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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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zwei Töne in Moll. Fünfzig Meter hinter der Straßenlampe führte eine schmale Gasse zu einem offenen Platz mit Steintrögen zum Wäschewaschen. Als sie ihn erreichte, wurde ihr Pfiff beantwortet, und sie bog in den Platz ein.
    Weiter vorn warf eine Wandlampe die riesigen, grotesken Schatten zweier Männer an die Wand hinter den Steintrögen; die Schatten bewegten sich, flossen ineinander und trennten sich in einer gespenstischen Sarabande zu der einzigen Musik des gelegentlichen rauhen Scharrens von Metall auf Metall.
    An der Einmündung der Gasse blieb Modesty stehen. Willie, mit dem Messer in der Hand, hatte den Großen in einen Winkel gedrängt. Auch der Mann hielt ein Messer, aber es war doppelt so groß wie das Willies, und er hielt es in der Art eines Messerkämpfers, den Daumen auf der Klinge, die Spitze emporgewinkelt zum Stoß nach oben. Aber er keuchte, und in seinem Gesicht stand Verzweiflung. Langsam rückte er weiter, machte eine Finte und schoß vor.
    Willie Garvin bewegte sich geschmeidig leicht, parierte Messer mit Messer, das geschickteste aller Manöver in dieser Kunst. Er schob die größere Waffe sachlich beiseite, und Modesty wartete auf den Gegenstoß an die exponierte Kehle. Aber statt dessen schwenkte die kleine Klinge und ritzte nur ein Ohr. Der Mann sprang zurück, sein Atem zischte durch die Zähne, die in einer starren Grimasse der Angst gefletscht waren.
    Willie trat zwei schlurfende Schritte zurück und wartete. Modesty trat vor und sprach mit leiser, harter Stimme. «Wozu, zum Teufel, tändelst du herum, Willie?»
    «Dachte, du möchtest mit ihm reden, Prinzessin», sagte er gelassen, ohne den Kopf zu wenden. «Nicole in Ordnung?»
    «Nein.» Sie stand jetzt an seiner Schulter und schaute den Großen an. «Nicole ist tot. Pacco hat diese beiden ausgeschickt, um sie zu töten.»
    «Ah.» Die Silbe war ausdruckslos.
    «Den anderen habe ich erledigt», sagte sie. «Und mit dem hier will ich nicht reden.»
    Willie nickte frostig. Seine Messerhand kam auf Brusthöhe hoch, die Spitze des Messers war auf den Gegner gerichtet. Der große Mann duckte sich, die Augen wurden schmal; diesmal wartete er auf den Angriff und wappnete sich in einer letzten verzweifelten Anstrengung gegen das, was kommen mußte.
    Willie Garvin rührte keinen Fuß. In einer einzigen augenverwirrenden Bewegung wirbelte er das Messer herum, fing es an der Spitze auf und warf. Mit einem dumpfen Laut landete es im Ziel. Der schwarze Griff zitterte in der Mitte der Brust. Der große Mann schaute verdutzt darauf hinunter, und sein Messerarm fiel kraftlos herab. Er lehnte sich an die Wand, die Beine gaben unter ihm nach, er schlitterte nieder und stürzte auf die Seite.
    Willie ging zu ihm, riß das Messer heraus und wischte es an der Jacke des Toten sauber. Er richtete sich auf und ging zu Modesty. Sie hatte ihren Rock ausgezogen und schwemmte ihn in dem kalten Wasser in einem der Steintröge. In einem Beinling ihrer schwarzen Strumpfhose war ein kleiner Riß knapp über dem Knie.
    «Pacco hat sie töten lassen?» sagte Willie.
    «Ja.» Sie wand den Rock aus und reichte ihn ihm, damit er ihn kräftiger auswinde. «Nicole muß es überspielt haben. Pacco wußte, daß sie ihn auszuhorchen versuchte, und er ließ sie töten, um den abzuschrecken, der sie angesetzt hatte.»
    «Dann kann er nicht gewußt haben, daß wir es sind.» Willies Hände zermalmten fast den Stoff. «Armes kleines Dingelchen», sagte er leise. «Sie war so überzeugt, daß sie damit zurechtkommen würde.»

10
    Es war halb drei Uhr morgens, als Modesty und Willie die Dienertreppe des
Gray d’Albion
emporstiegen. Das Hotel war still, kein Angestellter war zu sehen.
    Willie Garvin brach ein langes Schweigen. «Was geschieht mit Pacco, Prinzessin?»
    «Du willst ihn weghaben.» Es klang kaum nach einer Frage.
    «Ja. Falls es den Job nicht durcheinanderbringt. Wenn es du oder ich gewesen wären, die man erledigt hätte, recht und billig. Aber dieses arme kleine Bettschätzchen –»
    «Den Job verdirbt es nicht. Es könnte uns sogar einen Durchbruch verschaffen. Jedenfalls wissen wir jetzt, daß Pacco gegen uns ist. Wir wissen, daß er Nicole nicht aus eigenem getötet hätte, also muß er es auf Befehl getan haben. Und ich sage immer noch, daß es Gabriel ist. Erledige Pacco, und seine ganze Organisation längs der Riviera wird eine Weile ein Chaos sein.
    Vielleicht finden wir jemanden, der etwas weiß – und den man zum Sprechen bringen kann.»
    Sie sah

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