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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Annäherung, auf eine Eröffnung gewartet. Aber es war nicht dazu gekommen, und das enttäuschte ihn.
    Er mußte an das gelbe Stück Papier mit dem groben schwarzen Druck in seiner Brieftasche denken. Wenn er es ihr jetzt zeigte, wie würde Modesty wohl darauf reagieren? Möglicherweise so, wie er es sich von ihr wünschte, aber er durfte sich nicht zu sehr darauf verlassen. Es war klüger, sich in Geduld zu fassen und zu hoffen, daß die Annäherung, oder zumindest die Andeutung einer Annäherung, von Modesty selbst oder von Willie Garvin, ihrem Sprachrohr, kam.
    Tarrant rief sich den Tag in Erinnerung, an dem er zum erstenmal darangegangen war, Modesty Blaise für sich einzuspannen. Das war gar nicht lange, nachdem sie das ‹Netz› aufgegeben, sich nach England in die Dachgartenwohnung in West End zurückgezogen und Willie sich das Lokal hier am Fluß gekauft hatte. Sie waren beide reich, begannen sich jedoch in ihrer Zurückgezogenheit sehr bald zu langweilen.
    Willie brach als erster aus. Er hatte sich heimlich davongemacht und sich von der Revolutionsarmee eines Bananenstaates als Söldner anheuern lassen. Aber Willie Garvin war ohne Modesty Blaise wie eine Lampe ohne Steckdose. Unglücklich, desinteressiert wie er war, geriet er in Gefangenschaft und wurde zum Tode verurteilt, ein Schicksal, das er mit stoischer Gelassenheit hingenommen hatte.
    Damals war Tarrant nahe daran gewesen, Modesty zu erpressen, damit sie ihm bei einer ungewöhnlichen und schwierigen Aufgabe behilflich sei. Aber eine innere Stimme hatte ihm geraten, keinen Druck auf sie auszuüben und ihr seine Informationen aus freien Stücken zu überlassen, damit sie Willie herausholen konnte.
    Dieser Entschluß hatte sich bezahlt gemacht: Modesty stellte sich ihm zur Verfügung. Und er erinnerte sich noch genau, wie sie damals zu ihm gesagt hatte: «Wieso wußten Sie, daß ich Erpressungen hasse, unbeglichene Rechnungen jedoch prompt bezahle?» Er erinnerte sich auch an den Ausgang dieses Unternehmens und an das Abzählen der Toten. Die Sache war hart an des Messers Schneide gestanden. Es durchrieselte ihn noch jetzt ein kleiner Schauer, wenn er daran dachte.
    Aber der neue Job konnte unmöglich ebenso schlimm sein. Er überlegte und mußte ehrlich zugeben: nein, so arg konnte es nicht werden. Es handelte sich ja noch nicht einmal um einen Job, sondern bloß um eine nebulose Vorahnung.
    Er seufzte schwach und riß sich aus seinen Gedanken. Willie war in der Werkstatt verschwunden, um die Radarvorrichtung zu verstauen. Modesty hatte sich eine Zigarette angezündet und rauchte gelassen an seiner Seite.
    «Nun …» begann er langsam, «das war heute ein faszinierender Tag für mich. Haben Sie noch etwas vor, oder nehme ich Ihre Gastfreundschaft bereits über Gebühr in Anspruch? Seien Sie bitte aufrichtig.»
    «Ich mag die völlige Aufrichtigkeit nicht.» Sie war ganz gelöst, ein bißchen fern und irgendwie geistesabwesend. «Oft schließt sie die Höflichkeit aus und kann manchmal schrecklich grausam sein. Seine Mitmenschen nicht zu verletzen, ist viel wichtiger.»
    Tarrant blickte auf den
dojo
, dann auf den Kongo, der auf dem Tisch lag; er lachte. Sie war zuerst überrascht, als sie jedoch seinen Gedankengang erriet, zuckte ein schelmisches Lächeln über ihr Gesicht. «Sie wissen ganz genau, daß ich nicht diese Art von Verletzung meinte.»
    «Allerdings.» Er beugte den Kopf vor und wünschte, dieses ganz bestimmte Lächeln hätte länger angedauert.
    Es war so selten an ihr, und es gefiel ihm. «Aber zurück zu meiner Frage. Wollen sie nun aufrichtig zu mir sein oder höflich?»
    «Beides. Wenn Willie und ich einen Übungstag hinter uns haben, dann machen wir uns einen gemütlichen Abend. Sobald er geduscht hat, nehmen wir einen Tee und lesen die Sonntagszeitungen. Dann fahren wir mit Willies Boot ein Stück hinaus. Er wird ungefähr eine Stunde angeln, und ich werde einfach im Boot liegen und vor mich hin dösen. Wenn Ihnen dieses Programm nicht zu langweilig ist, dann sind Sie herzlich eingeladen.»
    «Ich bin Angler», sagte Tarrant bloß. «Jetzt entsinne ich mich, daß Sie mir versprachen, wir würden angeln gehen. Könnte Willie mir eine Rute leihen?»
    «Sie haben die Wahl unter einem Dutzend, Sir Gerald», sagte Willie, der aus der Werkstatt zurückgekommen war. «Suchen Sie sich Ihre Waffe selbst aus.»
    Modesty dämpfte ihre Zigarette ab. «Du wirst jetzt endlich duschen wollen, Willie. Ich gehe und ziehe mich an. In zehn Minuten

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