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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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wirklich. Hätte Willie diese Bezeichnung gehört, dann hätte er wahrscheinlich zustimmend gegrinst. Aber sie wußte tief beschämt und ohne es zu wollen, daß Willie sein Bei-Fuß-Gehen als etwas ansah, das ihn vor jedem anderen Mann auszeichnete und ihn maßlos stolz machte, selbst vor jedem, der sie körperlich besessen hatte. Einst hatte sie diese Einstellung Willies verwirrt, jetzt aber nicht mehr. Ein Mensch kann nicht mehr als glücklich sein, und Willie Garvin war eben auf diese Weise glücklich.
    Sie ließ den Büstenhalter auf das Bett fallen und beugte sich vor, um den anderen entgegenzunehmen, den ihr Willie aus dem Koffer reichte.
    Zwanzig Minuten später gingen sie die Treppe hinunter. Sie waren gekleidet wie am vorhergehenden Abend, als Albert Alexandrou Willie einen Revolver in den Nacken gedrückt hatte. Der offene Pontiac stand im Hof des Hotels neben einem halben Dutzend anderer Wagen. Willie nahm das Steuer, Modesty saß neben ihm. Sie chauffierte gern, aber Willie konnte es besser, und sie würden heute abend das Allerbeste brauchen.
    «Tut mir leid, daß du so lange warten mußtest, Paul», sagte sie leise.
    Hagan lag auf dem Rücksitz zusammengerollt, von einem dunklen Teppich fast verborgen. «Herzlich willkommen», murmelte er. «Fahren wir jetzt los?»
    «Ja. Die Straße nach Ismailia. Hat irgend jemand um den Wagen herumgeschnüffelt?»
    «Nein. Gibt es an der Straße nach Ismailia eine gute Stelle?»
    «Diesseits von Bulbeis», sagte Willie und lenkte den Wagen auf den Platz hinaus. Der große schwarze Chevrolet schloß sich ihnen in einem Abstand von fünfzig Meter an, als sie rund um die Ezbekeya-Gärten fuhren.
    «Wie ist Tarrant mit den ägyptischen Bonzen zurechtgekommen?» fragte Modesty.
    «Abu-Tahir hat sich darum gekümmert», sagte Hagans Stimme vom Rücksitz her. «Er hat alles bekommen, worum wir gebeten haben, und aufrichtig gemeinte Versprechen für jegliche weitere Zusammenarbeit, die er möglicherweise braucht.»
    «Wo werdet ihr, du und Tarrant, sein?»
    «In einem Zimmer mit dem Blick über den Hafen von Port Said.»
    «Und die Peilstationen?»
    «Schon errichtet. Eine hört hier im Hauptquartier der Luftwaffe ab, eine zweite auf dem Zypernstützpunkt, und die Libanesen haben ihre Station in den Bergen hinter Beirut für die Sache eingesetzt.»
    «Das müßte eigentlich genügen.»
    Als sie die letzten Vororte von Kairo hinter sich gelassen hatten, drückte Willie das Gaspedal nieder. Die Lichter des sie verfolgenden Wagens blieben zweihundert Meter zurück. Auf der Straße war kein Verkehr.
    «Ungefähr zwanzig Minuten», sagte Willie und schaltete die Scheinwerfer ein.
    Sie sprachen nicht mehr. Nach zehn Minuten, Kairo lag nur noch als Schimmer am Himmel hinter ihnen, raste der Chevrolet plötzlich näher. Willie wartete, bis er auf fünfzig Meter herangekommen war, dann beschleunigte er plötzlich. Der Pontiac tat einen Sprung vorwärts.
    Hagan hatte den Teppich abgestreift, duckte sich aber immer noch auf dem Rücksitz. «Kannst du sie lange genug abhalten?» fragte er.
    Modesty blickte zu ihm nach hinten und lächelte kurz, ohne daß ihre Augen an dem Lächeln teilhatten.
    «Ja.»
    Wieder kroch der Chevrolet näher.
    «Sie schießen nicht», sagte Hagan. «Sieht so aus, als würde deine eingebaute Sicherung funktionieren. Sie wollen dich unbeschädigt haben.»
    Der Chevrolet machte Anstalten zum Überholen.
    Willie fuhr leicht zur Straßenmitte und blockierte ständig den anderen Wagen. Dieser fiel wieder zurück.
    Modesty sah auf ihre Armbanduhr. «Jetzt dauert es nicht mehr lange.»
    Vor ihnen, am äußersten Ende des Scheinwerferstrahls, wurde die gerade Straße schmaler und wand sich auf kurze Strecke durch niedrige Felsvorsprünge.
    Willie bremste weich, immer die Straßenmitte haltend, und der Chevrolet raste heran. Seine Reifen kreischten, als die Räder bei dem heftigen Bremsen des Fahrers blockierten. Willie riß einen Gang herunter und beschleunigte mit voller Kraft. Der Chevrolet, der nach langem Schlittern fast stehengeblieben war, fiel weit zurück.
    Willie schaltete auf Höchstgeschwindigkeit. Die von den Felswänden zurückschlagende Luft rauschte und pfiff, als sie in die erste enge Kurve einbogen. Willie ließ den ersten Gang drin, die Geschwindigkeit jedoch fallen, auf fünfzig, vierzig, dreißig «Festhalten», sagte er.
    Hagan wappnete sich, Modesty drehte sich um und hielt sich am Rücksitz fest. Der Pontiac kratzte malmend die Felswand entlang

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