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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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ich es unter den Tisch. Eine SMS von einer unbekannten Nummer.
    »Wo ist der Gürtel?«
    Ich verstehe nicht. Ist das eine Art Mobbing durch totale Verwirrung? Ich ignoriere die Nachricht und denke wieder an Liams Lächeln.
    Das Handy vibriert wieder.
    »Warum bist du angezogen wie ein Lineal?«
    Das ist unfair. Ich sehe an mir runter. Ich trage ein für Ballflachmittwoch vollkommen akzeptables Outfit. Sandfarbener Pullover. Langer Kamelhaarrock. Desert Boots. Zugegeben, das Ganze ist irgendwie zu beige. Es stimmt, wenn man die Ecken rechtwinklig machen würde, sähe ich vielleicht ein bisschen wie ein Holzlineal aus. Aber sonst gibt es nichts zu beanstanden.
    Wieder vibriert es.
    »?????????«
    Jemand hat etwas zu beanstanden.
    Ich sehe mich um. Unwillkürlich schaue ich zuerst in Liams Richtung und zufällig sehe ich gerade noch, wie seine Locken fliegen. Als hätte er mich gerade angesehen. Ich beschließe etwas auszuprobieren und schreibe zurück:
    »Welcher Gürtel?«
    »Fahrradkette.«
    Aha! Liam. Er ist der Einzige, der mich mit der Fahrradkette kennt. Plötzlich klopft mein Herz wie ein Presslufthammer. Ich denke kein bisschen mehr an die französische Filmindustrie.
    Hastig tippe ich. »War zu schwer. Und mein Bruder brauchte sie zurück.«
    Wieder vibriert es. Er ist ein superschneller Tipper. »Und der Lineal-Look?«
    Ich bin mitten in einer langen komplizierten Antwort, die ich sowieso wieder löschen will, als jemand gegen meinen Stuhl tritt – kein seltenes Ereignis – und mein Telefon auf dem Boden landet. Madame Stanley sieht mit einem Seufzer auf und verlangt, dass ich es zu der Sammlung konfiszierter Telefone auf ihrem Pult lege. Als ich an meinen Platz zurückgehe, macht Liam ein schuldbewusstes Gesicht. Nach der Stunde wartet er vor dem Klassenzimmer auf mich.
    »Tut mir leid«, sagt er.
    »Kein Problem.«
    »Ich wollte nur …« Er bricht ab. Er sieht verlegen aus. Ich sehe verlegen aus. Wir sehen zusammen verlegen aus.
    »Was?«
    »Ich fand dich im Sommer gut. Ich fand, du sahst cool aus.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Super. Oder als du den Kimono anhattest.«
    »Du fandst den Kimono gut?«
    »Na ja, nicht richtig gut. Aber interessant.«
    »Interessant ist nicht immer gut, das kannst du mir glauben.«
    Ich werfe einen Blick zu den Belles, die ein paar Meter weiter stehen und mit den süßen Jungs plaudern, während sie sich die Miniröcke über ihren langen glatten Beinen zurechtzupfen.
    »Finde ich schon«, sagt Liam.
    Dann werde ich gerufen, laut und wiederholt, weil meine Klassenkameradinnen zu unserer Schule zurückwollen.
    »Ich muss los«, sage ich.
    Er lächelt. Seine Mundwinkel kräuseln sich nach oben, und ich würde sie wahnsinnig gern küssen.
    »Klar«, sagt er. »Du hast ja meine Nummer.«
    Er verschwindet mit seinen Kumpeln, und ich schließe mich meinen Schulkameradinnen an. Ich bin total verwirrt. Ja, jetzt habe ich seine Nummer, ABER WAS SOLL ICH DAMIT MACHEN? Anscheinend bin ich das Mädchen, das er »im Sommer gut fand«. Jetzt ist Herbst. Ich bin also eindeutig das Mädchen, das er nicht mehr gut findet. Die Sache ist hoffnungslos, und irgendwie typisch.
    Ich versuche den Teil meines Gehirns auszublenden, der an einem interessanten Outfit für nächsten Mittwoch feilt. Aber ich kann nicht anders. Das Einzige, was ich in meiner totalen Verwirrung weiß, ist, wenn ich mich entscheiden muss, ob ich für Liam interessant oder für die Belles unsichtbar sein will, gewinnt jedes Mal die Fahrradkette.

Als ich heimkomme, sehe ich Licht im Kellerfenster. Das heißt, dass Krähe wieder im Atelier ist. Seit unserem Gespräch über das Label war sie nicht oft hier. Und wenn ich sie sehe, redet sie von Joseph und seinem tollen Internetkurs im Sommer, oder von Prüfungen und anderen Dingen, die mit der Schule zu tun haben. Ihr Vater hat offensichtlich seinen Einfluss geltend gemacht. Sie näht keine Kleider für den Stand auf dem Portobello-Markt mehr, und sie hat Andy Elat gesagt, dass sie in nächster Zukunft auch keine Kollektion für Miss Teen entwirft. Soweit ich weiß, ist das Einzige, woran sie arbeitet, ein neuer Entwurf für Isabelles Brautkleid.
    Ich besuche sie im Atelier und Krähe lächelt, als sie mich sieht. Ich kuschele mich in den Samtsessel, während sie an dem Kleid an der Schneiderpuppe fummelt.
    »Erinnert dich mein Outfit an irgendwas?«, frage ich sie.
    »Steh auf«, verlangt sie.
    Ich tue es.
    »Hm.« Sie denkt eine Weile nach. »Ein Hochhaus in Kampala. Ein

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