Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
macht.«
»Macht sie auch nicht«, erkläre ich. »Sie hat ein paar Stoffe entworfen für ein Projekt in Uganda …«
»Oh!«, sagt Amanda. »Das erklärt alles. Irgendwie.«
»Erklärt was alles?«
»Dass ich heute Morgen fünfzehn Anrufe bekommen habe. Und dass mein E-Mail-Postfach überfüllt ist. Anscheinend denken alle, die Sache hätte was mit Miss Teen zu tun. Schön wär’s.«
»Welche Sache?«
»Queen Fadilah natürlich«, sagt sie. »Hast du nichts davon gehört?«
Nein, habe ich nicht. Ich weiß, wer Queen Fadilah ist, weil ich Mode- und Promizeitschriften lese, und sie taucht immer in beiden auf – entweder als die bestangezogene Königin der Welt oder als genialste Unterstützerin guter Zwecke. Selbst Edie weiß, wer Queen Fadilah ist, wegen ihrer jüngsten Bildungskampagne für Millionen von Kindern. Irgendwie erinnert sie mich sogar an Edie, nur in Dior und Louboutins.
Letzte Woche hat sie vor den Vereinten Nationen eine Rede über Bildung gehalten (Queen Fadilah, meine ich, nicht Edie – das mit den Vereinten Nationen scheint sie sich anders überlegt zu haben). Außerdem war sie im Weißen Haus, um mit dem amerikanischen Präsidenten zu sprechen. Bei beiden Gelegenheiten wurde sie von so gut wie jedem Paparazzo der Welt abgelichtet, und seitdem hat die Modepresse jeden Quadratzentimeter ihrer traumhaften Outfits unter die Lupe genommen. Normalerweise wäre ich auf dem Laufenden, aber im Moment lerne ich für die Prüfungen. Ich hätte nie gedacht, dass ich vor lauter Pauken ein wichtiges Modeereignis verpassen könnte, aber das zeigt nur, wie brav ich in letzter Zeit bin.
Jedenfalls war Queen Fadilah bei beiden Gelegenheiten eher zurückhaltend angezogen, in ihrem Fall Palazzohosen von Dior mit Louboutin-Flats. Doch worüber alle gesprochen haben, war die Tasche, die sie über der Schulter trug. Für die Queen ein überraschend schlichtes Accessoire – ein Stoffbeutel aus Baumwolle –, doch alle waren HINGERISSEN von dem Print. Von Weitem sah es aus wie ein Raubtiermuster, doch auf den zweiten Blick erkannte man … Hände haltende Mädchen. Auf Nachfrage erklärte Queen Fadilah, es sei ein Projekt, bei dem Geld für eine Mädchenschule in Uganda gesammelt werde. Ist sie nicht süß?
Jetzt wollen alle mehr darüber wissen. Die Tasche hat bei den Mode-Bloggern im Internet eine wahre Schatzsuche ausgelöst: Wo kommt der Print her, wer ist der Designer, welche Schule wird unterstützt? Ich frage mich nur, wie um alles in der Welt Queen Fadilah an eine von Victorias Taschen gekommen ist.
»Jenny ist in New York«, bemerkt Edie, als ich ihr davon erzähle. »Das kann kein Zufall sein.«
Wir rufen Krähe an, damit sie vorbeikommt, und dann passen wir Jenny vor ihrem nächsten Auftritt ab.
»Ja«, antwortet sie am Telefon, als wäre es das Normalste von der Welt. »Sie war mit ihrer Tochter bei einer der Vorpremieren, vor diesem Dings bei den Vereinten Nationen. Prinzessin Alima wollte mich in der Garderobe besuchen. Wo ich doch auch eine Prinzessin bin.«
Edie kichert.
»Oje«, seufze ich. Soll ich Jenny daran erinnern, dass sie keine echte Prinzessin ist? Wahrscheinlich nicht.
»Jedenfalls«, fährt sie fort, »hatten wir jede Menge Fanartikel, die wir ihr schenken konnten. Und dann hat sie die Taschen gesehen, die du mir geschickt hast, Nonie, und die haben ihr so gefallen, dass wir die Fanartikel einfach reingesteckt und ihr eine mitgegeben haben. Natürlich habe ich ihr von Krähe und Victoria und dem Schultaschenprojekt erzählt, und Prinzessin Alima sagte, vielleicht wäre es was für ihre Mutter und ob sie vielleicht noch eine extra haben dürfte? Da habe ich ihr natürlich noch eine gegeben.«
Ich rufe Amanda Elat zurück und erkläre ihr alles. Sie wirkt nicht so glücklich darüber, wie ich gehofft hatte.
»Na gut«, sagt sie, »aber es wäre schön, wenn du das den Millionen von Leuten erklären könntest, die mich danach fragen. Rund um die Uhr klingelt mein Telefon.«
Edie bloggt wieder. Ich schlage vor, dass sie die Geschichte auf ihre Website setzt. Inzwischen ist auch Liam da.
»Du solltest einen Artikel darüber schreiben, Nonie«, sagt er. »Für eine der großen Mode-Websites. Ich wette, die interessiert die Geschichte auch. Wenn du willst, suche ich die Adressen von ein paar Redakteuren raus.«
»Ich?«
Alle drehen sich um und starren mich an.
»Weil du die Leute kennst, um die es geht«, sagt Edie. »Weil du Jenny die Taschen gegeben hast.«
»Weil du
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