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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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fliegen wir alle ins Loch.«
    Henke lachte kurz auf. »Herauskommen? Wie soll denn das herauskommen? Bis jetzt klappt das Geschäft. Unsere Freunde geben einen blauen Lappen für jedes Pfund. So leicht kannst du anderswo das Geld nicht verdienen.«
    »Ja, aber wenn’s herauskommt?« wiederholte Altmüller.
    Der andere begann sich über diese Hartnäckigkeit zu ärgern. »Menschenskind, was ist denn mit dir los? Hast du vergessen, wie dreckig es dir früher gegangen ist? Deine Frau war krank, überall hattest du Schulden. Kein Kaufmann wollte euch mehr borgen. Betteln könntest du gehen, Altmüller, wenn ich dich nicht an unserm Geschäft beteiligt hätte.«
    Altmüller stieß einen Seufzer aus. »Ich hab’s nicht vergessen, Henke. Ich war in Not, und du hast mir mit deinen Ersparnissen geholfen.«
    »Geholfen, bis auch die verbraucht waren. Nur das Geschäft hat uns beide wieder rausgerissen. Jetzt aber willst du dich zurückziehen? Gibt’s nicht, Altmüller. Du mußt mitmachen, oder die Organisation wird dir …«
    »Du bist verrückt«, knurrte Henke. »Laß dich krank schreiben oder in den Ruhestand versetzen! Ist ja lächerlich. Wie sollte einer auf unsern Dreh kommen! Mensch, kneif mich nicht, sonst …«
    Gewaltsam umpreßte Altmüller den Arm von Henke und zog ihn auf den Gang hinaus. Leise sprach er dort weiter.
    Als die Tür ging und es danach still im Saal wurde, zog der Monteur im Kessel seinen Körper behutsam durch das Gewirr der Heizrohre und kroch nach dem Mannloch hin. Vorsichtig streckte er den Kopf heraus und blickte sich um. Augenblicklich war niemand im Saal. Schnell huschte er zu der Tür an der andern Saalwand, zog sie leise hinter sich ins Schloß und verschwand durch den Flur. —
    Gransfeld saß mit Rübesam in dessen Wohnung.
    »Eine mächtig gewagte Geschichte, Gransfeld. Der verdächtige Engländer in Gorla zusammen mit einem von unsern Werkleuten? Wenn die Bande nur halb so gefährlich ist, wie du sie mir geschildert hast, dann … Je mehr ich über die Sache nachdenke, desto schwerer werden meine Bedenken. Ich weiß nicht, ob wir das Richtige getan haben. Am liebsten möchte ich die Sache rückgängig machen. Wer übernimmt die Verantwortung, wenn dem Jungen etwas zustößt? Ich möchte sie nicht tragen.«
    »Rübesam, deine Besorgnisse …« Ein Klopfen an der Tür unterbrach Gransfeld. In einem blauen Monteurkittel, der mit Schlammflecken reichlich besät war, trat Rudi in das Zimmer.
    »Da ist er ja!« Mit einem Gefühl der Erleichterung stieß der Chemiker diese Worte hervor.
    Gransfeld lächelte. »Du siehst lieblich aus, Rudi! In welchem Schlammloch bist du denn gesteckt?«
    »In einem leeren Kessel im Heroinsaal, Herr Doktor. Sehen konnte ich nichts, aber allerlei hören. Das wollte ich Ihnen melden.«
    »Nachher, Rudi, nachher! Erst mach dich einmal einigermaßen menschlich, damit man dich ohne Gefahr für die Möbel auf einen Stuhl setzen kann!«
    Von Rübesam geführt, verschwand Rudi im Waschraum, wo er sich gründlich säuberte.
    »So, mein Junge«, sagte Gransfeld, als Rudi zurückkam, »jetzt siehst du besser aus. Setz dich und schieß los! Was weißt du Neues?«
    Beinahe wortgetreu berichtete Rudi, was er in seinem Versteck erlauscht hatte, während seine beiden Zuhörer sich vielsagende Blicke zuwarfen. Als er zu Ende war, schlug Rübesam mit der Faust auf den Tisch: »Das genügt, Gransfeld. Das genügt, denke ich, um die beiden Männer sofort verhaften zu lassen.«
    Gransfeld schüttelte den Kopf. »Zu gar nichts genügt das, Rübesam. Was ist denn geschehen? Unser Junge hat ein, wie ich zugeben will, reichlich verdächtiges Gespräch belauscht. Als Zeuge dafür kommt nur er selber in Betracht, ein jugendlicher Zeuge, nebenbei bemerkt, dem die Unschuldsbeteuerungen der beiden andern entgegenstehen würden. Ehe wir zufassen können, müssen wir zum mindesten wissen, auf welche Weise sich die beiden den Stoff verschaffen. Selbst dann würde ich es noch vorziehen zu warten.«
    »Auch dann noch warten? Ja, worauf denn, wie lange denn, Gransfeld?«
    »So lange, bis wir einen wirksamen Schlag gegen die ganze Bande führen können. Wenn wir nur das eine oder andere Mitglied hinter Schloß und Riegel setzen, ist die ganze Gesellschaft gewarnt. Falls ich das wollte, hätte ich schon in Port Said damit anfangen können. Die Herren Rasati und Tarantola waren im juristischen Sinne für eine Verhaftung reif.«
    Rübesam machte ein bedenkliches Gesicht. »Die Sache ist mir aber zu

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