Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
die Redakteurin von Grazia entdecke.
»Du bist wirklich tapfer«, erklärt Edies Mutter. »Und wahrscheinlich hast du zu tun. Ich will dich nicht länger aufhalten.«
Inzwischen sind Krähe, Edie und Jenny zur anderen Seite des Saals unterwegs. Edies Mutter schließt sich an, und ich sehe mich um und überlege, mit wem ich zuerst reden soll. Neben mir steht eine schicke grauhaarige Dame etwa in Grannys Alter, die einen Kaschmirpullover und schmale Hosen trägt. Ihre Wangenknochen sind immer noch anbetungswürdig, und ihre Augen glitzern quicklebendig.
Ich bekomme Herzklopfen, als mir klar wird, dass ich in unmittelbarer Nähe einer Modelegende stehe. Die Frau, die Alexander McQueen und John Galliano entdeckt hat. Ich sehe sie an, doch ich weiß nicht, was ich sagen soll. Irgendwie muss ich ihr klarmachen, dass ich sie absolut vergöttere.
»Mrs. Burstein«, röchele ich, »Sie kennen mich nicht, aber ich muss Ihnen sagen, wie sehr ich Browns verehre. Ich finde Sie unglaublich.«
Sie sieht mich an und lächelt. »Danke«, sagt sie. »Du bist Nonie Chatham, oder? Ich kenne dich nämlich. In letzter Zeit beobachte ich eure Fortschritte – jedenfalls die deiner Freundin Krähe. Sie hat ein außergewöhnliches Auge. Will sie irgendwann ihr eigenes Label machen?«
»Das würde sie bestimmt gerne«, sage ich, nachdem ich die Sprache wiedergefunden habe. Bei den ersten beiden Versuchen war meine Stimme so hoch, dass nur Hunde mich hören konnten. »Im Moment haben wir viel mit Miss Teen zu tun. Und mit der Schule. Und mit den Kleidern für ihre Privatkunden.«
Joan Burstein nickt, als wüsste sie, wovon ich rede. »Meine Tochter sagt, jedes Mal, wenn jemand in einem ihrer Kleider auftritt, kommen die Leute in den Laden und fragen, ob wir Krähe führen. Tun wir natürlich nicht, aber meine Mitarbeiter sagen mir immer wieder, wie gern sie Krähe hätten.«
»Oh«, quieke ich. »Wirklich?« Ich klinge, als hätte ich Helium inhaliert.
Sie lächelt mich mitfühlend an. Wahrscheinlich denkt sie, ich hätte eine schreckliche Stimmbandentzündung. Dann entdeckt sie jemanden, den sie kennt, und taucht in die Menge ab.
Ist das wirklich gerade passiert? Hat die Frau, die Alexander McQueen und John Galliano entdeckt hat, praktisch VORGESCHLAGEN, Krähes Sachen in ihren Laden aufzunehmen?
»Was ist los?«, fragt eine Stimme.
Ich schüttele mich und versuche mich zu konzentrieren. Es ist Krähe. Sie sieht aus, als sorgt sie sich um mich.
»Joan Burstein«, krächze ich. »Browns. Vorschlag. Label. Laden.«
»Wirklich?«, quiekt Krähe auf der gleichen Frequenz wie ich.
Ich nicke. Inzwischen hat meine Stimme völlig schlappgemacht.
Krähe lächelt. »Cool.«
Ich schüttele den Kopf. Das ist nicht cool. Das ist jenseits von cool. Diese Frau hat die coolste Modeboutique der Welt gegründet, und sie hat gerade gesagt, dass sie unsere Klamotten an die coolsten Kunden der Welt verkaufen könnte. Das ist eine ganz andere Liga als Miss Teen. Eine Kaufhauskollektion zu entwerfen war toll, aber für richtige Konfektionsware könnte Krähe viel hochwertigere Materialien verwenden und aufwendigere Nähtechniken. Die Kleider wären teurer, aber dafür wären sie WUNDERSCHÖN und genau so, wie Krähe sie haben will. Es ist, als wenn man gebeten wird, einen Porsche statt einen VW zu designen. Nur mit Pailletten statt Scheinwerfern und Blütentaft statt Chrom. Ihr wisst schon, was ich meine.
Krähes Grinsen wird breiter. »Sie hat dich ziemlich beeindruckt, oder?«
Sie lacht. Im gleichen Moment stellt sich Andy Elat zu uns.
»Ich habe dich plaudern sehen«, sagt er zu mir. »Weißt du, wer das war?«
Ich nicke.
»Nonie steht unter Schock«, erklärt Krähe. »Anscheinend interessiert sich Mrs. B. für meine Kleider.«
Andys Augenbrauen wandern seine Stirn hinauf, und ihm rutscht ein Kraftausdruck raus, den er vor uns nicht sagen dürfte. Stotternd liefere ich eine Zusammenfassung des Gesprächs mit Mrs. Burstein.
»Und, stimmt es?«, fragt Andy Krähe. »Denkst du über dein eigenes Label nach?«
Krähe sieht mich an. »Wir sind noch nicht so weit. Im Moment mache ich nur Sachen für Leute, die mich darum bitten. Wegen der Schule und so. Aber irgendwann …«
Andy sieht von ihr zu mir und wieder zurück. »Was ich jetzt sage, sage ich nicht jedem. Ich bin sogar meistens damit beschäftigt, das Gegenteil zu behaupten, aber ich finde, du solltest darüber nachdenken. Du hast Talent. Du hast ein unglaubliches Händchen für
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