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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ein Souvenir an – an mein Täubchen.»
    Willie überlegte zweifelnd. «Ich glaube, eigentlich müßte ich sie behalten», sagte er. «Aber dir zuliebe, Pacco, als Abschiedsgeschenk, da –» Er streckte ihm die Krawatte hin. «Probiere sie, ob sie dir paßt, und wir können den Verschluß hinten richten.»
    Pacco schluckte hart in wortloser Dankbarkeit. Er nahm die Krawatte und ging zum Ende des Zimmers, dort, wo es in einem Winkel abbog. An der Wand am Ende der Nische hing ein Spiegel im Goldrahmen.
    Willie stand hinter Pacco und sah ihm zu, wie er seine eigene Krawatte abnahm und die rotlederne umband.
    Pacco studierte sein Spiegelbild und nickte mit melancholischer Freude.
    «Ich werde sie immer an ihrem Geburtstag tragen», erklärte er mit schwankender Stimme.
    «Oh, daß ich nicht vergesse», sagte Willie. «Man kann den Stein herausschrauben. Nicole hat ihren Namen in die Fassung darunter eingravieren lassen.»
    «So?» Neugierig hob Pacco die Krawatte und schraubte den imitierten Diamanten heraus. Willie schlenderte gemächlich weg und um Paccos Schreibtisch herum. Er stand mit dem Rücken zu den beiden Männern an der Wand, mit dem Gesicht zu Hagan, der gegenüber vor dem Schreibtisch saß, sah ihn aber nicht direkt an.
    «Ich schlage den oberen Weg ein und du den unteren», sagte er geistesabwesend in Englisch.
    «Was sagst du, Willii?» Drüben beim Spiegel, halb abgeschirmt von der Mauerecke, sah Pacco von der Fassung des Steins plötzlich mißtrauisch auf.
    Willie grinste kalt, ohne eine Spur Humor. «Ich sage, du hättest sie nicht töten sollen, du Schurke.»
    Die Explosion war scharf und bösartig, nicht sehr laut. Sie erfolgte hinter Hagans Rücken und setzte sich nach einer Seite fort. Mit ihr kam das Splittern von Glas, als der Spiegel in Trümmer ging. Vor seinem geistigen Auge sah Hagan das zweibeinige Ding mit dem zerstörten Kopf eine lange Sekunde stehen bleiben, bevor es zu Boden stürzte. Er sah das starre Entsetzen in den Gesichtern der beiden Männer hinter Willie und wußte, daß es sich bei den beiden wiederholte, die hinter seinem Stuhl standen. Die Gedanken kamen gleichzeitig mit der schnellen Reaktion der Muskeln Hagans und nur Bruchteile von Sekunden nach der Explosion selbst. Dennoch hatte Willie Garvin bereits reagiert und kam geradewegs auf ihn zu, die Hände flach auf der Mitte des Schreibtischs. Hagan duckte sich gerade noch rechtzeitig. Er sah Willie herumschwingen, sich auf seinen Arm mit der ausgeglichenen Vollkommenheit eines Turners auf einem Sprungpferd drehen, scheinbar ohne Eile, und ließ dennoch jede andere Bewegung wie im Zeitlupentempo erscheinen. Willies Füße schnellten vor und fuhren bösartig gegen die Köpfe der Männer hinter Hagans Stuhl.
    Hagan hörte den Anprall nur. Er selbst hatte den «unteren Weg» genommen und war unter die Schreibtischplatte getaucht. Als Willies Gewicht vom Tisch wegkam, stemmte sich Hagan hoch, hob die ganze Tischplatte auf die Schultern und drückte sie vor. Er spürte, wie sie splitternd gegen die beiden Leibwächter krachte und sie gegen die Wand preßte. Hagan ließ die Tischplatte fallen, und die Männer gingen mit ihr zusammen zu Boden. Blut strömte aus der Nase des einen; der andere hatte benommen eine Pistole halb aus einem Schulterhalfter gezogen. Hagans Rechte riß den Cobra Colt aus dem Bucheimer unter seiner Jacke hervor. Sauber gezielt hieb er zuerst den zweiten Mann, dann den aus der Nase blutenden nieder. Noch während er sich aufrichtete, überflog er das Zimmer mit einem Blick.
    Das Ding, das Pacco gewesen war, lag hingestreckt in der Krümmung des L-förmigen Raums. Die beiden Opfer Willies lagen in einem schlappen Durcheinander auf dem Boden, und Willie war schon mit einem der Messer in der Hand auf halbem Weg zu der Tür am entgegengesetzten Ende des Zimmers. Sie flog auf. Maurice stand bleichen Gesichts mit erhobener Pistole im Türrahmen. Willie wich geschmeidig aus und kam gerade, als die Pistole knallte, in einer Rolle zu Boden. Hagan feuerte, und Willie hielt im letzten Augenblick seinen Wurf zurück. Er kam auf die Füße und ging zu Maurice. Mitten in dessen Stirn war ein sauberes Loch und ein zweites, nicht ganz so sauberes, im Hinterkopf.
    «Sie sind ein ausgezeichneter Schütze, Mr. Hagan», sagte Willie mit ruhiger Anerkennung. «Selbst Modesty hätte Sie darin nicht schlagen können.»
    Hagan neigte dankend den Kopf, amüsiert und verwundert zugleich, wieso er keine Erbitterung bei dem Vergleich

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