Moderne Piraten
nicht fehlen.«
»Werde ich auch nicht, Gransfeld. Habt übrigens verdammt dicht mit der Sache gehalten. Brauchst dir aber nicht einzubilden, daß ich nicht auch ein Geheimnis bewahren könnte.« Gransfeld sah ihn fragend an. »Ein Geheimnis, das uns an geht?«
Rübesam lachte verschmitzt. »Das sollte ich wohl meinen.« »Dann raus damit, Rübesam! Was ist’s denn? Seit wann weißt du’s denn?«
»Oh, mein lieber Gransfeld, ich weiß es schon seit acht Tagen, und angehen tut’s hauptsächlich unsern Freund Rudi.« »Mich, Herr Rübesam? Was kann denn das sein? Sagen Sie es doch, bitte!«
»Ja, Rudi, mein lieber Junge, es hängt mit unserm Geheimrat Scheffer zusammen. Dem haben deine Verkleidungskünste so gewaltigen Eindruck gemacht, daß er dich auf jeden Fall für das Werk behalten will.«
Rudi machte einen Freudensprung, daß er beinahe die Stufen der Freitreppe heruntergefallen wäre. »Dauernd im Werk? Eine Stellung hier? Fein! Großartig, Herr Rübesam! Aber als was soll ich denn eintreten?«
»Junge, versprich mir erst, daß du nicht größenwahnsinnig wirst, wenn ich dir das sage. Der Geheimrat meint nämlich, daß du viel schlauer bist als alle die Detektive, die er sich früher von Berlin verschrieben hat. Darum will er dir eine Stellung geben, in der du dich einerseits zu einem brauchbaren Kaufmann entwickeln kannst, anderseits aber – nebenamtlich sozusagen – deine Augen im Werke offenhalten sollst, denn es könnte ja am Ende mal wieder Henkes und Altmüllers bei uns geben.«
Ein neuer Freudensprung von Rudi war die Antwort, und diesmal wäre der würdige Chefchemiker der Gorlaer Werke beinahe mit ins Rollen geraten. Als er sein Gleichgewicht wiedergewonnen hatte, drohte er schmunzelnd mit dem Finger.
»Aber das bitte ich mir aus, Rudi, mein Kleiderschrank und mein Frisierbeutel müssen künftig Ruhe vor dir haben.« Lachend gab ihm Rudi das Versprechen, mit der festen Absicht, es nicht zu halten.
ENDE
Weitere Kostenlose Bücher