Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
davon kann man sich jede Unterstützung kaufen, die man braucht. Einige undemokratische Personen werden selbstverständlich eliminiert. Presse und Rundfunk werden in geschickten Händen sein. Jene Länder, die vom Kuwait-Öl abhängig sind, werden sich sehr schnell zu Verhandlungen mit den neuen Führern bereit finden. Innerhalb von sechs Wochen hat sich das neue Regime eingefahren, und alles wird seinen friedlichen Gang nehmen. Und dann, Cogan, dann können wir unser Geld holen und nach Hause gehen.»
    Liebmann hielt inne und forschte auf den Gesichtern der vor ihm sitzenden Männer. Einige hatten ihm gespannt zugehört, aber die meisten zeigten wenig Interesse. Die politischen Aspekte bedeuteten ihnen nichts.
    Er sah Cogan an und hob eine Augenbraue. Cogan öffnete den Mund, schloß ihn aber sogleich wieder und schüttelte den Kopf.
    «Ganz recht», meinte Liebmann mit dünnem Lächeln, «fragen Sie nie, wer unsere Zahlmeister sind, Cogan, das wäre
faul

    Karz stand auf einer niedrigen Felsplatte am Rand eines Seitentales, das gegenüber dem Palast westlich vom Haupttal abzweigte. Er hielt die Hände auf dem Rücken verschränkt und hielt sich so unbeweglich, als wäre er aus demselben Stein gehauen, auf dem er stand; wie ein riesiger, zu Stein verwandelter Berggeist stand er da in der hereinbrechenden Dämmerung.
    Er beobachtete eine Gruppe von Männern, die in einer Entfernung von fünfzig Metern in der Handhabung einer Einmann-Kanone mit langem Lauf und einem riesigen, aber leichten Zylinder unter dem Verschluß instruiert wurden. Es handelte sich um ein Geschütz, das auf der Avroc 40-mm-Kanone basierte; es feuerte selbstladend aus dem Trommelmagazin raketengetriebene Geschosse ab.
    «Ist die Instruktionsstunde zufriedenstellend verlaufen?» fragte Karz, ohne den Kopf zu wenden, den neben ihm stehenden Liebmann.
    «Ja.» Liebmann nickte. «Der Plan war ihnen völlig klar. Es sind alles erfahrene Männer.»
    «Keine Fragen?»
    «Unbedeutend. Cogan, der Engländer, fragte nach den politischen Folgen.»
    «Neugierig?»
    «Nein. Ein intelligenter Bursche, der sich einfach die Frage stellte, wie die Dinge sich entwickeln würden, bevor sich unsere Streitmacht zurückziehen kann.»
    «Sie erklärten es?»
    «In groben Umrissen.»
    «Und die Männer gaben sich damit zufrieden?»
    «Es waren überhaupt bloß fünf daran interessiert. Sie gaben sich zufrieden. Ich empfehle, Cogan im Lauf der nächsten Wochen näher unter die Lupe zu nehmen. Er hat das Zeug zu einem Kommandeur.»
    Ein Raketengeschoß zischte aus der 40-mm-Kanone und barst auf einer Panzerattrappe, die dreihundert Meter von der Abschußstelle entfernt an die Felswand gemalt war.
    Karz fragte: «Ist vom Rekrutierungsoffizier eine Meldung bezüglich Blaise und Garvin eingetroffen?»
    «Sie traf soeben ein.» Liebmann entfaltete ein braungelbes Blatt Papier. «Er bestätigt ihre Qualitäten, bezweifelt jedoch, daß ein Druckmittel gefunden werden könnte, um die beiden zu dingen. Sollte jedoch eines gefunden werden, dann schlägt er vor, in ihrem Fall auf den Eignungstest zu verzichten.»
    Karz geriet in Bewegung. Er wandte den wuchtigen Kopf und warf Liebmann einen schlangenartigen Blick zu. «Sein Vorschlag ist abgelehnt. Bei der Wahl der Kommandeure überlasse ich die Beurteilung keinem anderen Menschen – nicht einmal Ihnen, Liebmann.»
    «Und wenn er kein Druckmittel findet?»
    Karz blickte wieder auf die übende Gruppe. Langsam sagte er: «Diese Frau. Dieser Mann. Ihre Vergangenheit ist voll von seltsamen Beweggründen und Verkettungen.» Seine breiten Nasenflügel bebten plötzlich. «Wo es Verkettungen gibt, muß auch ein Hebel anzusetzen sein. Ich weiß es, Liebmann, ich rieche es. Weisen Sie den Rekrutierungsoffizier an, es herauszufinden.»
    Die beiden Männer verharrten eine Weile in Schweigen. Am weit entfernten Ende der Schußbahn, dort, wo das kleine Tal sich etwas ausweitete, kam plötzlich ein Dutzend menschenähnlicher, grotesk aufgeschwollener Gestalten in Sicht. Sie schwebten mit großen, fliegenden Schritten einher, wie Raummenschen auf einem Planeten mit geringer Schwerkraft.
    Etwa hundert Schritte lang blieben diese Gestalten auf dem Boden, dann vollführten sie wieder einen riesigen Luftsprung und verschwanden.
    «Wir brauchen für die fliegende Infanterie weitere dreißig Sprunganzüge», sagte Liebmann.
    «Sie sollen sie morgen haben, vorausgesetzt, es gibt keinen unerwarteten Sturm.» Karz sah zu dem wolkenlosen Himmel auf.

Weitere Kostenlose Bücher