Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
wiedererkennt, wenn ich’s nicht will!«
    Mac Andrew überlegte. »Ich wollte eigentlich eines unserer deutschen Mitglieder nach Gorla schicken; aber Sie haben den Vorteil, van Holsten, daß Sie die beiden genau kennen. Reisen Sie sofort und erledigen Sie die Angelegenheit im Sinne der Gesellschaft!«
    Van Holsten warf einen Blick auf die Uhr. »Brauchen Sie mich noch hier, Mac Andrew?«
    Dieser schüttelte den Kopf. »No, Sir.«
    »Well! Das nächste Flugzeug nach Deutschland startet in einer Stunde. Es ist also höchste Zeit. Auf Wiedersehen!« Er verließ das Zimmer.
    Nur noch eine kurze Viertelstunde blieben die andern. Bald lagen die Räume Mister Mortons in der Picadilly-Street im Dunkeln.

4 Von Gorla nach Genf
    Ein ansehnliches Paket mit belegten Brotschnitten an der einen, die Kaffeeflasche an der andern Seite, stand Rudi zum Abmarsch bereit. »Auf Wiedersehen, Mutter Federsen!«
    »Adjes ooch, Herr Wagner! Machen Se’s gut und grüßen Se mir ooch den Herrn Rübesam recht scheene, wenn Se ihn sehen! Un kommen Se pünktlich heeme! Heut gibt’s Thüringer Klöße und Schweinebraten zu Mittag.«
    »Fein, Mutter Federsen! Da bin ich pünktlich.«
    Rudi wollte gehen, aber die biedere Alte, die Witwe eines Werkarbeiters, bei der Rübesam Rudi eingemietet hatte, war mit ihrem Erguß noch nicht zu Ende. »Seien Se ooch recht vorsichtig, Herr Wagner, daß Ihnen nichts zustößt! Man hört alle Oogenblicke, daß wieder eener im Werk zu Tode gekommen is. ‘s muß doch recht gefährlich für Se sein, immer an die elektrischen Leitungen rumzuwürgen. Un in die Frühschicht hat man Se ooch noch gesteckt. In der soll gerade das meiste vorkommen, und bei Nacht und Nebel müssen Se schon aus den Federn.«
    Lachend unterbrach Rudi den Wortschwall der Alten. »Ist ja alles nur halb so schlimm, Mutter Federsen. Heben Sie mir bloß ein ordentliches Stück Schweinebraten auf! Auf Wiedersehen! Ich muß machen, damit ich nicht zu spät komme.«
    Er schritt in den nebligen Märzmorgen hinaus und ging die Landstraße entlang, über der in weiten Zwischenräumen die elektrischen Lampen schimmerten. Es war eben erst halb sechs. Noch lag volle Dunkelheit über der Landschaft. Kaum waren die kahlen Kronen der mächtigen Kastanien, die die Landstraße säumten, zu erkennen. Je weiter er voran kam, umso belebter wurde die Straße. Aus all den vielen Häuschen, die zu beiden Seiten lagen, kamen Leute der Frühschicht heraus und eilten ihrer Arbeitsstelle zu. In geschlossenem Strom floß die Menschenmenge schließlich durch das große Portal. Mit Argusaugen musterten die Pförtner jeden einzelnen der vielen Hunderte. Ein allgemeines Drängen und Stauen herrschte an den Kontrolluhren, wo jeder seine Arbeitskarte mit dem Zeitstempel versehen mußte. Dann verliefen sich die Massen in die verschiedenen Werkbauten.
    Während Rudi sich den blauen Monteurkittel überstreifte, überlegte er, wie er mit seiner Beobachtung weiterkommen könnte. Auf die beiden Leute im Heroinsaal hatte er es besonders abgesehen. Er war überzeugt, daß es mit denen nicht stimmte. Aber wie sollte er ihnen auf die Schliche kommen? Das Versteck im Kessel – schade, daß Rübesam ihm dieses verboten hatte! Was er seitdem von andern Beobachtungsstellen aus erspäht hatte, war nicht allzu viel.
    Mehrfach war eine der Lampen im Heroinsaal erloschen, so daß die Saalecke mit der Tablettier- und Packmaschine im Dunkeln lag. Das erstemal hatte Rudi es für eine zufällige Störung gehalten. Als sich dies jedoch auch an den folgenden Tagen wiederholte, hatte er es Rübesam gemeldet. Dieser schien jedoch keinen besonderen Wert darauf zu legen. »Das kann hunderterlei Gründe haben, Rudi. Vielleicht ist es ein wackliger Schalter oder ein schlechter Kontakt.«
    »Ich kann die Schalter und Fassungen in dem Saal ja einmal überholen, Herr Rübesam.«
    »Ach so, mein Junge, damit die beiden Leutchen dich da auf deiner Leiter recht gründlich betrachten können? Nein, mein Lieber, das laß gefälligst bleiben! Deine Aufgabe ist es, so unsichtbar wie möglich zu bleiben. Deine Erkundungen mußt du so machen, daß du dabei nicht gesehen wirst. Die Leitung werde ich durch jemand anders nachsehen lassen.«
    Im stillen mußte Rudi sich eingestehen, daß Rübesam recht hatte, aber es wurmte ihn, daß er dabei nicht recht weiter kam.
    Beobachten, ohne selbst gesehen zu werden! Das war leicht gesagt, doch schwer getan. Die verschiedensten Möglichkeiten gingen ihm durch den Kopf. Immer

Weitere Kostenlose Bücher