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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Mädchen die fast greifbare Gelassenheit, die sie wie eine Rüstung umgab, so leicht ablegen konnte.
    Eine Stunde später lag sie, den Kopf in der Beuge seiner Schulter, eine Hand auf seiner Brust, neben ihm.
    Dünne Strahlen Sonnenlichts, die durch die Laden des Schlafzimmerfensters fielen, glitzerten auf ihren langen Beinen.
    «Tarrant», sagte er und begann leise zu lachen, «Himmel, der wird verrückt. Es ist eine verteufelte Art, eine Unternehmung zu beginnen.»
    «Noch stehen wir nicht in der Arena. Wir warten ja erst.» Sie trommelte mit der Faust leicht auf seine Brust.
    «Kennst du eine bessere Art, zu warten?»
    «Eine bessere wird man unmöglich je erfinden können. Und worauf warten wir eigentlich?»
    «Auf Willie Garvin.»
    Er setzte sich auf und schaute auf sie herunter. «Er kommt her?»
    «War schon da. Wir haben ein frühes Flugzeug erwischt und sind einige Stunden früher angekommen, als du erwartet hast. Willie hat uns mit einem Stück Zelluloid eingelassen. Sein Gepäck ist in dem kleinen Schlafzimmer. Das meine dort in der Ecke.»
    Hagan rieb sich die Stirn. «Ich glaube, ich hatte vorher diesbezüglich einige Fragen, aber irgend etwas ist mir dazwischengekommen.»
    «Ja.» Sie streckte sich gründlich und lange, jeden Muskel dehnend. Einige Sekunden lag sie entspannt da, stand dann auf und ging zu einem der beiden großen Koffer, die in der Ecke standen. Hagan beobachtete mit den Augen des Künstlers das komplizierte Spiel von Sehnen und Muskeln an ihrem Körper, als sie einen der Koffer auf einen Sessel hob und ihn öffnete. Er stand auf, zog Hemd und Hose an und schlüpfte in offene braune Sandalen.
    Modesty, die Füße in weißen Pantöffelchen, knöpfte sich einen dreiviertellangen Hausmantel aus blaßblauem Waffelnylon zu. Ihr Haar hing lose herunter, und sie sah sehr jung aus. Er ging zu ihr, legte ihr die Hände auf die Schultern und schaute sie stumm an.
    «Hast du Kaffee im Haus?» fragte sie.
    «Gewiß. Hättest du jetzt gern welchen?»
    «Sehr. Gib mir fünf Minuten Zeit.» Sie stellte sich auf die Fußspitzen, um ihn zu küssen, nahm dann einen kleinen, ledernen Schminkkoffer und ging ins Badezimmer. In der Küche stellte Hagan den Kessel auf und mahlte die Kaffeebohnen in der kleinen Handmühle aus Aluminium. Er stellte zwei große Tassen heraus und die perforierten Metallbehälter für Filterkaffee. Als dieser fertig war, trug er ihn durch das kleine Schlafzimmer auf einen schmalen Balkon, auf dem zwei Stühle und ein Tisch standen. Jenseits der Dächer auf dem Abhang lag eine Reihe von Yachten, und Barkassen ankerten im Hafen. Dahinter dehnte sich das freundliche Blau des Mittelmeers.
    Modesty kam vom Gang her, und bei ihrem Anblick tat sein Herz einen Sprung. Sie hatte jetzt das lose schwarze Haar in den Nacken zurückgenommen und trug kein Make-up. Sie roch frisch und warm wie Brot, das eben aus dem Ofen kam. Wie sie so auf dem Balkon stand und in dem hellen Sonnenlicht leicht blinzelte, hätte sie nicht älter als Zwanzig sein können. Hagan erinnerte sich an den Grund, der sie hierhergebracht hatte, und eine plötzliche Angst drehte ihm den Magen um.
    «Schwarz und süß», sagte er, als er ihr den Stuhl zurechtrückte. «So hast du, wie ich mich erinnere, deinen Kaffee gern. Falls es nicht ein anderes Mädchen ist.»
    «Das würde mich nicht überraschen.» Ihr flüchtiges Lächeln erwärmte ihn. «Aber ich mag ihn genauso wie sie, also ist es großartig, Liebling.»
    Er setzte sich nieder, in die Betrachtung ihres Profils versunken, als sie über das Meer hinausschaute. «In Paris», sagte er nach einigen Augenblicken Schweigen, «hat sich dieses Mädchen, das seinen Kaffee gern auf deine Art mochte und liebte, wie du liebst, und dessen Bild ich malte – Lucienne Bouchier genannt.»
    «Das kam daher, weil ich dachte, bei dem Namen Modesty Blaise hätte bei dir vielleicht etwas geklingelt.»
    «Das hätte es bestimmt, und gleich ein ganzer Glockenturm. Ist Modesty Blaise dein wirklicher Name?»
    «Er tut’s.» Sie sah einer Möwe nach, die in weitem Bogen dem Meer zuglitt. «Wenn man keinen Namen hat, dann muß man sich einen wählen.»
    Sein Blick verfolgte die Linie ihrer Schulter und des Halses, und er prägte sich die Kurve ein. Auf dem Bild entsprach sie nicht ganz, er würde sie einmal richtigstellen müssen. Er sagte: «Da bin ich nicht ganz deiner Meinung. Jene Modesty Blaise, von der ich gehört habe, war nicht nur irgendein Name. Sie war ganz groß, und sie

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