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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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dabei, wie gern sie sie statt dessen mit ihren Nägeln zerkratzen würde.
    Immer noch kichernd, ging Pacco zur Tür. Er legte die Finger an die Lippen und schickte ihr einen Kuß.
    Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ließ sie das Lächeln von ihrem Gesicht fallen. Vorsichtig rieb sie ihren wunden Schenkel und starrte sich mürrisch im Spiegel an. Sie zuckte die Achseln und flüsterte leise: «Es tut mir leid, Willie. Er hat nicht geredet, der dicke Lümmel.»
    In ihren Augen funkelte es auf und sie zwinkerte.
    «Aber dafür hat er auch nicht viel Spaß eingeheimst.»
    Pacco ging den breiten, mit dicken Teppichen belegten Gang hinunter. An der Wand hingen zwei Bilder, in einer Nische stand eine verkleinerte Kopie von Rodins Statue
Der Kuß
. Eines der Bilder stellte ein Mädchen in einem langen Nachthemd dar, das am Knie seiner Kinderschwester lehnte und sein Gebet aufsagte. Das andere zeigte einen blutüberströmten französischen Kavalleristen des Ersten Weltkriegs, der mitten im Gemetzel kniend den Kopf seines Pferdes hielt. Darunter stand in Druckbuchstaben: «
Adieu, mon vieux

    Nachdenklich ging Pacco durch den Gang zu einer Vorhalle, von der mehrere Türen ausgingen sowie ein weiterer Gang, der im rechten Winkel zum ersten stand. Hier saß ein Mann an einem vergoldeten französischen Konsolentisch und las Zeitung. In der Halle gab es mehrere kleine Bilder und Statuetten. Unter einem schmiedeeisernen Blumenständer mit künstlichen Blumen stand eine kleine Urne. Pacco berührte sie und seufzte.
    «Die Asche des armen Joseph», sagte er. «Es tut immer gut, wenn man sich alter Freunde erinnert, Maurice.» Der Mann schaute von seiner Zeitung auf und zuckte gleichgültig die Achseln.
    Pacco schüttelte den Kopf. «Ich wollte, er hätte mich nicht gezwungen, ihn umzubringen», sagte er unglücklich. Er ging durch eine der Türen in sein Arbeitszimmer. Es war ein langgestreckter Raum mit einer kurzen Ausbuchtung an seinem Ende, wie ein L angelegt. Pacco überquerte den weißen Teppich, setzte sich an einen großen, prunkvollen Schreibtisch und sperrte die Schublade auf. Er entnahm ihr einen Nachrichtenblock und ein kleines rotes Notizbuch.
    Zehn Minuten lang verschlüsselte er eifrig eine Nachricht. Als er fertig war, ging er durch eine Tür in einen schmalen Raum, in dem ein Mann vor einem Sendegerät saß. Er hatte die Kopfhörer um den Hals hängen und las in einem Taschenbuch mit einem grellbunten Umschlag.
    «Wann ist der nächste Funkspruch fällig, Pepe?» fragte Pacco.
    Der Funker schaute auf die Uhr an der Kopfleiste des Geräts. «In fünf Minuten. Sie werden um 23 Uhr auf Empfang schalten.»
    Mit einem rosa Nachrichtenzettel in der Hand schritt McWhirter ehrerbietig hinter einer Reihe Mönche den steinernen Gang entlang. An dessen Ende bogen sie zu den Zellen ab, in denen sie die ganze Nacht unter Bewachung bleiben würden. Jetzt schritt McWhirter flotter aus und ging zum Privatzimmer des Abtes.
    Gabriel saß mit der Feder in der Hand am Schreibtisch und las in Papieren, die in einem dunkelroten Ordner abgelegt waren.
    «Der Götterbote Hermes geflügelten Fußes», verkündete McWhirter und schwenkte den Zettel. «Eine höchst interessante Mitteilung von unserem Freund Pacco –»
    «Warte.» Gabriel las weiter. McWhirter schob die Lippen vor und begann langsam in einem komplizierten Schema auf dem gemusterten Teppich hin und her zu gehen. Es vergingen drei Minuten. Gabriel schloß den Ordner und schaute auf. «Nur das Wesentliche», sagte er kurz.
    McWhirter legte ihm die Nachricht vor. «Von Pacco. Anscheinend hat ein junges, in enger Beziehung zu besagtem Pacco stehendes Mädchen eine kleine Sonderaktion bei ihm durchgeführt – oder es zumindest versucht. Sie erwähnte Gabriel, und sie hat von Diamanten gesprochen. Pacco meint, jemand muß sie angesetzt haben. Er fragt an, ob er versuchen soll, herauszufinden, wer?»
    Gabriel lehnte sich zurück. Seine farblosen Augen sahen durch McWhirter hindurch. «Pacco könnte dabei mehr verraten, als er herausfindet», sagte er. «Wir werden bloß denjenigen, der es ist, entmutigen. Sag Pacco, er soll das Mädchen heute nacht töten.»
    «Ja.» McWhirter nahm den Nachrichtenzettel, drehte ihn um und schrieb etwas auf die Rückseite. Er sah auf die Uhr. «Gegeben um 23 Uhr 30.»
    Gabriel sagte: «Ist das alles? Nichts von den anderen Stationen?»
    «Nur Routinemäßiges. Kalonides ließ heute abend die erste Probe ablaufen. Sie müssen um fünf

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