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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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warm und klug, das Fleisch fest, die Brüste rund und voll. Für ein Mädchen waren die Schultern breit, an diesem Körper aber waren sie gerade richtig so, und sie gingen in einer wunderbar geschwungenen Linie in den langen, glatten Hals über.
    Das Bild war noch nicht ganz fertig. Der linke Arm und die Hand, die leicht auf dem Schenkel ruhte, waren unvollendet. Mehr als einmal war Hagan mit bereitem Pinsel dagestanden, um das Gemälde fertigzustellen, immer wieder jedoch hatte er ihn weggelegt.
    Das Besondere an dem Mädchen, das Besondere, das ihn so sehr gereizt hatte, es einzufangen, war, daß es sich seiner Nacktheit völlig unbewußt war. Es war keine Spur einer Scheu an ihm, aber auch keine Spur einer Dreistigkeit. Ob es angezogen war oder nicht – dem Mädchen schien der Gedanke fremd, daß das irgendeine Rolle spiele.
    Hagan atmete auf und stellte das Glas nieder. Die Augen immer noch auf dem Bild, sagte er: «Komm heraus, wo immer du steckst.»
    Ihre Stimme kam leise von der Stelle, wo der Gang in das Atelier mündete. «Es tut mir leid. Es tut mir leid, daß ich dich im Stich lassen mußte, bevor du es vollendet hattest, Paul.»
    Er drehte sich nach ihr um, sah sie an und spürte die alte Erregung wieder wie eine Flamme durch seinen Körper zucken. Sie trug eine weiße Bluse und einen grauen Rock; beides war billig, aber schick. Der Haarknoten war locker im Nacken zusammengefaßt. Sie trug weiße Schuhe mit einer Kappe und niedrigen Absätzen und war angezogen, wie es Tausende anderer französischer Mädchen hier sein konnten – nicht die Urlauberinnen, sondern die Ortsansässigen.
    Hagan schaute auf das Bild, dann wieder auf das lebendige Mädchen. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    «Es hat mir selbst ziemlich leid getan», sagte er. «Und hat mich zuerst sozusagen umgeschmissen. Bis ich entdeckte, daß das Mädchen, das ich die paar Wochen in Paris zu Gast hatte, nicht Lucienne Bouchier war – sondern Modesty Blaise.»
    «Und was hast du dann empfunden?» Sie kam auf ihn zu, während sie sprach, und schaute zu dem hageren Gesicht auf.
    «Das will ich dir sagen. Ich war fuchsteufelswild. Das dauerte fünf Minuten. Dann lachte ich. Ich meine – ich lachte wirklich. Ich sagte mir: ‹Was denn, zum Teufel, Hagan, mein Sohn – es war es doch wert, oder nicht?›»
    Unvermittelt war der teilnahmslose Ausdruck von einem Grinsen weggewischt. Er wurde gelöst, und Modestys Spannung wich mit der seinen.
    «Dann trägst du mir also nichts nach?» fragte sie.
    «Ich doch nicht! Mein Chef hingegen hat nicht gelacht. Vielleicht erinnerst du dich, daß ich damals für den Internationalen Diamanten-Sicherheitsdienst arbeitete?»
    «Das war’s ja, Liebling», sagte sie mit der Spur einer Entschuldigung in ihrem Lächeln. Sie hängte sich in ihn ein, und zusammen standen sie vor dem Bild und betrachteten es.
    «Das also war’s», sagte er langsam. «Danach habe ich mich die ganze Zeit seither gefragt. Du hattest ein dickes Paket Edelsteine aus Sierra Leone heraus und in die Untergrundkanäle hineingeschmuggelt. Der Hauptgedanke dabei war also, mir Informationen über die Gegenmaßnahmen aus der Nase zu ziehen.» Er nahm sie an den Schultern und drehte sie sanft herum, so daß sie ihn ansehen mußte. «Aber war das wirklich alles? Hast du mich denn die ganze Zeit nur ausgeholt?»
    Sie hob die Arme zwischen den seinen hoch, verschränkte die Hände hinter seinem Nacken und schaute zu seinem Gesicht auf.
    «Hm … heute schmuggle ich aber nichts», sagte sie leise. «Sie können mich leibesvisitieren, Inspektor.»
    Er ließ die Hände zu ihrer Taille heruntergleiten, strich mit ihnen langsam wieder hoch, bis seine Handflächen an ihren Brüsten lagen, während er in ihren Augen suchte und trachtete, in ihnen zu lesen.
    «Es ist Ihnen doch klar, Gnädigste, daß wir sehr gründlich sein müssen?» Seine Stimme war ebenso leise wie die ihre, sein Körper plötzlich gespannt. «Ich muß Sie bitten, in den Untersuchungsraum zu kommen.»
    In der Liebe benützte sie ihren prachtvollen Körper dazu, freudig und rückhaltlos zu geben, von glücklicher Unterwerfung bis zu dringender Forderung. Das Glück über ihre Hingabe berührte ihn mit glühender Wärme; aber mehr als das nahm sie sein Schenken mit derselben fessellosen Freude entgegen, wie sie selber schenkte, und das vor allem rührte die tiefsten Quellen seines Wesens auf.
    Er staunte, wie er schon früher gestaunt hatte, daß dieses seltsame und nicht zu ergründende

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