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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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«Wir haben zwar noch genügend Zeit, aber ich suche mir inzwischen meine Sachen zusammen.»
    Er ging in das Klosett und ließ die Tür offen. Sie folgte ihm und blieb in der Tür stehen, um zuzusehen.
    Er kniete nieder und faßte das ziemlich lange, gebogene Abflußrohr unter dem Waschbecken. Die andere Hand gegen die Mauer gestemmt, hob er das Rohr, das er unterhalb der U-förmigen Biegung hielt, ruckartig an.
    Das Bleirohr bog sich dort, wo es in das Waschbecken mündete, und dort, wo es in der Mauer verschwand, ein wenig zur Seite.
    «Willie Garvin ist ein guter Junge und kann in die nächste Klasse aufsteigen», sagte sie.
    Er grinste, hieb fest gegen das Rohr und drückte es auf die andere Seite. Fünf Minuten lang beobachtete sie das Spiel der Muskeln auf seinen starken Schultern, während er das Rohr hin und her bog. Das war eine Arbeit für einen sehr kräftigen Mann und für einen, der wußte, wie er seine Kräfte sinnvoll einzusetzen hat.
    Zwischen jedem Stoß und jedem Ziehen entspannten sich seine Muskeln vollständig, so daß nicht eine Spur Energie vergeudet wurde.
    Das Rohr brach unmittelbar unterhalb des Beckens ab. Nun faßte er es mit beiden Händen und schaukelte damit leicht hin und her, bis es auch dort abbrach, wo es in die Mauer überging.
    «Zur Vorführung meines nächsten Tricks», sagte er, «werde ich die Unterstützung einer jungen Dame aus dem Publikum brauchen.»
    Sie gingen in das Zimmer zurück. Willie lockerte einen Fuß an seinem Bett, schraubte aber die Mutter nicht ganz herunter. Da der Bolzen sehr lang war, entstand nun ein etwa zwei Zentimeter langer Spielraum zwischen dem Fuß und dem Rahmen.
    «Du hältst das Rohr so in den Zwischenraum, daß die Mitte davon zwischen den Fuß und den Rahmen kommt, Prinzessin.»
    Sie gehorchte. Willie ergriff den Fuß nun am unteren Ende, und indem er die Hebelwirkung ausnützte, stieß er damit beständig zu, um das Bleirohr zwischen dem Fuß und dem Rahmen zusammenzuquetschen. Wieder und wieder stieß er hart zu, und Modesty sah, wie sich das Bleirohr langsam zu einer festen Stange abflachte.
    «So ist’s gut, Prinzessin.»
    Sie zog das Rohr heraus und reichte es ihm. Der abgeflachte Teil in der Mitte war etwa sieben Zentimeter lang, die Ränder waren rautenförmig auseinandergebogen.
    Willie begann den abgeflachten Teil gegen eine Kante am Rahmen des Eisenbettes zu wetzen. Bald zeigte sich eine dünne Kerbe, die sich rasch vertiefte, während dünne Späne des weichen Bleis abfielen. Nach einer Weile drehte er das Rohr um und machte eine ähnliche Rille auf der anderen Seite.
    Sobald er mit dem Ergebnis zufrieden war, bog er das Rohr mehrere Male hin und her. Es brach in der Mitte entzwei, und nun hatte er zwei kurze Stücke Bleirohr mit abstehenden gekerbten Rändern.
    «Ganz schön schwer, dieses Zeug», meinte er.
    «Ja.» Sie nahm eines der beiden Stücke in die Hand und wog es. Ihr Blick wurde sehr nachdenklich. «Ließe sich vielseitig verwenden.»
    Er sah sie rasch an. «Du hast eine Idee?»
    «Ich glaube, ja. Aber nicht für jetzt. Für andere Gelegenheiten, Willie.»
    Willie schraubte das lose Bein an dem Bett wieder fest und streckte sich bequem auf der Matratze aus. Modesty legte sich auf das andere Bett.
    «Habe ich dir jemals von dem japanischen Mädchen erzählt, das ich kannte und das Perlentaucherin war?»
    «Eine Perlentaucherin? Nein, Willie, das ist neu für midi.»
    «Sie war wunderbar, aber sie hielt immer den Atem an. Sie brachte es zuletzt schon bis auf zehn Minuten und praktizierte es bei den komischsten Gelegenheiten.»
    «Doch nicht etwa im Bett?»
    «Ehrenwort, Prinzessin, im Bett. Ich bin zu Tode erschrocken, als sie es das erste Mal machte. Es war einfach schauderbar.»
    Sie lachte. «Willie, ich bin mir nie sicher, ob du diese Mädchengeschichten nicht erdichtest.»
    «Ich erdichte sie nicht», erwiderte er sachlich. «Aber vielleicht ist irgend etwas an mir, das bizarre Mädchen anzieht.»
    Gerace rührte in seiner Kaffeetasse.
    «Hört zu», sagte er. «Ich will nicht, daß etwas schiefgeht. Wenn Blaise und Garvin so klug sind, wie wir denken, dann werden sie nach Einbruch der Dunkelheit an dem Fenstergitter zu arbeiten beginnen. Wenn sie weniger klug sind, dann werden sie morgen abend anfangen, wenn sie aber gar nicht klug sind –» er zuckte die Achseln –, «dann werden wir vielleicht unseren Spaß haben.» Er sah die Männer, die mit ihm im Speisezimmer der Villa saßen, der Reihe nach an. «Du räumst

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