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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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Er sagt, London ist jetzt ihr Zuhause, und er ist überzeugt, dass sie wiederkommt, egal wie schön ihre Ferien sind. Ich erzähle ihm auch von unserem geplanten Umzug, und er versucht verständnisvoll zu sein, aber es ist klar, dass er nicht schlecht über Mum reden will. Das ist das Komische an meinen Eltern. Sie sind eine Katastrophe, wenn sie zusammen sind, aber sobald sie getrennt sind, sind sie immer ziemlich nett zueinander.
    Mit Krähe hat Papa Recht. Als ich wieder in London bin, erwartet mich eine E-Mail von ihr, in der sie schreibt, mit welchem Flug sie ankommt und dass sie sich riesig freut, uns alle wiederzusehen. Ich bin so erleichtert, dass ich mich wie ein Korken fühle, der vom Meeresgrund nach oben saust. Den Abend verbringe ich damit, ein riesiges glitzerndes Willkommensschild zu basteln, das ich mit zum Flughafen nehme, wenn ich sie abhole.
    Die afrikanische Sonne muss es in sich haben: Krähe ist ungefähr zehn Zentimeter gewachsen. Auch ihre Haltung ist aufrechter und ihr Selbstbewusstsein größer. Sie trägt ein mit Ethno-Mustern bedrucktes Maxikleid mit farbig abgesetztem Turban und Perlensandalen. Als sie mich sieht, rennt sie auf mich zu und schiebt alle Passagiere und Gepäckwagen beiseite, die ihr dabei im Weg sind. Wir umarmen uns, so fest wir können. Ich muss für viele Wochen Umarmungen nachholen.
    »Wie war’s? Wie war dein Vater? Hat er dich den ganzen Sommer pauken lassen? Wie geht’s Victoria? Was habt ihr gemacht? Tolles Kleid! Geht’s deiner Mum auch gut?«
    »Hey, stopp!«, ruft sie. Sie lacht. Endlich bin ich wieder mein normales Ich, fällt mir auf. Mein gesprächiges Ich. Mein zu gesprächiges Ich. Aber es tut so gut, Krähe zurückzuhaben.
    »Es war schön«, sagt sie. »Henry! Hier drüben!«
    Der arme Henry versucht den überladenen Gepäckwagen zu steuern. Er sieht erleichtert aus, als er Krähe entdeckt. Wir schleppen die schweren Taschen zur U-Bahn, und auf dem ganzen Heimweg quatschen Krähe und ich ohne Punkt und Komma. Wenn mich Liam jetzt nur sehen könnte.
    Wenn ich ihn jetzt nur sehen könnte …
    Aber Krähe ist voller Geschichten von ihrer Familie, ihrem Dorf, der Schule und all den neuen Einrichtungen, die dank der Unterstützung von Leuten wie Edie gebaut werden konnten, und von dem Textil-Projekt.
    »Was ist das?«, frage ich.
    »Nach der Schule treffen sich alle Mädchen und ein paar der Frauen«, erklärt Krähe. »Sie entwerfen Stoffe, und eine Fabrik bedruckt sie, und dann nähen sie Sachen daraus, die sie verkaufen. Kleider, Tücher, Decken … Victoria hatte die Idee mit den Schultaschen. Schau mal! Das ist meine.«
    Statt ihrem üblichen kleinen Rucksack hat sie eine rechteckige Baumwolltasche dabei, die gefüttert und dadurch robuster ist und groß genug, dass ein paar Schulbücher und Hefte hineinpassen. Wie immer trägt sie ihre Skizzenbücher und Stifte mit sich herum.
    »Mit jeder Tasche, die sie verkaufen, nehmen sie einen Dollar für die Schule ein. Ich habe ein paar mitgebracht, um sie in London zu verkaufen. Meinst du, sie gefallen irgendwem?«
    »Mir auf jeden Fall.« Jetzt verstehe ich, warum sie wollte, dass ich eine kaufe. Ich wusste ja nicht, dass sie mit den Verkäufen Geld für die Schule sammeln. Donnerwetter. Victoria ist nicht nur eine Unternehmerin, sie sammelt auch Spenden.
    »Deine kleine Schwester ist wirklich toll«, erkläre ich.
    Krähe grinst froh und nimmt meinen Arm.
    »Ja, oder? Es war so schön, sie zu sehen. Ich will mehr Zeit mit ihr verbringen. Ich wusste nicht, dass sie mich so vermisst. Und ich vermisse sie auch.«
    Als sie die Tasche wieder einpackt, kann ich ihr Gesicht nicht sehen. Und es ist gut, dass sie auch meins nicht sieht. Ich frage mich, wie bald sie wieder nach Uganda will. Und ob sie beim nächsten Mal zurückkommt.
    Henry sitzt uns gegenüber, und als er mein Gesicht sieht, lächelt er mich aufmunternd an.
    »Wie war dein Sommer, Nonie?«, fragt er. Er ist wirklich lieb.
    »Super«, lüge ich. »Ich hatte viel zu tun. Du weißt schon … arbeiten … und so.«
    Er lächelt wieder, höflich, aber leicht verwirrt. Anscheinend klingt es nicht besonders.
    »Bereit für das letzte Schuljahr?«
    Wie sein Vater kann Henry sich nichts Schöneres vorstellen, als ein ganzes Jahr Unterricht vor sich zu haben.
    Ich nicke und grinse. Wenn Lügen ein Prüfungsfach wäre, bekäme ich eine Eins.

Ich bin überhaupt nicht bereit für das letzte Schuljahr. Ich habe tierisches Muffensausen. Früher dachte ich

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