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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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gut kannte.
    Gauner. Sie sahen in jedem Land gleich aus. Die Spannung im Raum war mit den Händen zu greifen.
    «
Pacco, mon vieux
.» Willie gab sich fröhlich, als Maurice hinausging und die Tür schloß. «Ich stelle dir einen M’sieu Hagan vor, der sich sehr für dich interessiert.»
    «Schön, dich wiederzusehen, Willii.» Pacco erhob sich nicht, seine Augen waren wachsam.
    «Er trägt eine Pistole», sagte Willie, und einer der Männer trat schnell vor. «Die Tasche.» Willie deutete auf die Jackentasche. Die Hand des Mannes glitt hinein und zog die Automatic heraus.
    «Gut so. Das ist der Mann, den Sie zu sehen wünschen, M’sieu Hagan.» Willies Stoß in den Rücken ließ Hagan auf einen Stuhl zutaumeln, der gegenüber von Pacco vor dem Schreibtisch stand. Er fing sich, setzte sich nieder und starrte mit zornigen Augen um sich.
    Willies Messer war verschwunden.
    «Sie interessieren sich also für mich?» sagte Pacco.
    «Warum nicht?» Hagans Stimme klang streitsüchtig.
    «Sie interessieren sich ja auch für mich. Der Kerl, der mich mit einer Pistole besuchte, hat das deutlich gemacht.»
    «Didi?» Pacco setzte sich etwas gerader auf. «Deshalb also hat er sich nicht zurückgemeldet. Ich möchte wissen, was mit ihm passiert ist, M’sieu Hagan. Auch mit einem zweiten meiner Leute – Chaldier.»
    «Bevor du in Fahrt kommst, Pacco –» Willie trat vor, die Hände in den Hosentaschen. Er setzte sich auf die Ecke des Schreibtischs und lächelte. «Ich muß dich um eine kleine Gefälligkeit bitten. Du wirst wahrscheinlich einige Zeit mit diesem Burschen verbringen, und ich möchte nicht gern dabei herumstehen.»
    Pacco rieb sich eine glatte Wange. «Eine Gefälligkeit? Du bist doch nicht dienstlich hier, Willii?»
    Willie lachte und gab eine Obszönität zum besten.
    «Nein. Nicht dienstlich. Nur ein kleiner Urlaub, Pacco. Das Wetter daheim ist nicht schön. Abgesehen davon, daß ich unseren Freund hergebracht habe, hätte ich dich auf jeden Fall besucht, um zu fragen, wo ich Nicole finden kann.»
    «Nicole?» Pacco starrte ihn an. Langsam verzog sich sein Gesicht, und eine Träne rollte ihm über die Wange. Er nahm sein lavendelduftendes Taschentuch heraus und fuhr sich damit über die Augen. «Mein Gott, Willii, ich muß dir etwas Schlimmes sagen. Ich erinnere mich jetzt, daß du Nicole sehr gern hattest.» Er lächelte tragisch. «Manchmal war ich eifersüchtig. Aber jetzt – ist alles vorbei.» Er schluchzte die letzten Worte heraus.
    «Alles vorbei?!» Willie schaute nacheinander die schweigenden Männer an. Zwei standen hinter Hagan, die anderen lehnten an der Wand hinter Pacco. Willie sah wieder Pacco an. «Was ist mit Nicole?»
    «Sie ist – tot, Willii.» Die tränenfeuchten Backen zitterten. Pacco berührte den Trauerflor an seinem Ärmel.
    «Unsere arme kleine Nicole. O mein Gott, bin ich traurig! Für mich wird das Leben ohne sie nie wieder dasselbe sein.»
    «Tot?» Willie stand auf, mit großen Augen. «Aber wieso, was ist denn geschehen?»
    «Es passierte erst heute nacht.» Pacco rieb sich mit der Hand die Stirn und wies vage auf das Telefon. «Ich weiß noch nicht alles darüber. Ich warte noch, um es genau zu erfahren.» Die Stimme versagte ihm, und er schnupfte geräuschvoll auf.
    Willie schüttelte langsam den Kopf und befingerte dabei seine Krawatte. Sie war aus rotem Glaceleder, mit einem großen, imitierten Diamanten mittendrin. «Stell dir vor –» sagte er düster, «diese Krawatte da – ich habe sie heute abend umgebunden, um ihr eine Freude zu machen. Es war ein Geschenk von ihr, einmal, als ich auf ein, zwei Wochen von Tanger herüberkam.»
    Pacco schaute blinzelnd mit feuchten Augen auf.
    «Die Krawatte ist von Nicole?»
    Willie nickte. Er hob seinen Hemdkragen, öffnete den Verschluß hinter dem Nacken und nahm die Krawatte ab. Er sah sie traurig an. «Ich kann sie nie wieder tragen», sagte er. «Nicole war ein reizendes Mädchen, und ich mochte sie wirklich gern. Es tut doch bloß weh, wenn man ständig erinnert wird –» Er seufzte tief auf und zwang sich zu einem Lächeln. «Na ja, du hast deinen eigenen Schmerz, Pacco – und auch noch zu tun.» Er warf einen Blick auf Hagan. «Ich darf dich dabei nicht aufhalten. Vielleicht hilft es dir, dich von den Gedanken an Nicole abzulenken.»
    «Ah, ich bin nicht wie du, Willii. Ich denke gern an sie und erinnere mich gern.» Pacco stand auf. «Diese Krawatte da – wenn du sie nicht behalten willst, hätte ich sie sehr gern. Als

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