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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Glas Rotwein.»
    «Ich bin nicht so sicher, daß sie hier Wein führen, aber –» Er brach ab und starrte den Mann an, der ihn, ein Glas Rotwein in der einen, einen Whisky in der anderen Hand, wohlwollend anlächelte.
    «Modesty, meine Liebe!» Tarrant neigte den Kopf vor ihr. «So senil ich auch bin, mein Ahnungsvermögen ist noch nicht abgestumpft. Rotwein?»
    «Sir Gerald! Wie lieb von Ihnen.» Sie nahm das Glas.
    «Kennen Sie David Whitstone schon? David, das ist Sir Gerald Tarrant.»
    «
How do you do
?» Die automatische, nie beantwortete Frage wurde von beiden Männern gleichzeitig gestellt.
    «Wenn ich bloß noch eine dritte Hand hätte, mein lieber Junge», sagte Tarrant bedauernd, «und wenn ich bloß Ihren Geschmack kennen würde …»
    «Lassen Sie nur.» Modesty legte David die Hand auf den Arm. «Geh und hol dir etwas zu trinken.»
    «Ich glaube nicht, daß ich mir die Mühe mache.» Er runzelte leicht die Stirn. «Es herrscht ziemliches Gedränge.»
    «Ich hätte gern Zigaretten, bitte. Nein, nicht die deinen. Gauloises.»
    «Ich weiß genau, daß sie die nicht haben.» Er begegnete ihrem Blick und zuckte die Achseln. «Oh – ist schon gut.»
    Sie sah ihm nach und sagte leise zu Tarrant: «Schon so bald um Ihr Pfund Fleisch?»
    «Das ist nie fällig gewesen», sagte er behutsam. «Aber wenn Sie meinen, Sie könnten mir etwas Hilfe leisten, wäre ich Ihnen äußerst dankbar dafür. Leider Gottes ist die Sache dringend geworden – so sehr, daß ich sogar Ihren Abend unterbrechen muß. Aber bitte, fühlen Sie sich frei, abzulehnen.»
    «Was soll ich für Sie tun?»
    «Meinen Minister besuchen. Er ist eben jetzt im Parlament.»
    «Ach – den pompösen Percy?»
    «Sie sind ja im Besitz von Amtsgeheimnissen! Haben Sie den Sehr Ehrenwerten Percival Thornton schon einmal kennengelernt?»
    «Nein. Aber seine Bildersammlung. Eine meiner Untergruppen entfernte einen Cézanne aus ihr, als er vor einigen Jahren Gesandter in Paris war.»
    «Sie begeistern mich, Modesty. Aber in diesem Fall würde ich lieber gute alte Bekannte vergessen. Das heißt, wenn Sie vorhaben, ihn zu besuchen.»
    Modesty beobachtete das Drängen an der Bar.
    «Ja.» Sie trank ihr Glas aus und reichte es ihm. «Gehen wir gleich?»
    «Vielleicht zuerst ein Wort zu Ihrem Begleiter?»
    «Ich möchte lieber unhöflich sein. Er hat mich für zu selbstverständlich genommen.»
    «Ah. Das will ich mir merken.»
    Sie fuhren im Daimler Dart Modestys die Strand und Whitehall hinunter. Der Wagen war elfenbeinfarben, und der Motor hegte keine esoterischen Geheimnisse der Anpassung an den Verkehr. Über ihrem Abendkleid trug Modesty einen Nerzmantel in Emba Tourmaline von Dior, dreiviertellang, mit weiten Ärmeln und einem hoch aufgestellten Mandarinkragen.
    «Glückwunsch, daß Sie Willie Garvin lebendig zurückgebracht haben», bemerkte Tarrant, als sie an einer Ampel warteten. «Ein Jammer, daß er seine Witterung verloren hat.» Befriedigt spürte er, wie sie ganz leicht steif wurde.
    «Hat er nicht», sagte sie kurz.
    «Aber Sie haben doch nicht daran gedacht, ihn für diesen Job anzuwerben, vermute ich?»
    «Ich weiß nicht, worin der Job besteht.» Sie ließ es dabei bewenden, und Tarrant war für den Augenblick zufrieden.
    Wenn die Aufgabe wirklich existierte, dann würde sie wohl kaum von einer Art sein, daß man Modesty Blaise ohne ihre rechte Hand einsetzen konnte. Aber er war ziemlich sicher, daß sie zögerte, Willie Garvin in die Sache einzubringen – nicht weil sie ihn nicht dabeihaben wollte, sondern weil sie das Gefühl hatte, daß sie kein Recht besaß, ihn mit hinein zu verwickeln.
    Tarrant hoffte, daß er zum Ziel kommen würde, wenn er sie in der richtigen Art reizte.
    In einem Zimmer, das auf den New Palace Yard hinausging, legte der Minister eine Akte beiseite und erhob sich hinter seinem Schreibtisch.
    «Entzückt, Miss Blaise. Abend, Tarrant.» Er schüttelte ihnen die Hand. Seine Stimme war ölig und dröhnend. Der sehr Ehrenwerte Percy Thornton war als Anwalt in die Politik gekommen. Er war ein verläßlicher Mann, sehr methodisch, besaß die Tugend, nicht allzu klug zu sein, und die noch größere Tugend, eine Nase dafür zu haben, das Richtige zu tun, selbst wenn es manchmal aus den falschen Gründen getan wurde.
    Als Tarrant Modesty den Stuhl zurechtrückte, bemerkte er, wie sie die Tatsache in sich aufnahm, daß der Minister trotz allem, was er über sie wissen mußte, völlig ohne Neugier blieb. Ihre Augen funkelten

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