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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Minuten kürzen, aber er hat keine Sorge. Sie sind ja zum erstenmal ausgelaufen.»
    «Schön. Laß die Botschaft an Pacco durchgeben.»
    «Glauben Sie nicht, daß er möglicherweise bockt? Soviel ich weiß, ist sie sein Bettschatz.»
    Gabriel öffnete einen anderen Ordner und sah McWhirter an. «Dazu kennt mich Pacco zu gut. Er wird nicht bocken. Es wird ihm vielleicht sogar Freude machen. Wenigstens hat er damit wieder etwas zum Flennen.»
    Zwanzig Minuten später entschlüsselte Pacco die Antwort. Langsam hielt er ein Streichholz an den Zettel und sah zu, wie er im Aschenbecher verbrannte. Er lehnte sich zurück und dachte an Nicole, an den weichen, warmen Körper unter den prächtigen Frou-Frous des Nachthemds und an die wundervoll beweglichen Beine in den langen, straff gespannten Nylons mit den Strumpfhaltern an den Schenkeln. Eine Träne quoll ihm aus dem Auge und rollte die feiste Wange herab.
    «Ich persönlich verstehe Sibelius nicht», sagte Willie Garvin leise. «Das Ganze nur Lärm und keine Melodie.
    Wenn man dagegen Mozart nimmt! Das war ein Bürschchen, das wirklich wußte, wie man Musik mit ein bißchen Melodie komponiert.»
    «Da widerspreche ich dir nicht», erwiderte Modesty, ebenfalls leise. «Wenn ich nur mit einem von den beiden auskommen müßte, dann würde ich auch Mozart wählen. Ich sage nur, daß es, wenn man Sibelius zu verstehen versucht, wirklich der Mühe wert ist.»
    Es war kurz vor zwei Uhr morgens. Der alte Markt war leer, die um ihn gedrängten dunklen Häuser schliefen. Ein breiter Streifen hoch dahinziehender Wolken schob sich langsam über den Mond. Willie und Modesty waren vor einer Viertelstunde gekommen, sie auf dem Rücksitz von Nicoles Roller, den sie fünf Minuten von hier stehengelassen hatten, um auf dem Platz keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Modesty trug einen grauen Sweater, einen weiten schwarzen Rock, schwarze Strumpfhosen und Schuhe mit flachen Absätzen. Ihre Handtasche hing an einem Schulterriemen. Die Schließe der Tasche war sehr groß und bestand aus einem dicken schwarzen, polierten Holzstab mit kleinen Halbkugeln an den Enden. Der Stab paßte in eine Klammer auf der anderen Seite der Handtasche. Die Schließe hatte Willie Garvin für sie angefertigt. Wenn man mit einem heftigen Ruck an dem schwarzen Stab mit den pilzförmigen Enden zog, ging er ab – und Modesty hatte einen Kongo in der Hand.
    Willie rauchte eine Zigarette, das glühende Ende in der hohlen Hand abgeschirmt. Er trug eine enge, dunkle Hose und eine mattschwarze Windjacke, die in der Taille mit einem Gürtel abschloß; der Reißverschluß war nur halb heraufgezogen.
    Sie saßen im Dunkeln auf einer niedrigen Mauer in der Nähe des Museums.
    «Schön», sagte Willie zögernd. «Ich werde Sibelius also noch einmal eine Chance geben. Aber ich glaube nicht, daß er besteht, Prinzessin. Daher dürfte er wohl kaum herumgehen und sich damit brüsten, daß auch ich einer seiner Verehrer bin. Ich hab’s nicht mit einem Burschen, bei dem ich zu angestrengt zuhören muß.»
    «Nur Mut, Willielieb. Ich weiß, was du meinst, aber du kannst nicht immer auf den guten alten Mozart und die übrigen melodiöseren Leutchen zurückkommen.»
    Modesty streckte die Beine von sich. Es tat gut, hier in der Dunkelheit zu sitzen, auf etwas Wichtiges zu warten und mit Willie zu reden. Früher einmal war das oft so gewesen.
    Sie wußte, daß sich die Leute manchmal gewundert hatten, was Modesty Blaise und Willie Garvin einander außer rein Fachlichem und den Angelegenheiten des «Netzes» zu sagen hatten. Darin steckte eine Ironie, dachte man an die durchschnittlichen Gespräche am Kaffeetisch in den Nobelvierteln. Willie hatte mehr gesehen und mehr getan und mehr gelebt als zwanzig Durchschnittsmenschen zusammengenommen. Sie entdeckte immer wieder etwas Neues an ihm; vermutlich galt das auch umgekehrt. Und Willie hatte eigene Ansichten. Manchmal waren sie befremdend, aber immer waren es seine eigenen und immer wert, daß man ihnen zuhörte.
    «Was denkst du über Paul Hagan?» fragte sie.
    «Sehr intelligent. Eine Menge Hirn. Bei einem Unternehmen in Ordnung – laß ihn in einen Wirbel geraten, und er schaltet sofort, nichts kann ihn zurückhalten. Ich konnte das heute nachmittag an ihm sehen.»
    Willie drückte seine Zigarette sorgfältig in einer Mauerspalte aus und überlegte. «Aber er strapaziert seine Nerven ein bißchen. Es wäre besser, wenn er ruhiger würde.»
    «Ich glaube, er war heute wütend auf sich,

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