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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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mit der Organisation gegründeten Spezialfonds ihre Pension erhielten.
    «Wie geht’s mit dem Arm, Nedič?»
    «Danke, gut. Man gewöhnt sich rasch daran, Mam’selle.» Er lächelte.
    «Es gibt jetzt ausgezeichnete Prothesen. Ich könnte dir eine –»
    «Danke, nicht nötig, Mam’selle. Wirklich nicht. Ich bin durchaus zufrieden.» Er sah sie fragend an. Die in seinem Haus hinterlassene, im alten ‹
Netz
›-Code abgefaßte Nachricht hatte nur die Aufforderung enthalten, nach Mitternacht hierherzukommen. «Sie brauchen etwas von mir?» fragte Nedič.
    «Ja. Krolli ist in der Zwangsarbeitsbrigade, auf der Baustelle für die neue Straße.» Sie wies mit einer Kopfbewegung ostwärts.
    «Krolli?» Nedič sah sie erschrocken an.
    «Ja. Er ist verpfiffen worden. Kennst du die neue Straße und die Gegend drum herum?»
    «Die kenn ich gut, Mam’selle. Liefere monatlich meinen Wein ins Lager.»
    «Baracken oder Zelte?»
    «Zelte. Leichter abzubauen, wenn die Baustelle verlegt wird.»
    «Scharf bewacht?»
    «Sehr scharf. Militär.»
    «Wie lang würden wir heute nacht zu Fuß bis zur Baustelle brauchen? Querfeldein?»
    Nedič überlegte ein wenig und sagte dann zögernd:
    «Wenn Sie noch so gut in Form sind wie damals, Mam’selle – dreieinhalb Stunden.»
    Sie mußte lächeln. «Wir sind immer noch die alten.
    Führst du uns?»
    «Keine Frage», sagte Nedič schlicht. «Aber um Krolli herauszuholen –
ich
bin nicht mehr der alte.» Er hob die Schultern und wies auf den Armstumpf.
    «Du kehrst um, sobald du uns hingeführt hast», sagte Modesty dezidiert. «Du mußt zu Hause sein, noch ehe wir etwas unternehmen, verstehst du?»
    «Aber das heißt doch … Sie wollen ihn bei Tag herausholen? Mitten aus dem Arbeitskommando?» Nedič starrte sie ungläubig an.
    «Wenn die Straße so verläuft, wie es auf unserer Karte eingezeichnet ist, dann könnte es eine Möglichkeit geben. Komm, schau dir’s an.»
    Mit Nedič in der Mitte nahmen die drei auf den Vordersitzen des Wagens Platz. Modesty schaltete die abgeschirmte Innenbeleuchtung ein und entfaltete die Karte auf ihren Knien. Sie zeigte auf eine Bleistiftlinie, die sich durch die Berge und an einem Nebenfluß des Lim entlangschlängelte.
    Nedič nickte, nahm ein abgebranntes Streichholz aus dem Aschenbecher und zeigte damit auf einen Punkt, wo die Bleistiftlinie direkt an den Fluß heranführte. «Bis hierher ist die Trasse ausgebaut, Mam’selle.
    Jetzt arbeiten sie hier am Berghang, überm Fluß.»
    «Sehr gut.»
    «Und wie wollen Sie ihn bei Tag herausholen?»
    «Kommt drauf an. Erst müssen wir sehen, bei welcher Arbeit Krolli eingesetzt ist und wie das Gelände verläuft.» Nedič lächelte ein wenig. «Freilich. Es kommt immer drauf an.»
    «Kann man den Wagen hier unbesorgt bis morgen nacht stehen lassen?» fragte Willie.
    «Müßte ein Zufall sein, wenn man ihn findet, Willie.
    Sie sind gut zweihundert Meter von der Straße weg, und die wird nur wenig befahren, fast nur von Pferdefuhrwerken. Ich glaube, ihr seid hier gut gedeckt.»
    Modesty faltete die Landkarte zusammen, knipste das Licht aus und stieg, von Nedič gefolgt, aus dem Wagen.
    Willie trat zum Kofferraum und holte zwei leichte Rucksäcke heraus. «Ich hoffe, wir haben alles, was wir brauchen», sagte er und hielt Modesty die Traggurte des einen Rucksacks hin.
    «Bitte, Mam’selle», sagte Nedič, «lassen Sie mich den tragen.»
    «Was fällt dir ein. Ich kann schon mit dir Schritt halten.»
    Nedič winkte ab. «Deswegen ist’s ja nicht. Es würde mir einfach Freude machen – wegen der alten Zeiten.»
    «Also gut», sagte sie und lächelte Nedič zu. «Wegen der alten Zeiten. Aber du kehrst um, sobald du uns zur Baustelle gebracht hast.
Entendu?
»
    Nedič nickte, aber sein Blick war voll Sehnsucht und Trauer. «
Entendu, mam’selle

    Es war schon spät am Nachmittag, aber die Sonne brannte noch immer.
    Krolli saß, nackt bis auf die Hose, auf dem offenen Fahrersitz der Planierraupe. Die meisten Arbeiter waren mit Spitzhacken, Schaufeln und Schubkarren am Werk, die Reste der Sprengung wegzuräumen, die die Planierraupe noch zurückgelassen hatte. Die Baustelle wurde von etwa einem Dutzend mit Gewehren bewaffneten Posten in grauen Hemden bewacht.
    Die Trasse war hier sehr breit angelegt, und man war nun dabei, sie in den Berghang zu sprengen. Hinter Krolli führte sie geradewegs etwa hundert Meter auf einen tiefen Bergeinschnitt zu, der ihren Verlauf unterbrach. Man hatte die Planierraupe auf

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