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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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gar nur einem bestimmten System verschriebe, wohlgemerkt –» Er brach ab und zuckte entschuldigend die Achseln, als ließe er lieber ein Thema fallen, bei dem er, wie er sich kannte, kein Ende finden und die Zuhörer zu Tode langweilen konnte. «Jedenfalls holte mich Modesty aus dem Gefängnis und brachte mich in ihr Hotel dort. Ich sah richtig mistig aus – und sie wie eine Prinzessin.»
    Willie fuhr langsamer wegen eines gelben Blinklichts an einer Kreuzung.
    «‹Willie Garvin›, hat sie gesagt, ‹man erzählt mir, du seist eine gefährliche Ratte. Für Ratten habe ich keine Verwendung, aber ich habe so das Gefühl, daß in dir irgendein Mensch steckt, der versucht, herauszukommen. Komm und arbeite für mich, dann bekommt er zumindest eine Chance.›» Willie schüttelte staunend den Kopf. «Wie klingt das für eine Lebenswende?» fragte er.
    «Es hat funktioniert, Willie. Du wirst dir das Glück schon verdient haben.»
    «Ich hätte mir ein solches Glück in einem ganzen Leben nicht verdienen können, Freundchen.»
    «Ich glaube, daß es nicht nur einseitig ein Verdienst war.»
    «Möglich. Ich bin viel herumgekommen, habe eine Menge Sachen getan. Sicher hat es allerlei gegeben, was ich ihr beibringen konnte. Aber sie hatte sich zwanzig Jahre lang am Leben erhalten, die die meisten Menschen zwanzigmal hintereinander umgebracht hätten. Und sie hatte das ohne Willie Garvin zustande gebracht.» Er zuckte die Achseln. «Ich habe vorher überhaupt nicht gelebt, bis sie daherkam und alles verändert hat.»
    «Und trotzdem ist sie ganz Frau», sagte Hagan und spürte es in seinen Lenden pochen bei der plötzlichen Erinnerung an sie. «Man fragt sich, wie, zum Teufel, es ihr gelungen ist, so zu bleiben.»
    «Sie ist eben etwas ganz Eigenes», erwiderte Willie einfach. «Man kann sie nicht mit anderen Menschen vergleichen.»
    Es herrschte Schweigen. Sie bogen schon zum
Gray d’Albion
ein, als Hagan wieder sprach.
    «Ich habe Angst», sagte er leise. «Mein Gott, es ist alles so verrückt, Willie. Sie hat sich doch schon zurückgezogen. Und sie hat doch alles erreicht. Warum also muß sie dann wiederkommen und sich in diese verstunkene Sache einmischen? Dabei kann man doch nicht einmal davon leben.»
    Willie hielt den Wagen an und schaltete den Motor ab.
    «Es ist eine der Möglichkeiten, zu spüren, daß man lebt», sagte er.

11
    Die Villa stand am Ende einer kurzen Landstraße oberhalb des Dorfes Biot, hoch auf den Hügeln südlich der Voralpen von Grasse. Auf zwei Seiten war sie durch Pinien, auf den beiden anderen durch eine hohe Hecke und eine alte Trockensteinmauer abgeschirmt. Sie bestand aus vier Schlafzimmern, zwei großen Wohnzimmern, einer Küche und einem kleinen Gästezimmer im Erdgeschoß. Die frühe Morgensonne glitt über die mit Bougainvillea bewachsene Mauer und schien auf die grüne Wildnis des ungepflegten Gartens hinter dem Haus.
    Modesty fuhr den Renault im Rückwärtsgang in den Seitenweg und stellte ihn neben dem Peugeot ab.
    Sie stieg aus und ging in die Küche. Willie Garvin bastelte vertrauensvoll an einem Gasboiler herum.
    «Ich habe mir gedacht, ich setze das hier lieber gleich in Gang, Prinzessin. Du wirst ein Bad nehmen wollen.»
    «Danke, Willie. Paß auf – einer von uns sollte lieber unten in dem kleinen Zimmer schlafen, nur für den Fall, daß jemand in der Nacht vorbeikommt.»
    «Das hab ich mir auch schon gedacht. Ich habe meine Sachen hineingestellt und ein Klappbett hinuntergetragen.»
    Sie nickte. Das Bad und die Vorsichtsmaßnahme. Es überraschte sie nie, daß Willie ihre Wünsche im vorhinein erriet, aber es freute sie immer wieder. «Wo ist Paul?»
    «Schleppt das andere Zeug hinauf.»
    «Wie hat er sich bei Pacco gemacht?»
    «Gut.» Willie zündete die Sparflamme an und blies das Streichholz aus. «Sehr gut. Er hat den Trick heraus, flüssig zu arbeiten.»
    «Reaktion?»
    «Nur ein Fünftel zu langsam. Er ist ein Naturtalent.»
    «Nicht schußscheu?»
    «Überhaupt nicht. Feuert blitzschnell.»
    «Einschätzung der Lage?»
    «Rapid und umfassend.»
    Sie sprachen im Stenogramm über ein Thema, das sie beide theoretisch und praktisch mit nüchterner Intensität viele Jahre lang studiert hatten. Willie drehte den Boiler an und richtete sich auf. «Wirf einen Blick auf das Bucheimer Halbhalfter, das er für die Cobra benützt», sagte er. «Du könntest damit ungefähr ein Zehntel an Schnelligkeit gewinnen, Prinzessin.»
    «Aber der Busen?»
    «Ich glaube nicht, daß er im

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