Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
Liebmann.» Er deutete mit der Hand auf die Landkarte. «Überall dort, wo wir hinkommen, fliegen die andern raus. Also können Sie es schwerlich als
faul
bezeichnen, wenn wir nach den politischen Folgen fragen.
Die Engländer sind gezwungen, darauf zu reagieren, ebenso die Amerikaner und einige der arabischen Länder.
Wie werden wir da herauskommen? Und wann?»
«Karz wird Sie über die Zeitdauer genau informieren», antwortete Liebmann. «Für den Moment mag ein kurzer Umriß genügen. Zunächst einmal ist die Operation gänzlich darauf abgestimmt, Verwirrung zu stiften.
Bei den sechzehn großen Luftfrachtmaschinen, die wir benutzen, handelt es sich um acht Lockheed Hercules und acht Antonow AN-12. Die Panzerabwehrminen, die wir rund um die Stadt und den Hafen legen, sind englischer Herkunft. Die Fahrzeuge der Roller-Einheit kommen aus der Tschechoslowakei. Die kleinen, schnellen Aufklärungsfahrzeuge, die wir für unsere speziellen Zwecke umbauten, stammen aus Deutschland.
Unser Kleinwaffenarsenal besteht hauptsächlich aus der Armalite AR-15, dem vielseitig verwendbaren automatischen Gewehr, ferner aus schweren Maschinengewehren und Granatwerfern …» Liebmann unterbrach sich und zuckte die Schultern.
«Das muß genügen. Unser Ziel ist also, Verwirrung auf politischem Gebiet zu stiften. Es ist dafür gesorgt, daß bestimmte Länder die Operation sofort als einen Coup, der mit amerikanischer Unterstützung gemacht wurde, anprangern werden. Was natürlich unsinnig ist, aber eine Reihe der neuen afrikanischen Staaten wird in das Geschrei sofort einstimmen.»
Er steckte die Hände in die Taschen und sah Cogan an, der sich nun wieder gesetzt hatte. «Sie sprachen von einer Reaktion», fuhr er fort.
«Natürlich wird es eine Reaktion geben. Die Amerikaner werden wertvolle Zeit mit heftigen Dementis vergeuden, die Engländer werden im Kreis laufen und Diskussionsabende im Fernsehen veranstalten, und EsSabah Solon wird indessen über den Rundfunk bekanntgeben, daß seine Regierung die Geschäfte übernommen habe, und jede ausländische Unterstützung abstreiten. Er wird von neo-kolonialistischer Bedrückung, von Lakaien, Ölmagnaten und den Leiden seines getretenen Volkes sprechen, seinem Volk von Kuwait.»
Liebmanns Lippen verdünnten sich zur Andeutung eines Lächelns. «Gewisse größere Länder, welche die Amerikaner zuerst wegen des Übergriffs angeprangert haben, werden nun eine Kehrtwendung machen und die neue Regierung unverzüglich anerkennen. Eine Anzahl der jungen afrikanischen Länder wird sich ihnen anschließen. Eine entsprechende Propaganda in dieser Richtung wurde sorgfältig vorbereitet. Es-Sabah Solon wird eine Kommission der Vereinten Nationen einladen, die Wahlen, die er abzuhalten gedenkt, zu beobachten. Dadurch wird ein Klima geschaffen, das jede größere westliche Macht davon abhalten wird, Schritte gegen uns zu unternehmen. Diese Kommission wird allerdings nie ankommen, denn eine entsprechende Verzögerungstaktik ist in die Pläne bereits eingebaut.»
Cogan lachte.
Liebmann hob die Hand und setzte fort: «Damit wären wir am zwölften Tag nach dem Staatsstreich. Am dreizehnten Tag wird es an einem der Gefahrenherde der Welt eine plötzliche Krise geben. In Berlin, Malaysia, Zypern oder Formosa – wo, weiß ich noch nicht, und das ist für uns auch unwichtig. Was zählt, ist die Krise selbst und die Tatsache, daß sie die Weltaufmerksamkeit auf sich zieht.»
«Wie reizend», sagte Cogan. «Das klingt ja alles bekannt, und wiederum haut es hin. Das Leben in der übrigen Welt geht fröhlich weiter, und unser
Fait accompli
bleibt, was es ist. Wir können aber Kuwait nicht weiß Gott wie lange gewaltsam niederhalten. Wir wollen unser Geld haben und nach Hause gehen.»
«Die internen Vereinbarungen werden mit den äußeren konform gehen», entgegnete Liebmann. «Die neue Regierung muß sich von innen her festigen. Gewisse Voraussetzungen dazu wurden bereits geschaffen – wir haben eine kleine, aber gut organisierte Fünfte Kolonne dort. Wenn sich die Regierung bloß zehn Prozent der Bevölkerung sichern kann – die richtigen zehn Prozent –, dann gibt es keine Schwierigkeiten. Ein gutfunktionierender Polizeistaat kann rasch hergestellt werden.»
«Wie will man sich diese zehn Prozent der Bevölkerung sichern?» fragte Cogan.
«Durch Geld und Beziehungen natürlich. Die Einkünfte aus der Erdölgewinnung belaufen sich jährlich auf über eine Milliarde Dollar. Mit einem Viertel
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