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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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nachts am alten Markt hier. Da ist es leer dort.»
    «Schön. Darf ich mir jetzt deinen Roller leihen?»
    «Alles, was du willst, Willie. Ich kann heute abend von Juan-les-Pins ein Taxi nehmen.»
    «Du bist ein Goldschatz.» Er nahm sie in die Arme und küßte sie. «Bis heute abend also.»
    «Ja. Ich möchte gern auch sehen Modesty, wenn sie kommen kann. Es ist komisch, daß sie war so seltsam am Telefon und daß sie Jacqueline zu mir sagte.»
    «Es bedeutet, daß sie in Schwierigkeiten ist. Ich werde mich zuerst um Chaldier kümmern und dann sie herausholen. Wiedersehen, Liebchen.»
    «Wiedersehen, Willie, und bitte –»
    Er blieb an der Tür stehen und schaute zurück.
    «Bitte, sei sehr faustdick», sagte sie ängstlich.
    Willie ging die Treppe hinunter, in den winzigen Hinterhof hinaus und durch ein Tor in das Seitengäßchen, in dem die rote Vespa stand. Es war eine neue Maschine, prachtvoll gepflegt. Der Sattel war mit einem Karostoff bezogen, darunter war Schaumgummi. Willie schlenderte zu dem Roller, nahm die kleine Flasche mit Salzsäure aus der Tasche und leerte sie über den Sitz aus. Die Flüssigkeit saugte sich sofort ein.
    Er warf die leere Flasche in eine Mülltonne, ging in das Haus zurück und durch das Haustor auf die Straße.
    Nicoles Lambretta stand am Randstein. Gemächlich drehte er den Benzinhahn auf und betätigte den Vergaserknopf. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Chaldier schnell über die Straße ging und in das Gäßchen einbog.
    Willie trat den Roller an und schwang sich auf den Sitz. Als er langsam anfuhr, kam der Lärm zornigen Geknatters aus der Seitengasse, und die Vespa tauchte auf. Willie konnte Chaldier im Rückspiegel beobachten. Der Mann blickte finster drein, und Willie sah, wie er sich auf der Fußstütze aufrichtete und mit einer Hand hinter sich griff, um an seinem Hosenboden zu zupfen. Willie beschleunigte die Fahrt etwas und bog links in die rue Vouban ein, in die Richtung zur place Général-de-Gaulle. Hinter ihm fuhr Chaldier im Zickzackkurs. Sie umrundeten den Platz, und an der Ecke schaute Willie zurück. Chaldier stand nun halb aufgerichtet in einer grotesken Hocke auf den Fußstützen und griff mit einer Hand zwischen die Beine, um an dem feuchten Schritt seiner Hose zu zupfen.
    Hab schon erlebt, daß Kerle wegen weniger geschnappt worden sind, dachte Willie zufrieden. Die Erheiterung, die ihn erfaßte, wich aber sofort, als er an Modestys Anruf dachte. Wieso, zum Teufel, konnten die Scherereien schon begonnen haben? Und was für eine Schwierigkeit war das wohl überhaupt, mit der Modesty nicht fertig werden konnte? Das Unbehagen nagte an ihm. Jemand mußte sie in der Zange haben, sonst hätte sie am Telefon offen gesprochen. Und sie mußte ihn auf einen Befehl hin angerufen haben, um ihn in Hagans Wohnung zurückzulocken. Darin stak ein Körnchen Trost, denn es bedeutete, daß die Person, die sie in der Zange hielt, Willie Garvin im Netz haben wollte, bevor sie oder er den nächsten Schritt tat.
    Er stellte sein Überlegungen ein und konzentrierte sich auf das Fahren. Während er Chaldier im Spiegel beobachtete, wurde er ungeduldig. Das Ehewerkzeug des Schurken mußte ja hübsch abgehärtet sein; aber sicher würde er bald anhalten und in eine Herrentoilette stürzen müssen – oder zumindest irgendwohin fahren, wo ihn niemand sah, damit er die Hose herunterbekam. Und damit man sich endlich mit ihm beschäftigen konnte.
    Sie waren jetzt fast am Ende der rue Albert angekommen, aber immer noch folgte ihm Chaldier. Willie drehte sich nach ihm um und sah die tödliche Bestürzung im Gesicht des Mannes, als dieser gefährlich quer über die Straße schlingerte und beim Aufheulen einer Hupe zurückschwenkte.
    Willie bog rechts in die Straße am Meer ein, wo eine niedrige Mauer den schäbigen grauen Streifen des Strandes begrenzte. Plötzlich schien Chaldier verrückt zu werden. Er versuchte, ohne anzuhalten, von seinem Roller herunterzukommen, fuhr auf den Randstein auf, stürzte und rutschte lang hingestreckt über den Gehsteig. Willie bremste, drehte sich um und sah ihm zu.
    Chaldier bemühte sich, die Hose herunterzureißen und gleichzeitig über die niedrige Mauer zum Strand hinunterzuspringen. Es war keine gute Kombination von Handlungen. Er landete als zappelnder Haufen im Sand, keuchte wild und fuchtelte wütend herum, um die Hose loszuwerden.
    «Himmeldonnerwetter!» murmelte Willie, von seinem eigenen Erfolg beeindruckt. Fasziniert sah er zu, wie Chaldier die

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