Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady
teils in harten und teils in weichen Währungen.»
«Stimmt. Bisher bist du noch nicht ausgerutscht. Bleib weiter dabei.»
«Ich nehme an, Hakim hat geplaudert?»
Gabriel ignorierte sie und schaute zu McWhirter hinüber. «Das ist die Hälfte unserer Verteilungskosten, stimmt’s?»
«Ja. Wir könnten eine extra Million machen, wenn wir es auf ihre Tour machen.»
Gabriel sah Modesty an und sagte: «Wie kommst du mit deinem Käufer in Kontakt?»
«Nicht ich mit ihm. Er mit mir, in Istanbul. Und auf seine eigene Weise. Alles, was ich zu tun habe, ist, heute in zehn Tagen dort zu sein.»
«Mit den Diamanten?»
Sie machte eine ungeduldige Geste. «Doch nicht in diesem Stadium! Es ist höchst kompliziert aufgebaut.
Ich könnte, mit der Interpol auf den Fersen, den Verkauf nicht durchführen, daher sollten die Diamanten in der Anglo-Levante durch Imitationen ersetzt werden.
Das hätte mir Zeit gelassen, zu –»
«Dein Plan ist jetzt uninteressant geworden. Wie solide ist dieses Kaufabkommen?»
«Ich könnte dir sagen, 100 Prozent. Bekanntlich ist jedoch nichts dieser Art je sicher. Aber mit weniger als 95 Prozent schlage ich es nicht an. Sie brauchen diese Diamanten dringend.»
«Schön. Du wirst heute in zehn Tagen in Istanbul sein – unter Überwachung.» Gabriel lehnte sich zurück.
«Es ist sehr gut aufgebaut. Ein hübscher Handel. Betrachte dich als losgekauft.»
Sie bewegte die Schultern. «Das habe ich erwartet. Für wieviel?»
«Für deinen Hals. Und Garvins. Wir werden jemanden anderen für Mrs. Fothergill finden.»
Nach langem Schweigen sagte sie tonlos: «Okay. Ich bin nun wieder ins Geschäft eingestiegen, weil dieses Ding das größte war, das ich je gedreht hätte. Ich hätte lieber daheimbleiben sollen.»
Willie Garvin seufzte in einer Mischung aus Resignation und Erleichterung. Er sah sich nach den teilnahmslosen Gesichtern um und grinste. «Na ja, so geht’s eben. Alles abgemacht jetzt, ja? Wie wär’s also damit, diese Handschellen loszuwerden – und einem kleinen Drink?»
Gabriel stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Er stand vor Willie und wischte ihm plötzlich mit dem Handrücken derb über das Gesicht.
«Abgemacht ist es noch nicht», sagte er. «Du arbeitest jetzt für mich, Garvin, bis das hier vorüber ist. Und du redest zahm, nicht frech. Wie gut kannst du mit einem Schneidbrenner umgehen?»
«Du willst einen Safe geknackt haben?»
«Einen großen. Kannst du schnell und unter schweren Bedingungen arbeiten?»
«Ich bin nicht nur ein hübscher Mensch, wie du weißt.»
«Du hörtest es vorhin», sagte Gabriel: «nicht frech.»
Er drehte sich um und versetzte Modesty eine derbe Ohrfeige. «Na –?»
Willie holte tief Atem. «Ich kann mit einem Schneidbrenner umgehen», sagte er leise, «und ich kann unter schwierigen Verhältnissen schnell arbeiten.» Er hoffte, daß er nicht zu rasch pariert hatte. Der böse Schlag in Modestys Gesicht hatte ihn nicht mehr gerührt, als der in sein eigenes. Es war nötig gewesen, ein gewisses Maß an frecher Selbstsicherheit zu zeigen, bevor er kapitulierte. Er meinte, so sei es halbwegs richtig dosiert gewesen.
«Das klingt schon besser.» Gabriel wandte sich an Borg. «Instruiere ihn. Laß ihn die Ausrüstung probieren. Stelle sicher, daß er die Route, die Entfernungen, die Zeitabstimmungen und den Tresorplan im Kopf hat. Alles. Wie lange wird das dauern?»
«Wenn er intelligent ist, zwei Stunden.» Borg stand auf.
«Dann habt ihr also genug Zeit. Macht euch dran.» Gabriel sah McWhirter an. «Benzedrin eine halbe Stunde bevor der Job startet.»
«Ja. Er wird dann eine schwere Nacht hinter sich haben. Und was geschieht mit Madame?» Er deutete auf Modesty.
«Kabine vier. Laß ihr die Handschellen an und stelle einen Mann vor die Tür.»
Drei Stunden nachdem sie sich selbst in Schlaf versetzt hatte, wachte Modesty auf. Sie war sich keinen Augenblick über ihre Umgebung im unklaren. Die zweite Schlafkoje in der kleinen Kabine war immer noch leer.
Willies Windjacke lag auf ihr, die Stiefel standen daneben.
Willie hatte also nicht geschlafen. Er wurde noch immer instruiert. Sie stand auf und wusch sich das Gesicht in dem Waschbecken in der Ecke; die Handschellen an ihren Gelenken klirrten leise. Als sie in den fleckigen Spiegel blickte, streifte sie einige Haarsträhnen zurecht und tastete nach dem Knoten im Nacken, um sich zu versichern, daß er noch immer sicher festgebunden war. Zigaretten und Feuerzeug waren in der
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