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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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so ziemlich das Beste, was passieren konnte.»
    Hagan sagte finster: «Und jetzt tätscheln Sie mir nur nicht auch noch väterlich den Kopf, Willie-Boy.»
    «Tu ich gar nicht.» Willie blieb ungerührt. Er begann, die Klinge sorgfältig mit kleinen, kreisförmigen Bewegungen des Karborundums zu schleifen. «Sie sind flach auf die Schnauze gefallen, Freundchen. Und die Prinzessin auch. Und ich auch, vor noch gar nicht langer Zeit, bevor das hier losging. Daher haben wir alle eine Ausnüchterung mitgemacht und es aus den Knochen gekriegt. Es mag ja ein bißchen weh tun, aber wenn einem in der ersten Runde eingeheizt wird, dann ist es unwahrscheinlich, daß man später Prügel einstecken muß.» Hagan atmete schwer und wollte etwas sagen, aber Modesty schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. «Sei still, Paul. Er meint es wirklich ernst. Und er hat vielleicht recht.»
    Sie ging zum Fenster und schaute hinaus, die Augen in die Ferne gerichtet. Während Hagan sie beobachtete, sah er, daß die Spannung in ihrem Körper allmählich wich und die harten Linien des Gesichts weicher wurden. Sie seufzte leicht, und als sie sich vom Fenster abwandte, stand etwas wie ein Lächeln um ihre Lippen.
    «Ja, er hat recht», sagte sie einfach. «Keiner von uns wird von jetzt ab überrumpelt werden. Höre, Paul, wir müssen uns eine andere Wohnung suchen. Wenn Pacco sich für dich interessiert, ist das hier als Stützpunkt nicht gut. Kannst du für uns eine Villa irgendwo außerhalb der Stadt finden? Abseits von der Küste, vielleicht in Biot oder Vallauris.»
    «Sicher. Laß mir ein paar Stunden Zeit.» Hagan empfand ein plötzliches Gefühl der Erleichterung. Die bittere schwarze Wolke hob sich von seinem Gemüt, obwohl er nicht hätte sagen können, wieso oder warum.
    Willie hatte aufgehört, sein Messer zu schleifen. Er stand mit geschürzten Lippen vor Modestys Bild und studierte es versunken.
    «Sie sollten das irgendwann einmal fertig malen, Paul», sagte er ernst. «Das haben Sie wunderschön gemacht. Wirklich sehr schön.» Er beugte sich vor und tupfte fast mit dem Finger auf das eine gemalte Bein, hoch oben an der Rückseite des rechten Oberschenkels. «Hast du das gesehen, Prinzessin?» sagte er bewundernd. «Er hat sogar die kleine Narbe mit drauf, wo ich dir damals die Kugel herausgeholt habe.»

9
    Nicole saß vor dem prunkvollen, in Creme und Gold gehaltenen Spiegel des Toilettentisches und betrachtete sich. Sie rümpfte in einer winzigen Grimasse die Nase über ihr Spiegelbild.
    Auf der anderen Seite des großen, zerwühlten Bettes streifte Pacco sein Schulterhalfter über, ein George-Lawrence-Modell, bei dem die Pistole von einem Federclip gehalten wurde und der Knauf zu sehen war.
    Es war ein großes Schlafzimmer, üppig und teuer eingerichtet. Nicoles Nachthemd war rosa und blau, fast durchsichtig, mit unendlich vielen Rüschen und Schleifen. Sie haßte es. Sie trug auch Strümpfe, weil Pacco das an ihr gern hatte; auch das haßte sie. Pacco schlüpfte in seine Smokingjacke. Er war ein großer, dicker Mann, sehr fleischig und mit dicken Wangen. Er kam um das Bett herum zu Nicole, legte ihr die Hände auf die Schultern und beugte sich herunter, um ihren Nacken zu küssen. Sie schaute ihn im Spiegel an und lächelte.
    «Nicole, Täubchen – irgend etwas bedrückt dich.»
    In seinen Augen stand Betrübnis. «Du warst heute abend nicht ganz du selbst.» Er schüttelte besorgt den Kopf. Nicole dachte an ihr eigenes kleines Schlafzimmer und Willie Garvin. Hastig verbannte sie den Gedanken und seufzte. «Entschuldige, Pacco. Es ist nichts. Ich bin nur ein bißchen besorgt wegen meiner Großmutter in Grenoble. Es geht ihr nicht sehr gut.»
    «Du bist ein braves Mädchen, Nicole.» Pacco drückte ihre Schultern. Seine Augen waren feucht. Er war ein grausamer Mann von fast grenzenloser Sentimentalität.
    «Wir sollten immer an die alten Leute denken. Ich erinnere mich an meine eigene liebe Großmutter, als ich noch klein war …» Er schluckte und sah auf die Uhr.
    «Ah, ich muß mich um ein Geschäft kümmern, Täubchen. Ruhe dich eine Weile aus, und ich komme zurück und schaue dir beim Anziehen für das erste Cabarett zu.»
    Seine Hände glitten ihren Körper entlang bis zu den Schenkeln hinunter. Nicole wappnete sich innerlich, weil sie wußte, was jetzt kam. Plötzlich zwickten sie seine Finger hart ins Fleisch, und er kicherte fett. Sie quietschte überrascht auf, wie er das erwartete, tätschelte seine Wange und dachte

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