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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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wenig oder kein Verständnis für die Wahrscheinlichkeitsrechnung hat. Mrs. Fothergill, liebe Dame – die Wahrscheinlichkeit, daß man keine Karte zieht, um einen Flush zu machen, steht etwas über vier zu eins. Andererseits steht sie nur fünf zu zwei gegen das Verbessern eines Pari durch drei gezogene Karten – verstehen Sie?»
    «Ich glaube, das ist Schwindeln, wenn man so spielt», sagte Mrs. Fothergill mürrisch. «Übers-Ohr-Hauen.»
    McWhirter schaute vom Zählen seines Gewinns auf und strahlte sie an. «Ich würde ein so verführerisches Knusperstückchen wie Sie niemals betrügen», sagte er.
    Borg lachte grunzend auf. Er war damit beschäftigt, das eine Ende einer fünfzig Zentimeter langen Klaviersaite, die sich gelockert hatte, an einem Querholz festzumachen.
    «Verflucht, ziehen Sie mich nur nicht auf, McWhirter», sagte Mrs. Fothergill, und dunkle Röte schoß in ihre Wangen.
    «Sie aufziehen?!» McWhirter sah entsetzt drein.
    «Ja. Sie waren sarkastisch. Ich hab’s genau gemerkt.»
    Der vierte Spieler zündete sich eine Zigarette an. Er war ein Engländer namens Rudson, mit einem harten, verkommenen Gesicht, gelangweiltem Benehmen und einem Akzent der Public School, der von einem leichten amerikanischen Beiklang überdeckt wurde. Er hatte einst als Totschläger eines sizilianischen Bandenchefs zwei Jahre an der Westküste verbracht. Wie Borg war er ein eiskalter Killer.
    «Nur keine Gewalttätigkeiten», sagte er. «Der Engel Gabriel hätte es nicht gern. Mrs. F., Sie sollten McWhirter Ihr Ohr verschließen. Er ist einer jener häßlichen kleinen Schurken, die Leute einfach aufziehen müssen.»
    «Das stimmt», sagte McWhirter fröhlich. Er stand auf. «Ich bin bettreif. Es ist zwei Uhr vorbei. Wer wird Babysitter bei den Diamanten spielen?»
    «Soulter, Giuseppe und Babur», sagte Borg.
    «Mrs. Fothergill, Croker und Rudson lösen sie um drei ab.»
    Die Frau sah Borg böse an, als er an den Querhölzern zupfte, so daß die Klaviersaite summte. «Bilden Sie sich ja nichts in bezug auf die Blaise und den Garvin ein», sagte sie. «Die gehören mir, Borg. Gabriel hat’s gesagt.»
    Borg zuckte gleichgültig die Achseln.
    «Wißt ihr», sagte McWhirter, «ich glaube, es wäre eine nette Abwechslung, wenn wir mit einem von ihnen einmal Hängen veranstalteten. Och, es ist wirklich ein Vergnügen, Ihnen zuzuschauen, liebe Mrs. Fothergill, und genauso Borg hier mit seinem Käseschneider.» Er streckte sich und gähnte. «Aber ich habe noch nie Hängen gesehen. Es gäbe doch bestimmt eine sehr schöne Atmosphäre von Zeremonien drumherum, glauben Sie nicht?»
    Mrs. Fothergill runzelte nachdenklich die Stirn.
    «Darüber weiß ich nichts», sagte sie schließlich. «Es ist nicht –» sie suchte nach dem Wort – «nicht persönlich genug für meinen Geschmack, wirklich.»
    Modesty zog den Gürtel aus den Laschen ihrer Hose, drehte ihn um und zog ihn wieder fest. Jetzt war an der Außenseite des Gürtels eine Schlinge aus weichem Leder für eine Pistole. Willie kniete nieder und klopfte an ihr Bein. Sie stellte einen gestiefelten Fuß, dann den anderen auf sein Knie, so daß er die dünne, wasserdichte Hülle abstreifen konnte, die an die Sohlen und Absätze geklebt war.
    Er richtete sich auf und sah sie fragend an.
    «Wir werden leisetreten, wenn wir können», sagte sie. «Geradewegs zu den Diamanten. Sie in die Barkasse zu der Inselspitze hinunterbringen, und fort. Ich weiß nicht genau, wo wir sind, aber es ist nicht allzuweit südlich von Zypern.»
    Willie nickte zu ihrer Feststellung. Das war eine eigene Gabe, die sie besaß, einen Kompaß im Kopf. Man konnte sie mit einer Binde um die Augen in einen geschlossenen Wagen setzen und sie dreihundert Kilometer kreuz und quer fahren; mühelos wußte sie nachher, wo Norden war, konnte angeben, in welcher Richtung der Ausgangspunkt lag, und die Entfernung in Luftlinie gut schätzen.
    «Das bedeutet einen zweimaligen Weg», sagte er «Diese Diamanten wiegen einiges, Prinzessin, und zur Inselspitze ist’s ein langer Weg.»
    «Sicher. Aber ich würde sagen, daß wir eine ganze Stunde haben, bevor der Wächter abgelöst wird und man entdeckt, daß wir fort sind. Vielleicht sogar noch länger.» Ihre Augen waren geistesabwesend in die Ferne gerichtet, als sie überlegte. «Um die Zeit dürften wir schon gut auf dem letzten Stück des zweiten Ganges sein. Es müßte funktionieren, Willie, solange wir bei diesem ersten Vorgang möglichst geräuschlos

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