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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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festzustellen, wer diese Kiste beziehungsweise deren Inhalt abgeschickt hat?»
    «Ja.»
    «Und Sie wollen, daß sich dort, wenn das passiert, zufällig ein Journalist aufhält, damit die Sache sofort durch die Presse geht?»
    «Ja.»
    «Aber das wird die Schuldigen warnen, und sie werden keinen Versuch unternehmen, den Verschlag in Lissabon abzufangen. Ist Ihnen das klar?»
    «Vollkommen», erwiderte Tarrant. «Das mag zwar für die Polizei enttäuschend sein, aber die Hauptsache ist schließlich, daß der Watteau wieder gefunden wird.
    Glauben Sie, die nötigen Arrangements treffen zu können?»
    «Sie sind wirklich ein schrecklicher Quälgeist, Gerald», sagte er höflich. «Zwei Männer als Ladearbeiter und Fahrer auf diesen Lastwagen zu bringen, ist weitaus schwieriger, als einen Safe aufzubrechen oder einem Botschafter die Brieftasche zu stehlen.»
    Tarrants Gelächter drang aus dem Draht. «Ich weiß, René, ich weiß. Es sind immer die Kleinigkeiten, die uns soviel Kopfschmerzen machen, aber können Sie es trotzdem arrangieren?»
    Vaubois verbesserte die Umrisse des nackten Mädchens, das er auf seinen Schreibblock skizziert hatte. «Ja. Überlassen Sie es mir, mein lieber Freund. Ich werde es so einrichten, daß aller Ruhm der Polizei zukommt. Und Sie bleiben trotzdem ein schrecklicher Quälgeist.»
    «Ich bin Ihnen äußerst dankbar.» Tarrant meinte es ehrlich. Die beiden Männer halfen einander, wann immer sie konnten. Und zu Zeiten, da politische Veränderungen sie vorübergehend zu Gegnern in jener seltsamen geheimen Welt, in der sie lebten, machten, arbeiteten sie schonungslos gegeneinander, was nicht hieß, daß sie einander persönlich deswegen weniger schätzten.
    Vaubois zeichnete dem Mädchen einen Keuschheitsgürtel und besah sich das Ergebnis unzufrieden. Er fragte: «Warum macht sie das eigentlich, Gerald? Zuerst diese Sache in Beirut – ein Vermögen verloren. Und nun ein Diebstahl, der kein Diebstahl ist. Ich finde es schwierig, irgendeinen Sinn darin zu sehen.»
    «Lassen Sie das Spekulieren, René», meinte Tarrant freundlich. «Ich erzähle Ihnen darüber, sobald ich kann.»
    «Sehr gut. Aber darf ich jetzt fragen, ob Sie vielleicht selbst spekulieren? Ist Ihre Intuition wieder im Spiel?»
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann sagte Tarrant: «Ich spekuliere – ja.»
    «Wenn Modesty Blaise das alles für Sie inszeniert, dann muß es sich um etwas Großes handeln.»
    «Ich könnte mich täuschen, René.»
    «Und wenn Sie sich nicht täuschen?»
    «Dann ist es etwas Großes. Etwas sehr Großes.»
    Vaubois sah, wie die Taube davonflog. «Sie wissen, ich traf mit ihr noch nie zusammen. Ich würde sie gern einmal kennenlernen.»
    «Sie spricht von Ihnen mit großer Bewunderung. Sie würde Sie sicherlich auch gern kennenlernen, René. Ich will versuchen, das zu arrangieren.»
    «Danke. Ich freue mich darauf – hoffentlich treiben Sie es nicht so weit, daß sie umgelegt wird. Gerald.»
    Vaubois hatte die Worte leichthin gesprochen, aber sogleich bereute er sie, als er hörte, wie bedrückt Tarrants Antwort klang.
    «Ja, René, hoffentlich treibe ich es nicht so weit, daß sie umgelegt wird.»
    Mike Delgado sagte: «Herzlichen Glückwunsch.» Er lag auf der einen Seite des Bettes, halb zugedeckt mit einem Laken, und sah auf Modesty Blaise hinab. Sie schlief noch. Sie lag auf dem Bauch, hatte den Kopf ihm zugewandt und atmete langsam und gleichmäßig.
    Ihr Körper war gelöst, ihr Gesicht jung, zufrieden und wehrlos.
    Das Schlafzimmerfenster der Villa war offen, die weißen Fensterladen jedoch geschlossen. Die frühe Morgensonne drang durch die Holzjalousien und malte goldene Streifen auf ihren braunen Rücken und auf das Laken, das sie bis zur Taille bedeckte.
    Die Villa lag auf einer sanften Anhöhe, hinter welcher ein mit Jacaranda, Eukalyptus und Zwergpinien bestandener Hügel anstieg. Am Fuß der Anhöhe verlief entlang des Tagus die Straße zwischen Cascais und Estoril.
    Delgado legte einen Finger auf Modestys Nasenspitze, drückte leise und sagte noch einmal: «Herzlichen Glückwunsch.»
    Sie schnitt eine Grimasse, während sie erwachte, zog den Kopf zurück, öffnete die Augen und machte: «Hm?»
    Er grinste: «Ich sagte eben, herzlichen Glückwunsch.»
    Sie drehte sich auf den Rücken, hob die Arme und stieß das Laken weg. Sie dehnte und streckte jeden Muskel ihres Körpers, wie eine Katze, die vom Schlaf erwacht. Als sie sich wieder entspannte, hob sie den Kopf ein wenig und sah

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