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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ließ mit einer Hand das Gitter los und griff in die Hosentasche. Der Mann wandte den Kopf. Ihre Augen trafen einander über eine Entfernung von fünf Metern durch das Balkongitter. Modesty sah das Entsetzen in seinem Gesicht. Ihre Hand kam hoch, während sie mit dem Daumen die Kappe der Lippenstifthülse losschraubte. Sie schob den Knopf die spiralenförmige Rille hoch und hörte das plötzliche Zischen des Gases.
    Der Schrei des Mannes kam nur erstickt, und er taumelte geblendet zurück, die Hände an die tränenden Augen gepreßt. Am Ende einer um seine Schulter geschlungenen Abzugsleine hing eine Pistole. Als sich Modesty mit einem geschmeidigen Hechtsprung über das Geländer schwang, tastete er danach. Ein einziger langer Schritt, Modestys Fuß schoß hart vor, die Zehe traf den Mann genau in das Sonnengeflecht. Er fiel wie eine Stoffpuppe zusammen, und Modesty sprang über ihn hinweg an die Balkontür.
    Den Bruchteil einer Sekunde vorher hatte es im Zimmer bei dem gedämpften Aufschrei des Dunkelhäutigen einen erschreckten Ausruf und das Scharren eines Stuhls gegeben – genug, um Willie hineinzubringen.
    Modesty hielt den Kongo in der Hand, als sie durch die Balkontür trat und nach einer Seite auswich, während sie blitzartig das Bild des Raums aufnahm. Ein Mann mit einem Stoppelbart stand vor ihr, mit einer Sterling-Maschinenpistole in der Hand. Hinter ihm rechts lag ein zweiter Mann mit einer braunen Baskenmütze auf dem Boden; der schwarze Griff eines Messers ragte seitlich aus seinem Hals. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers stand Willie Garvin kampfbereit in der Tür, leicht vorgeneigt, die Schulter noch in der Nachbewegung des Wurfs ihr zugewandt.
    Seine beiden Hände waren jetzt leer.
    Der Mann mit der Sterling starrte blind an ihr vorbei. Sie sah, wie sich der Lauf der Pistole langsam senkte, sah den Mann vorwärtstaumeln wie einen gefällten Baum. Sie trat schnell vor und fing die Pistole auf. Sein Körper prallte gegen sie und fiel auf dem Boden zusammen. Ein schwarzer Messergriff ragte aus einem immer größer werdenden roten Fleck am Rücken seiner Jacke.
    Lange rührte sich nichts. Modesty stand mit der Pistole lauschend da. An der Tür stand Willie immer noch halb geduckt, den Kopf vorgestreckt, aufmerksam lauschend. Endlich atmete er aus und entspannte sich.
    Modesty legte die Pistole auf den Boden und richtete sich auf.
    «Ich hatte einige Unannehmlichkeiten», flüsterte sie und deutete mit dem Kopf zur Balkontür. «Draußen ist einer. Aber die Gaspistole im Lippenstift funktioniert ausgezeichnet, Willie.»
    «Alles gut geklappt», sagte er und zog das Messer aus dem Hals des Mannes. «Sie wollten beide gerade zur Balkontür, als ich hereinkam. Es war eine Überrumplung.» Er riß das zweite Messer heraus, wischte beide an der Jacke des Bärtigen ab, steckte sie in die Scheiden und ging auf den Balkon hinaus. Modesty hob den Revolver auf, der neben dem Mann mit der braunen Baskenmütze lag. Es war ein Colt Python, mit einem Zehnzentimeterlauf für eine Munition von .38 Spezial oder .357 Magnum. Sie sicherte die Waffe, sah, daß alle Zylinder geladen waren, und schob sie in die Lederschlaufe an ihrem Gürtel.
    Willie kam mit dem Dunkelhäutigen auf den Armen durch die Balkontür zurück und legte den Bewußtlosen auf den Boden. «Der da lebt», sagte er und sah sie fragend an.
    «Ich weiß.» Sie zuckte leicht die Achseln. «Soll er weiter sein Glück behalten, Willie. Die Tabletten werden ihn aufhalten.» Sie nahm die kleine Phiole mit den Betäubungspfropfen heraus und schob je einen in die Nasenlöcher des Mannes.
    Die beiden langen Stahlkisten mit den Diamanten standen auf Gabriels Schreibtisch. Willie nahm den Griff der einen und versuchte das Gewicht. «Gut ein Zentner», sagte er. «Aber mit einer allein könnte ich durchaus zurechtkommen.»
    «Ich könnte die zweite nicht tragen. Nicht über eine Strecke von fast drei Kilometern. Wir werden den Weg zweimal machen, Willie – die erste Kiste so nahe an die Barkasse bringen, wie wir das in zwanzig Minuten schaffen. Mit etwas Glück werden wir sie wenigstens beide nahe am Ziel haben, bevor die Wachablösung kommt und die Sache auffliegt.»
    «Okay. Wie wär’s, wenn ich mir diese da auflade, bis wir aus dem Kloster sind, und du mich deckst?»
    «In Ordnung.» Sie zog den Colt heraus. Willie hob die Kiste auf die Schulter und folgte ihr zur Tür. Sie gingen den breiten Gang entlang, dann durch ein Labyrinth schmaler Gänge,

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