Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
der es nur für sich allein haben will …
Ce lui qui couve des yeux
.»
Der Direktor hob vorwurfsvoll die Hände. «Der gewissenlose Millionär, der gestohlene Gemälde in seinem Keller verbirgt, um sich allein daran zu erfreuen? Ach, ich glaube nicht, daß es so etwas gibt.»
«Doch», entgegnete Ransome bestimmt. «Ich könnte Ihnen drei mit Namen nennen. Ich tu’s aber nicht. Ich könnte Ihnen einen nennen, der sich das Zeug, das er hat, nicht einmal ansieht. Er will es bloß besitzen; das ist alles, was für ihn zählt.»
Der Direktor schüttelte zweifelnd und erschüttert den Kopf. «Über diese Dinge wissen Sie besser Bescheid als ich, Monsieur.»
«Deshalb wurde Ihnen ja auch von Monsieur Leightons Sekretärin telefonisch mein Kommen angekündigt.» Ransome sprach sehr geduldig und blickte wieder auf seine Uhr. «Hätten Sie etwas dagegen, mir in groben Umrissen die Sicherheitsvorkehrungen zu schildern, ehe wir hinuntergehen und uns die Sache an Ort und Stelle ansehen?»
Der Direktor nahm einen Bleistift zur Hand und machte ein paar sinnlose Striche auf seinen Schreibblock. «Zuerst einmal haben wir den Fernsehanschluß.»
Er zeigte auf das Gerät. «Solange das Museum geöffnet ist, befindet sich immer jemand hier im Büro. Wenn ich nicht selbst hier bin, dann ist mein Assistent da.»
«Und die anderen Vorkehrungen?»
«Davon müßten Sie aber eigentlich Kenntnis haben, Monsieur. Es stand darüber in allen Zeitungen, um zu verhindern, daß irgendein Amateur einen verrückten Versuch machen könnte. Wie Sie sehen, hängt das Gemälde in dem Alkoven einer kleineren Abteilung des Museums, die wir für diesen Zweck eigens einrichteten. Es ist niemandem gestattet, diese Abteilung mit einem Stock, einem Schirm oder sonst etwas zu betreten, womit er das Bild zerstören könnte.»
«Wie nahe kann man herankommen?»
«Auf nicht mehr als drei Meter. Wir haben mit einer schweren Seidenkordel die übliche Absperrung geschaffen, und außerdem ist immer ein Aufseher anwesend. Darüber hinaus haben drei Gendarmen, zwei beim Aufgang und einer auf Patrouille außerhalb des Gebäudes, ständig Dienst.»
«Inspektor Faunier erwähnte eine elektronische Alarmanlage.»
«Sie sprachen also auch mit ihm?»
«Ich prüfe alles gern zweimal.»
«Ich verstehe. Nun, es gibt eine Vorrichtung dieser Art. Soviel ich weiß, projiziert die Anlage eine Reihe von Strahlen, so daß alles, was diese unsichtbare Barriere überschreitet, die in den verschiedenen Teilen des Hauses angebrachten Alarmglocken in Tätigkeit setzt.»
«Wie hoch ist diese elektronische Barriere?»
«Ich bin sicher, daß es Ihnen der Inspektor bereits sagte. Zwei Meter.» Über die Lippen des Direktors zog ein frostiges Lächeln. «Sie reicht vom Boden bis zu einer Höhe von zwei Metern. Das müßte doch genügen, denke ich, nicht wahr?»
Ransome nickte widerwillig. Er nahm eine schwere Zigarettendose aus Bronze aus der Tasche, zündete sich eine Zigarette an und legte die Dose auf den Schreibtisch. «Sie werden das Museum in ein paar Minuten schließen. Ich möchte mir die Sicherheitsvorkehrungen persönlich ansehen und einen Versuch machen …»
Er brach ab. Der Direktor starrte an ihm vorbei.
Ransome drehte sich um. Das Bild auf dem Fernsehschirm flimmerte; nichts als Linien und verzerrte Fragmente waren zu sehen. Der Direktor erhob sich und durchquerte das Zimmer. Er drehte eine Weile an den Knöpfen des Fernsehgeräts, aber ohne Ergebnis.
«Eine Störung», stellte Ransome fest. «Das müssen Sie in Ordnung bringen lassen, Monsieur.»
«Das wird das erste sein, was ich morgen früh in Angriff nehme», versicherte ihm der Direktor stirnrunzelnd. Er drehte noch eine Weile an dem Apparat herum, gab es jedoch dann auf und schaltete ab.
«Macht nichts. Das Gerät ist nachts ohnehin nicht in Betrieb, und wir werden das Büro jetzt verlassen.»
Ransome hielt ihn zurück. «Würden Sie den Wärter anrufen und ihm sagen, er möge nicht weggehen, bevor wir mit ihm gesprochen haben?»
Der Direktor zuckte die Achseln. Henri, der diensthabende Aufseher, würde zumindest noch eine halbe Stunde nach Ausstellungsschluß im Hause zu tun haben, da er sämtliche Fenster- und Türalarmanlagen zu überprüfen hatte, aber es stand nicht dafür, sich mit diesem Amerikaner in eine Debatte einzulassen. Er nahm den Telefonhörer auf seinem Schreibtisch auf und drückte einen der vier Knöpfe.
Henri schlenderte zu dem großen Torbogen der Sonderabteilung. Es war
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