabei geholfen.
Der Met Ball ist DAS Mode-Highlight des Jahres. Die größte, die schillerndste, die beste Party. Es ist die Gala im Metropolitan Museum in New York, mit der jedes Jahr die Kostümausstellung eingeweiht wird, und jeder, der irgendwas mit Mode zu tun hat, geht hin, wenn er kann. An der Bar steht Tom Ford hinter Marc Jacobs in der Schlange. Na ja, vielleicht stehen sie nicht unbedingt in der Schlange, sondern tun, was sie sonst so auf Partys machen. Anna Wintour schwebt herum und beeindruckt alle mit ihrem großartigen Haarschnitt und der Tatsache, dass sie JEDEN kennt, während Gwen Stefani mit Claudia Schiffer quatscht und Karl Lagerfeld mit seinem Fächer herumstolziert. Filmstars – große Filmstars – BETTELN darum, mitgenommen zu werden. Und jeder Moderedakteur des Universums verzehrt sich danach zu sehen, was getragen wird, und der Welt davon zu berichten.
Das ist der Met Ball. Die Chance, dass ein siebzehnjähriges Schulmädchen, das mal in einem Kinofilm war und Musicalsängerin werden will, auf der Gästeliste landet, ist verschwindend gering. Doch als ich mit meiner Erklärung fertig war, wollte Jenny unbedingt dorthin.
Also rief ich Isabelle zurück und sagte: »Hör mal, ich weiß, dass du es als Witz gemeint hast, aber falls du irgendwie zaubern könntest, wäre das natürlich supertoll.«
Isabelle antwortete: »Jenny hatte doch gerade ein Vogue -Shooting, oder? Außerdem habe ich in New York schon ein paar Leute getroffen, die von ihr reden. Anscheinend ist Jackson Ward ein großer Fan von ihr. Keine Sorge, ich krieg sie schon auf die Gästeliste.« Und weil sie Isabelle ist, hat sie es auch geschafft.
Krähe und Jenny waren noch da, als sie zurückrief. Worauf wir wild durchs Zimmer
Weitere Kostenlose Bücher